Fußball: – Ganz im Zeichen eines emotionalen und sehr persönlich gehaltenen Abschieds von Sportrichter Rainer Koller aus Bad Säckingen stand der dreistündige Bezirkstag der Hochrhein-Fußballvereine beim SV Jestetten. Der 52-jährige Funktionär hat sein Amt nach fast 30-jähriger Tätigkeit in verschiedenen Gremien des Bezirks aus beruflichen und privaten Gründen niedergelegt. Welche Wertschätzung Rainer Koller – trotz vielleicht manch bitterem Urteil aus seiner Feder – bei den Vereinen genossen hat, zeigte sich beim Abschiedsapplaus, zu dem sich die Versammlung ehrend erhob.
Das beeindruckende Fachwissen und die unkonventionelle Herangehensweise an die Fälle, habe ihn beeindruckt, ließ Werner Bolte, Kollers Nachfolger im Amt, im von Uwe Sütterlin verlesenen Abschiedsgruß verlauten. Sütterlin selbst kämpfte mit der Fassung: „Mir geht dein Rückzug sehr nahe. Wir hatten ein tolles Verhältnis“, betonte der Bezirksvorsitzende und überreichte ein Erinnerungsbild. Der Vorsitzende des SBFV-Rechtsausschusses, Gerhard Berger (Kappelrodeck), dessen Anreise für Koller eine besondere Ehre war, betonte, dass der Bad Säckinger bei seiner Arbeit stets das Wohl der Vereine im Auge hatte: „Du hattest sicher kein Amt, mit dem man sich Freunde macht.“

Koller bedankte sich für die ehrenden Worte. Dass ausgerechnet in seiner letzte Saison einige ungewöhnliche Urteilen für ein intensives Jahr sorgten, habe seinen Entschluss nicht befeuert: „Aber ich habe festgestellt, dass manche Dinge, die passiert sind, nicht in meine Welt und Vorstellung vom Fußball passen.“
Jene Aufreger, die Koller ansprach, waren Bestandteil der 574 Urteile. Zwölf Spiele wurden vorzeitig beendet. Je zwei Abbrüche wegen Tätlichkeit und Bedrohung der Schiedsrichter. Je ein Abbruch wegen Ausschreitungen und Rassismus. Bei vier Spielen hatten sich Spieler schwer verletzt, einmal hatte ein Team zu wenig Spieler auf dem Platz.
In Summe sank die Zahl der Urteile zwar um 149. Entsprechend reduzierte sich die Strafensumme von 22.968 Euro auf 18.454 Euro. Gesitteter ging es auf den Plätzen dennoch nicht zu. 190 Rote Karten (2018: 208) erzeugten eine Gesamtsperre von 605 (568) Wochen.
Strafzeiten, so SBFV-Vizepräsident Reinhold Brandt (Radolfzell) werden einer der 60 Punkte sein, die am Verbandstag in Denzlingen am 27. Juli, in den Satzungen und Ordnungen geändert werden sollen: „Künftig sollen Rotsünder für Pflichtspiele und nicht mehr nach Zeiträumen gesperrt werden.“

Stimmen die Delegierten zu, werde es künftig die Möglichkeit eines „Videobeweises“ geben: „Wir können dann Dingen nach gehen, die Schiedsrichter nicht gesehen haben“, so Brandt: „Über den Bezirk sollen Videos an die Sportrichter gelangen, um entsprechende Sanktionen aussprechen zu können.“

Nur kurz stockte die Besetzung der bezirklichen Fußballstaffeln, nachdem der Wechsel des SV Wollbach II in die C-2 und die Aufnahme des SV BW Murg III in die C-5 geklärt waren. T.I.G. Rheinfeldens Wunsch, wieder in die C-4 zu dürfen, wurde abgelehnt: „Sie wissen, dass es Vereine gibt, die nicht gegen Sie spielen wollen“, so Staffelleiter Wolfgang Spitz. Es war der FC 08 Bad Säckingen II, der nach Bekanntwerden dieses Wunsches sofort in die C-5 wollte. Diese Staffel war aber durch die Murger Neuaufnahme bereits „voll“. Nach einigem Hin und Her, sprach Spitz ein Machtwort: „Wir ändern nichts. T.I.G. Rheinfelden bleibt in der C-3.“ In die Ost-Staffel der Bezirksliga rücken die Frauen des FC 08 Bad Säckingen. Hier war durch den Rückzug der SG Görwihl II in die Kleinfeldstaffel ein Platz frei geworden.

Das Ende der Tagung nutzte Sütterlin zu einer persönlichen Erklärung: „Auch wenn mein viel stärker präsenter Vize Ralf Brombacher nicht mehr dabei ist, können Sie versichert sein, dass wir das Schiff schaukeln werden. Soll keiner glauben, dass ich keine Ahnung habe, nur weil ich eher ein stiller Typ bin, der nicht alles kommentieren muss. Meine Art werde ich nicht ändern. Aber ich erwarte von euch Respekt für meine Arbeit“, gab der 59-Jährige den Vereinen mit auf den Heimweg.“

Fußballausschuss
Bis 2021 wurde am Bezirkstag der Bezirksfußballausschuss (BFA) gewählt: Vorsitzender Uwe Sütterlin, Pressewart und Vize-Vorsitzender Gerd Eiletz (Nollingen), Frauenbeauftragte Katharina Kessler (Efringen-Kirchen), Integrationsbeauftragter Jürgen Jäckh (Schopfheim), die Sportrichter Werner Bolte (Lörrach), Karlheinz Vögtle (Rümmingen), Andreas Heimann (Rheinfelden), Ehrenamtsbeauftragter Roland Kuhne (Wehr), die Staffelleiter(innen) Kerstin Vetter (Jestetten), Sonja Schöpflin (Schallbach), Wolfgang Spitz (Stühlingen), Dieter Ruf (Murg), Hanspeter Stein (Weil). Zudem haben Jugendwart Harald Fengler (Albbruck) und Schiedsrichter-Obmann Hafes Gerspacher (Heitersheim) Sitz und Stimme im BFA. (gru)
Verbandstag will Änderungen beim Schiedsrichter-Soll beschließen
Fußball: (gru) Mehr Gerechtigkeit soll künftig den Einsatz der Schiedsrichter würdigen: „Bisher zählte für den Verein nur, wer das Soll von 20 Spielleitungen erfüllt hat“, so Bernhard Scherer (Waldshut) am Bezirkstag in Jestetten: „Leitet ein Schiri 100 Spiele, wird er einmal angerechnet. Leiten fünf Schiris je 20 Spiele, werden dem Verein fünf angerechnet.“ Clubs mit „Übersoll“ bekommen 150 Euro pro überzähligem Schiri vom Verband: „Die Kosten für Ausrüstung deckt das bei weitem nicht.“
Das soll sich beim Verbandstag am 27. Juli in Denzlingen ändern. Angedacht sei, so Scherer in seinem Referat, dass „künftig nach Spielleitungen abgerechnet wird, so dass jeder Einsatz zählt.“ Die Zahl der Schiris sei nun zweitrangig. Man wolle erreichen, dass Schiedsrichter nicht nur ihre 20 Spiele pfeifen.
Künftig gibt es „Soll-Spiele“, je nach Spielklasse der Mannschaften. Ein Bezirksligist hat 40 Spiele für die „Erste“, spielt die „Zweite“ in der Kreisliga B kommen 30 Einsätze dazu. Angerechnet werden auch Funktionäre im Schiedsrichterwesen mit bis zu 50 Spielen. Für überregional aktive Mannschaften multipliziert sich die Sollzahl um drei, weil hier auch Assistenten eingesetzt werden. So sind für eine Verbandsliga-Elf 150 Spiele anzusetzen.
Vereine, deren Schiris das Soll übererfüllen, bekommen pro 40 zusätzlicher Einsätze eine Prämie von 500 Euro überwiesen. Wer sein Soll weiter nicht erfüllt, wird allerdings auch stärker zur Kasse gebeten: „Die definitiven Sätze stehen aber noch nicht fest“, so Scherer, der zudem verkündete, dass nach fünf Jahren die Spesen der Unparteiischen leicht angehoben werden. Für ein Kreisliga-Spiel gibt es jetzt 33 Euro.