Das kleine Dorf Frick ist einmal mehr im Dino-Fieber: Diesmal ist der fiebrige Schub, der den Ort erfasst hat, zwei historischen Daten geschuldet: dem Fund des ersten Knochens vor 60 und der Eröffnung des Sauriermuseums vor 30 Jahren.
Es war Ernst Wälchli, Laborleiter der Tonwerke Keller AG, der 1961 in der Tongrube den ersten Saurierknochen fand. Was er dachte, als er auf den seltsam großen Knochen stieß, ist nicht überliefert. Ob er wohl ahnte, dass sein Fund der Anfang einer großen Geschichte ist? Möglich.
Eine der weltweit wichtigsten Fundstellen
Nicht ahnen konnte er aber, dass Frick Jahrzehnte später zu den weltweit wichtigsten Saurierfundstellen überhaupt gehören wird. Bis heute sind weit über 70 Saurier ausgegraben worden – und alle paar Jahre kommt es zu einem Sensationsfund: Mal kommt ein besonders großes, mal ein besonders kleines Exemplar eines Sauriers zum Vorschein.
1976 wurde die erste wissenschaftliche Grabung durchgeführt
Von solchen Funden war man in den ersten Jahren nach Wälchli‘s Fund allerdings meilenweit entfernt. Denn danach geschah erst einmal: nichts. Erst 1976, also 15 Jahre nach dem Knochenfund, kam es in der Tongrube zur ersten wissenschaftlichen Grabung.
Drei Jahre später wurde in einem Raum der Tonwerke ein provisorisches Museum eröffnet. Die Knochen, die in der Tongrube gefunden wurden, häuften sich und das Grabungsteam war sich sicher: Wir stehen kurz vor dem Durchbruch. Dieser kam 1985, als das erste vollständige Plateosaurierskelett zum Vorschein kam. Der Jubel war groß und die Frage, wo man den Fund adäquat ausstellen könnte, war auf dem Tisch.
Nicht alle hatten Freude an den Dinosauriern
Dass es doch eine beträchtliche Fraktion gab, welche die Funde lieber unter den Tisch fallen gelassen hätte, welche fand, die Dinos seien eine Belastung für das Dorf, kann man sich heute kaum mehr vorstellen.
Damals wurde über Sinn oder Unsinn eines Museums hitzig diskutiert. Der Entscheid fiel an der Gemeindeversammlung im November 1990: Der Souverän genehmigt das Museum, das dann knapp ein Jahr später, am
25. Oktober 1991, im Untergeschoss des Primarschulhauses eröffnet wurde. Dort, wo früher geturnt wurde, turnen nun seit 30 Jahren die Dinosaurier herum.

An Turnübungen fühlt sich bisweilen auch erinnert, wer Ausgrabungsleiter Ben Pabst zusieht, wie er sich mit seinem wallenden weißen Haarschopf behände auf dem Ausgrabungsplatz bewegt. Gefunden haben er und sein Team in den letzten Jahren unzählige Saurierknochen und immer wieder ist auch ein Sensationsfund darunter.
2006 etwa, als der erste Raubdinosaurier ausgegraben wurde. Zuerst fand man nur den Rumpf des 2,4 Meter langen Tieres, drei Jahre später kamen Schädelteile zum Vorschein.
Immer wieder geht es in Frick auch besonders groß und besonders klein zu und her. So 2015, als „XL“ gefunden wurde, mit seinen acht Metern ein besonders eindrückliches Exemplar eines Plateosauriers. Der Fund sorgte weltweit für Aufsehen – nicht nur in Fachkreisen.
Das Gegenteil, ein sehr kleines Exemplar, legten die Paläontologen wenig später frei. „Fabian“, wie er später getauft wurde, war ein rund ein bis zwei Jahre alter und 2,3 Meter langer Jungsaurier.
Die Liste der speziellen Funde ist lang. Groß war die Freude, als 2017 der zweite Fricker Raubdino an die Oberfläche kam – mit seinen 12 Metern zudem ein überaus prächtiges Exemplar seiner Gattung. Und gross war die Ehre, als der erste Fricker Raubdino 2019 als neue Art und Gattung seinen definitiven Namen erhielt: Notatesseraeraptor frickensis.
Dinos aus Frick auf internationaler Bühne
Inzwischen kann man die Fricker Saurier nicht mehr nur im eigenen Dorf bewundern: Die Dinos haben sich zu Exportschlagern gemausert. Seit 2017 sorgt Dino Ben, benannt nach Ben Pabst, im Königlichen Belgischen Institut für Naturwissenschaften in Brüssel für Furore, seit 2019 zeigt das Naturhistorische Museum in Wien einen Fricker Dino.
Zu Hause ist man stolz auf seine Dinos. Das zeigt sich auch im Dorf. Seit 2001 empfängt der Dino auf dem Kreisel beim A3-Center die Autofahrer.
2005 wurde ein Dinolehrpfad eröffnet, seit 2008 kann der Abfall in Dinokübeln entsorgt werden und seit 2018 kann man über den Saurierweg schreiten.
Das Sauriermuseum ist ebenfalls eine Erfolgsgeschichte. 2019 verzeichnete das Museum erstmals mehr als 10‘000 Besucher. Es wird auch laufend angepasst. So wird in diesem Jahr eine Triaslandschaft mit Dinosaurier- und Schildkrötenmodell eingebaut.
Nur eben: Das Museum stößt schon lange an seine Kapazitätsgrenzen. Ausgestellt werden kann nur ein kleiner Teil der Fundstücke. Das soll sich ändern: Die Vorarbeiten für ein neues Museum, direkt bei der Fundstelle, laufen. Damit es auch künftig heißt: Frick im Dino-Fieber.