Drei Euro hat die Frau dem Mann mit den Rosen und dem Notizbuch gegeben. Ein Foto hatte er ihr gezeigt, darauf ein Mann mit einer Hasenscharte im Gesicht. Sein Freund, sagte er. Und dass er Geld für eine Operation sammle. "Er hat mir sehr leid getan", sagt sie. "Ob die Geschichte stimmt oder nicht, weiß ich natürlich nicht."

Die Szene hat sich abgespielt in der Fußgängerzone am Mittwochvormittag. Die Szene ist eine von vielen. Gleiche Uhrzeit, gleiche Straße: Keine zwanzig Meter weiter die Rietstraße hinunter setzen sich zwei eingemummte Frauen auf eine Bank, in der einen Hand hält die eine einen Stock, auf den sie sich, den Rücken gekrümmt, stützt. Die andere hält eine große Plastiktüte in der Hand, und etwas zu essen in einer Plastikbox. Sie setzen sich. Die Frau mit dem Stock hatte gerade noch die verbundene Hand zum Betteln ausgestreckt. Eingezogen hat sie sie, als sie die drei Mitarbeiter des Ordnungsamtes vorbeilaufen sah.

Zwei Bettlerinnen in der Rietstraße in Villingen. Bilder: Anja Greiner
Zwei Bettlerinnen in der Rietstraße in Villingen. Bilder: Anja Greiner | Bild: Anja Greiner

Der Mann mit den Rosen sei ihnen noch nicht aufgefallen, sagt einer der Mitarbeiter. Aber vom Wochenmarkt hätten sie gerade zwei bettelnde Frauen verscheucht. "Die haben da nichts zu suchen", sagt er, schaut dabei beiläufig nach links, sieht die beiden Frauen auf der Bank sitzen und sagt: "Ach ja, die beiden waren das."

Das, was Konstanz jetzt macht, verstärkt Streifen des Kommunalen Ordnungsdienstes in der Fußgängerzone einzusetzen und Lager konsequent zu räumen, sei in Villingen-Schwenningen bereits gang und gäbe. "Wir machen das seit über zehn Jahren", sagt Oxana Brunner von der städtischen Pressestelle. "Wir sind da schon lange und gut aufgestellt und gehen da seit Jahren extremer vor." Neben den Platzverweisen, die die Regel seien, habe man auch schon ein Zeltlager vor längerer Zeit geräumt, das unter der Brigach aufgebaut war.

Mit Rosen und einer rührseligen Geschichte verdient dieser Mann sein Geld.
Mit Rosen und einer rührseligen Geschichte verdient dieser Mann sein Geld. | Bild: Anja Greiner

Greift das städtische Ordnungsamt Bettler auf, müssen diese Sicherheitsleistungen für das eigentlich zu entrichtende Bußgeld hinterlegen. "Die Mitarbeiter nehmen ihnen dafür das Geld ab, das sie bei sich tragen", sagt Brunner. Das sind mal zehn Euro, mal 70 Euro. Das Bußgeld beträgt 60 Euro zuzüglich 28,50 Euro Verwaltungsgebühr. Eintreiben können sie das Geld in der Regel nicht.