„Hier kann jeder seinen Beitrag leisten und das Tolle ist, dass man gleich einen Erfolg sieht.“ Katharina Baudis, Geschäftsführerin der Regionalstelle des Bund für Umwelt- und Naturschutz wirbt für eine naturnahe Gartengestaltung. Hier würden Bienen und Insekten wieder Nahrung finden und einen Lebensraum. Denn auch hier in der Region ist das Bienen- und Insektensterben immens durch den zunehmenden Flächenverbrauch und den Einsatz von Pestiziden.

Eine Wespe fliegt auf eine Pfirsichblüte zu. Bild: Gambin
Eine Wespe fliegt auf eine Pfirsichblüte zu. Bild: Gambin

Wer wissen will, was er konkret tun kann, damit sich die kleinen Tiere in seinem Garten wohlfühlen, bekommt am Donnerstag bei einem Vortrag des BUND jede Menge praktische Tipps und Informationen. Sibylle Möbius ist Tierärztin in Radolfzell, langjähriges BUND-Mitglied und Fachwartin für Obst- und Gartenbau. „Da sie selbst einen naturnahen Garten hat, kann sie aus ihrer Praxis berichten, auf was Hobbygärtner achten sollten“, so Katharina Baudis. Möbius stellt verschiedene Biotopelemente vor, die sich für kleine und größere Gärten eignen, zum Beispiel Reisighaufen, Wildstaudenbeet, Trockenmauer, Tümpel oder gar einen Schwimmteich.

Den Garten ruhig etwas verwildern lassen, dann fühlen sich Insekten wohler und finden mehr Nahrung. Bild: Götz
Den Garten ruhig etwas verwildern lassen, dann fühlen sich Insekten wohler und finden mehr Nahrung. Bild: Götz
  • Verzicht auf Gift: Ganz wichtig ist der komplette Verzicht auf Gift. Was viele nicht wissen: Im Unkrautvernichtungsmittel Round-Up, das es in den Gärtenmärkten gibt, ist beispielsweise Glyphosat enthalten. „Auch auf den Einsatz von Salz oder Essig würde ich verzichten“, so Katharina Baudis. Beikräuter, sie spricht bewusst nicht von Unkraut, könnten umweltschonend ausgerupft oder abgeflammt werden.
  • Auf Artenvielfalt achten: Bei der Gartengestaltung solle man auf die Umgebung achten und sich fragen, was passt in die Landschaft, wie ist der Boden beschaffen? „Es wäre gut, wenn sich Gartenfreunde hier mehr an die natürlichen Gegebenheiten halten und nicht mit aller Gewalt einen exotischen Garten wollen, für den hier keine Voraussetzungen gegeben sind.“ Bei der Pflanzenauswahl rät Baudis von Zierpflanzen ab. Als konkretes Beispiel nennt sie die herrlich gelb-blühenden Forsythien. „Die bieten aber keinerlei Nahrungsmöglichkeiten für Bienen.“ Vom Artenschutz her bringe ein solcher Strauch überhaupt nichts. „Besser sind da heimische Sträucher wie Felsenbirne oder Liguster, der wirklich toll ist für Bienen und Schmetterlinge.“ Auch bei Stauden solle man darauf achten, keine Exoten einzukaufen. "Glockenblumen oder Salbei, der wunderbar blüht, sind hier gute Alternativen.“ Grundsätzlich solle man auf eine große Vielfalt achten und Pflanzen auswählen, die versetzt blühen und so das ganze Jahr über Bienen eine Nahrungsgrundlage bieten. Katharina Baudis weist auf die beliebte Stockrose hin, unverzichtbare Pflanze in jedem Bauerngarten. „Die ungefüllte natürliche Blütenform der Stockrose bietet uneingeschränkten Zugang für Insekten, die Blütenmutation der Stockrose dagegen ist ohne Wert für die Insektenwelt, weil die vielen Blütenblätter den Insekten kein Durchkommen ermöglichen."
  • Umdenken notwendig: Grundsätzlich fordert Katharina Baudis ein massives Umdenken: "Man muss sich lösen vom Schönheitsideal des ebenmäßig gestutzten Rasens, es muss nicht immer alles ganz akkurat sein." Naturnah lasse sich nicht vereinbaren mit super-gepflegt, ebenmäßig und durchgestylt. Einfach mal nicht so oft den Rasen mähen und keinen Mähroboter einsetzen, dann wäre der Natur schon viel geholfen, so Baudis.
  • Auf torfhaltige Blumenerde verzichten: Sehr gedankenlos seien viele Gartenfreunde auch beim Kauf von Blumenerde, indem sie torfhaltige Erde kaufen. "Dafür werden in Polen oder der Ukraine wertvolle Hochmoore zerstört", so Baudis. Gerade hier in der Region, wo man mit dem Naturschutzgebiet Schwenninger Moos vor Augen habe, wie wertvoll eine solche Moorfläche ist, sollte man mehr Aufgeschlossenheit erwarten. "Das Schwenninger Moos ist ja durch den Torfabbau auch beinahe zerstört worden und wird jetzt wieder renaturiert." Der BUND hält eine Liste parat, auf der alle torffreien Blumenerde-Sorten aufgelistet sind, die in den verschiedenen Bau- und Gartenfachmärkten verkauft werden. Auch die Kompostanlage in Villingen bietet torffreie Erde an.
Für viele Hobbygärtner ist Löwenzahn ein Graus, Bienen aber mögen die gelben Blüten. Bild: Götz
Für viele Hobbygärtner ist Löwenzahn ein Graus, Bienen aber mögen die gelben Blüten. Bild: Götz

Der Vortrag

Der Vortrag zur naturnahen Gartengestaltung findet am Donnerstag, 26. April, um 19 Uhr im Umweltzentrum auf der Möglingshöhe statt. Veranstalter ist der Bund für Umwelt- und Naturschutz, Referentin ist Sibylle Möbius, Tierärztin und Fachwartin für Obst- und Gartenbau. Bei der Regionalstelle des BUND im Umweltzentrum sind viele informative Broschüren mit vielen praktischen Tipps erhältlich. Wer konkrete Fragen hat zu einem naturnahen Garten hat, kann sich auch direkt an den BUND wenden: Telefon 07720/9933353, E-Mail bund.sbh@bund.net. Die Büro-Öffnungszeiten sind Montag und Mittwoch von 9 bis 12 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 15:30 bis 17 Uhr.

Bienen lieben Krokusse wie hier auf dem Hubenloch, im Vordergrund steuert eine Biene gerade die Blüte an. Hobbygärtner sollten also auf ...
Bienen lieben Krokusse wie hier auf dem Hubenloch, im Vordergrund steuert eine Biene gerade die Blüte an. Hobbygärtner sollten also auf jeden Fall Krokusszwiebeln pflanzen. Bild: Gambin

So fühlen sich Bienen im Garten wohl

Im Garten kann man einiges für Wildbienen tun. Als Faustregel gilt, dass man einheimische Pflanzen auswählen und auf eine große Vielfalt achten soll. Hier einige Tipps:

  1. . Küchenkräuter blühen lassen. Wildbienen mögen Thymian, Rosmarin, Majoran, Borretsch und Salbei.
  2. .Krokus-, Schneeglöckchen- oder Hyazinthenzwiebeln setzen. Diese Blüten schmecken Bienen ebenfalls.
  3. . Eine Wildblumenwiese anlegen, hierfür gibt es mittlerweile fertige Blumenmischungen. Diese gedeihen auch in einem Blumentopf auf dem Balkon, wenn man keinen Garten hat.
  4. . Die Wiese nur zweimal im Jahr und nicht vor Juni mähen.
  5. . Im Gemüsegarten auch mal was stehen lassen. Bienen erfreuen sich an Lauch-, Zwiebel- oder Rosenkohlblüten.

Video: 10 Gartentipps von August Bäuerle