Herr Dusch, der Südbadische Fußballverband hat beschlossen, dass in diesem Jahr kein Spielbetrieb mehr ab Verbandsliga abwärts stattfinden soll. Gab es hierbei längeren Diskussionsbedarf oder wurde die Entscheidung schnell herbeigeführt?
Natürlich haben wir uns dazu ausgetauscht und das Ganze nicht einfach durchgewunken. Ein Konsens wurde dann aber schnell gefunden.
Andere Verbände, beispielsweise der Badische Fußballverband, haben sich bisher die Möglichkeit offen gelassen, den Spielbetrieb im Dezember fortzuführen. Weshalb geht der SBFV diesen Sonderweg?
Wir sehen die Schwierigkeiten, die die Wiederaufnahme im Dezember mit sich bringen würde. Sofern der Trainings- und Spielbetrieb Anfang des nächsten Monats aufgrund der Lage und der politischen Bestimmungen überhaupt wieder möglich wäre, könnte maximal noch ein Spieltag durchgeführt werden, da die Spieler mindestens zwei Wochen brauchen, um wieder fit für den Wettkampf zu sein. Ansonsten wäre die Verletzungsgefahr viel zu hoch. Zudem haben wir im südbadischen Verbandsgebiet auch einige Besonderheiten, wie zum Beispiel die klimatischen Bedingungen im Hochschwarzwald, die den Spielbetrieb im Dezember auch in normalen Zeiten erschweren.
Der Deutsche Fußballbund hat vor Kurzem die Politik aufgefordert, die Lockdown-Regelungen im Amateurfußball zu lockern. Steht der südbadische Fußball-Stopp für 2020 nicht konträr dazu?
Der DFB-Vorstoß diente vor allem dazu, Kindern und Jugendlichen im Amateurfußball eine Perspektive zu geben. Dass 2020 keine Punktspiele mehr stattfinden sollen, heißt ja auch nicht, dass nicht trainiert werden darf, sofern die politischen Vorgaben dies nach dem Lockdown wieder zulassen sollten. Aus unserer Sicht spricht nichts entgegen, dass die Vereine ihre Spieler im Dezember wieder auf den Trainingsplatz schicken – falls sie das für sinnvoll erachten.
Blicken wir auf das Jahr 2021: Welche Pläne hat der SBFV in der Schublade, um die Saison zu einem Ende zu bringen?
Wir werden uns in den nächsten Tagen Wochen intern und mit den Vereinen über mögliche Szenarien austauschen. Entscheidend ist, dass wir die Hinrunde zu Ende spielen können, um eine Grundlage für wertende Maßnahmen zu haben.
Die da wären?
Sicherlich wäre eine reguläre Fortführung des Spielbetriebs wünschenswert. Ein Abbruch wie in der vergangenen Saison wäre kein wünschenswertes Szenario. Allerdings könnten wir da schnell an unsere Grenzen stoßen, wenn das Ziel ist, am 30. Juni alles beenden zu können. Und es sind viele Unwägbarkeiten dabei. Problematisch wäre es, wenn nach Beendigung der Hinserie ein paar Spieltage der Rückrunde durchgeführt werden könnten, dann aber ein erneuter Lockdown dazwischenfunken würde. Dann wäre eine faire Wertung mit der Hinrunde als Maßstab nicht mehr möglich.
Dann wären Playoffs, die von Ihnen im Vorfeld der Saison schon einmal ins Spiel gebracht worden sind, eine denkbare Alternative?
Sicherlich wäre diese Spielform eine Möglichkeit, trotz eines beengten Zeitplans sportlich faire Entscheidungen herbeizuführen. Je nach Situation könnte man Playoffs auch variabel gestalten. Entweder spielt die obere Tabellenhälfte Titel und Aufsteiger aus und die untere den Klassenerhalt, oder man lässt – falls die Zeit drängt – jeweils nur das erste Drittel und das letzte Drittel spielen. Alle Möglichkeiten müssen nun umfassend betrachtet werden. Über allem steht, dass wir keine Auswirkungen auf die Saison 2021/2022 haben dürfen, da das nur eine Problemverlagerung wäre.
Das bedeutet wohl auch, dass es in dieser Spielzeit Absteiger geben wird, da sich sonst die Mannschaftsstärke in den einzelnen Ligen nochmal erhöhen würde.
Ganz genau. Absteiger wird es auf alle Fälle geben müssen. Wie im Falle einer Wertung mit den Zweitplatzierten verfahren werden würde, muss noch besprochen werden, da dies beim Abbruch der vergangenen Saison kontrovers diskutiert worden ist.
Wie zufrieden waren Sie in der bisherigen Hinrunde mit den Vereinen, was die Umsetzung des Hygienekonzepts angeht?
Die Vereine haben sich wahnsinnig viel Mühe gegeben, die staatlichen Hygiene-Vorgaben und unser Konzept umzusetzen. Denn es waren nur allgemeine Vorgaben, die nicht einfach übernommen werden konnten. Die Clubs haben ja unterschiedliche Voraussetzungen, was zum Beispiel die räumlichen Gegebenheiten anbelangt. Was ich selbst erlebt habe und was mir zugetragen wurde, war aber weitgehend positiv. Wenn es mal Verstöße gab, dann meistens aus den Reihen der Zuschauer.
Fragen: Markus Waibel