Es war am 27. August 2019: Da brannte das ehemalige Weinhauses Schunk in der Warenburgstraße, Kreuzung Bertholdstraße. Die Wohnung im Obergeschoss wurde dabei ein Raub der Flammen, das hübsche Türmchen auf dem Erker blieb zwar erhalten, das Dach aber war in Mitleidenschaft gezogen worden, genau wie die Fassade des Hauses. Einige Tage später ordnete die Stadtverwaltung an, die Berholdstraße einspurig zu sperren. Es könnten Fassaden- oder Dachteile herunterfallen und den Verkehr gefährden, so die Befürchtung.
Engstelle fiel schnell auf
Am 22. September 2019, keine vier Wochen nach dem Brand, forderte der damalige Stadtrat Bertold Ummenhofer in einem Schreiben, dass auch dem SÜDKURIER zugestellt wurde, die Stadt auf, diese Sperrung wieder aufzuheben. Zu sehr, so Ummenhofer, litten die Autofahrer unter dem Stau, der sich jeden Feierabend an dieser Stelle bilde. Die Sperrung solle doch bitte schön auf den Gehweg reduziert werden, schlug der Freie Wähler-Stadtrat damals vor. Wobei natürlich „auch die Sperrung des an der Bertholdstraße zum Kino entlangführenden Gehwegs bald aufgehoben werden sollte“, ergänzte er wohlweislich.
Man beachte hierbei den Konjunktiv II, also die bloße Möglichkeit, dass etwas in nächster Zukunft geschieht. Und die Tatsache, dass nur die Rede von „Gehweg“ war. Obschon es sich bei diesem Weg um einen offiziellen und entsprechend markierten Geh- und Radweg handelt.
Ganz schön viele Konjunktive
Weil Ummenhofer sich, so scheint es, der Trägheit der Verwaltung bewusst gewesen sein muss, schlug er für die Erfüllung seines „bald“ vor, dass die Stadt „den Eigentümer doch verpflichten könnte, lose Ziegel und Fasadenplatten zu entfernen und das Gebäude auf diese Weise zu sichern“. Bei diesem Satz merke man sich den Konjunktiv II „könnte“.
Zwei Wochen später, am 9. Oktober 2019, erlöste die Stadtverwaltung die maximal leidgeprüften Autofahrer tatsächlich, die Sperrung der Bertholdstraße wurde zurückgebaut. Auf eine Hälfte des Rad- und Gehweges. Der allerdings mit der Zeit zusätzlich verengt wurde durch ein Baugerüst, eine Warnbake und eine Ampel auf geschlängelte 80 Zentimeter.
Seit über zwei Jahren tut sich nichts mehr
Seit nunmehr 900 Tagen also ertragen Radler, Fußgänger und Rollstuhlfahrer, die sich hier zu gewissen Tageszeiten drängeln, diese unangenehme Engstelle am verkehrsreichsten Knotenpunkt der Stadt. Und fragen sich, wann die ummenhofersche Konjunktive „bald“ und „könnte“ wohl eintreffen mögen. Nach weiteren 900 Tagen?