Wer seinen Führerschein machen möchte, muss mittlerweile ordentlich Geld hinblättern. In Deutschland und in der Schweiz sind die Wege zur Fahrerlaubnis durchaus unterschiedlich. Theoretisch können sich die Fahrschüler in der Schweiz die (in Deutschland obligatorischen) Fahrstunden sparen, was den Führerschein natürlich deutlich günstiger macht. Wir haben nachgerechnet und blicken in beiden Ländern auf Vorbereitung, Theorie und Praxis. Die Preisangaben berufen sich auf den ADAC (D) und TCS (CH, Kanton Aargau).

Das Gesuch

Bevor man mit der eigentlichen Fahrpraxis beginnen kann, muss man zuerst einige Dinge beachten, das unterscheidet sich in beiden Ländern nicht groß.

Deutschland: Um in Deutschland einen Führerscheinantrag zu stellen, muss sowohl ein Erste-Hilfe-Kurs als auch ein Sehtest absolviert werden.

Jeder Fahrschüler muss einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren, bevor er einen Führerschein beantragen darf.
Jeder Fahrschüler muss einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren, bevor er einen Führerschein beantragen darf. | Bild: Martin Heine

Schweiz: In der Schweiz sieht es ähnlich aus, nur dass der Erste-Hilfe-Kurs einen anderen Namen trägt, Nothelferkurs nämlich. Zusammen mit Ausweis und Passfoto (Format entsprechend Anforderungen der jeweiligen Behörde) kann beim Straßenverkehrsamt ein Führerschein beantragt werden.

Preisvergleich:

  • Der Erste-Hilfe-Kurs kostet in Deutschland 60 Euro, für den Sehtest zahlt man je nach Optiker gar nichts bis sechs Euro. Die Beantragung des Führerscheins kostet dann zwischen 38 und 70 Euro.
  • Für einen Nothelferkurs bezahlt man in der Schweiz ungefähr 130 Franken, ein Sehtest kostet 20 Franken, auch hier können die Preise je nach Anbieter weichen. Die Weiterbehandlung des Gesuchs ist hingegen kostenlos, es fallen nur noch 20 Franken für die ID-Prüfung an. Die Schweiz ist also teurer, wenn es darum geht, die ersten Schritte auf dem Weg zum Führerschein einzuleiten. Zieht sich dieser Trend auch im weiteren Verlauf fort?
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Die Theorieprüfung

Schweiz: In der Schweiz bekommt man nach spätestens drei Wochen eine Einladung zur Theorieprüfung, für die man sich in der Regel online anmelden kann. Die Prüfung umfasst 50 Multiple-Choice-Fragen mit 150 Punkten, wobei 15 Fehlerpunkte erlaubt sind. Das Erlernen des Stoffs erfolgt heutzutage praktisch nur noch über Online-Lernmittel. Anmelden darf man sich sobald man 17 ist. In der Schweiz ist eine bestandene Theorieprüfung Voraussetzung dafür, auf die Straße gelassen zu werden.

Fahrschüler bereiten sich mithilfe eines Online-Lernprogramms auf die Theorieprüfung vor.
Fahrschüler bereiten sich mithilfe eines Online-Lernprogramms auf die Theorieprüfung vor. | Bild: Rasmus Peters

Deutschland: In Deutschland sieht es mit der Theroie ganz anders aus. 14 Unterrichtseinheiten à 90 Minuten müssen besucht werden, sie decken alle wichtigen Bereiche des Straßenverkehrs ab. Bei der theoretischen Prüfung werden aus einem Pool von über 1000 Fragen 30 Stück ausgewählt, zehn Fehlerpunkte sind zugelassen. Anmelden darf man sich frühestens drei Monate vor Erreichen des Mindestalters. Anders als in der Schweiz, absolviert man die theoretische Prüfung, nachdem man bereits praktische Erfahrung gesammelt hat.

Preisvergleich:

  • Rund 20 Franken kostet der Online-Zugang zum Prüfungs-Stoff und 30 Franken die Prüfung selbst. Damit ist die Schweiz bei diesem Punkt deutlich günstiger unterwegs als Deutschland.
  • Deutsche Fahrschulen verlangen eine Grundgebühr von 350 bis 565 Euro. Hier sind die Theoriestunden schon mit inbegriffen, das Lernmaterial kostet jedoch mindestens weitere 88 Euro. Die Vorstellung zur theoretischen Prüfung, die meist durch die Fahrschule selbst erfolgt, kostet dann nochmals zwischen 60 und 137 Euro. Die Prüfungsgebühr beträgt weitere 25 Euro.

Die Fahrstunden

Jetzt wird es interessant: Während es in der Bundesrepublik eine vorgeschriebene Anzahl an Sonderfahrten gibt, können Schweizer auch ganz ohne Fahrstunden zum Führerschein kommen.

Schweiz: Der sogenannte Lernfahrausweis ermöglicht es, in Begleitung eines Beifahrers, der 23 Jahre alt ist und seit mindestens drei Jahren einen Führerschein besitzt, eine preisliche Hürde zu umgehen. Im Rahmen dieser Lernfahrten kann man ohne Fahrlehrer das Autofahren erlernen. In der Regel entscheiden sich die meisten dennoch dafür, einige Fahrstunden zu besuchen, wie viele, liegt am eigenen Ermessen.

Den Lernfahrausweis sollte man bei Lernfahrten immer dabei haben, hier der Lernfahrausweis von Auto Christian Wiesenberg.
Den Lernfahrausweis sollte man bei Lernfahrten immer dabei haben, hier der Lernfahrausweis von Auto Christian Wiesenberg. | Bild: Christian Wiesenberg

Deutschland: Deutsche Fahrschüler müssen sich hingegen an strikte Vorgaben halten, bevor sie die praktische Prüfung beginnen können. Die fünf Überland-, vier Autobahn- und drei Nachtfahrten müssen im Rahmen einer Fahrstunde vollbracht werden, dazu kommen noch die grundlegenden Einheiten. Hier gibt es auch in Deutschland keine Mindestanzahl, es wird mit durchschnittlich 18 Übungslektionen à 45 Minuten gerechnet.

Preisvergleich:

  • Rechnet man, bei einem Preis von 55 bis 77 Euro pro Lektion, mit 18 Übungsfahrstunden, kommt ein deutscher Fahrschüler bei ungefähr 990 bis 1386 Euro heraus. Hinzu kommen die etwas teureren Sonderfahrten (60 bis 95 Euro pro Fahrt). 720 bis 1140 Euro können da noch auf den Fahrschüler zu kommen.
  • Der Ausstellung des Lernfahrausweises kostet in der Schweiz 50 Euro. Nimmt man neben der Möglichkeit der Lernfahrten auch noch Fahrstunden, landet man mit 20 Lektionen (à 90 Franken) bei rund 1900 Franken, zuzüglich der einmaligen Admin- und Versicherungsgebühr von 100 Franken. Preislich also doch relativ ähnlich zu Deutschland.

Die praktische Prüfung

Die Anmeldung zur Fahrprüfung erfolgt durch den Fahrlehrer, er erkennt, sobald ein Schüler dazu bereit ist.

Schweiz: In der Schweiz muss zwischen Theorie- und Praxisprüfung ein Jahr vergehen, solange der Schüler das 20. Lebensjahr noch nicht beendet hat. Diese Einschränkung soll unerfahrene Autolenker vom Straßenverkehr fernhalten.

Das „L“ wird an der Heckpartie des eigenen Autos angebracht und lässt so andere Verkehrsteilnehmer erkennen, dass ein Lernender am ...
Das „L“ wird an der Heckpartie des eigenen Autos angebracht und lässt so andere Verkehrsteilnehmer erkennen, dass ein Lernender am Steuer sitzt. | Bild: Christian Wiesenberg

Die Prüfung selbst läuft in beiden Ländern ähnlich ab. Der Prüfer gibt Anweisungen, bei schwerwiegenden Fehlern fällt man sofort durch. Während in Deutschland der Fahrlehrer mitfährt, ist der Prüfling in der Schweiz mit dem Prüfer alleine.

Preisvergleich:

  • Die Anmeldung zur praktischen Prüfung kostet in Deutschland 160 bis 289 Euro, während sie in der Schweiz kostenlos ist. Für die Prüfung an sich besteht kein großer Kostenunterschied. Im Kanton Aargau werden 125 Franken verlangt, in Deutschland zahlt man 130 Euro.

Prüfung bestanden – Ziel erreicht, oder doch nicht?

Deutschland: In Deutschland erhält man den Führerschein nach erfolgreicher Prüfung meist direkt vor Ort, sofern man das Mindestalter erreicht hat und sofort selbstständig Auto fahren.

Schweiz: Bei bestandener Fahrprüfung in der Schweiz unterzeichnet der Prüfer den Lernfahrausweis, dieser dient als provisorischer Ausweis. Der offizielle Führerschein wird per Post zugestellt. Die Fahrausbildung ist damit aber noch nicht abgeschlossen.

In Deutschland erhält man den Führerschein direkt im Anschluss an die Fahrprüfung.
In Deutschland erhält man den Führerschein direkt im Anschluss an die Fahrprüfung. | Bild: Sina Schuldt/dpa

WAB-Kurs und VKU

Der Führerschein wird nämlich für drei Jahre nur auf Probe ausgestellt. Innerhalb der ersten zwölf Monate muss ein WAB-Kurs (Weiterausbildung) besucht werden. Nach dem Motto „Lernen durch eigene Erfahrungen“ sollen Neulenker ihren Verkehrssinn schärfen und dadurch Gefahren frühzeitig erkennen.

Die Schweizer müssen einen weiteren Kurs besuchen, der in Deutschland nicht existiert. Im Verkehrskundeunterricht (VKU) wird man ebenfalls aus Gefahrensituationen geschult. Der VKU ist im Gegensatz zum WAB-Kurs allerdings theoretisch und dient mehr als Vorbereitung auf die praktische Prüfung. Deswegen ist er bereits vor der Fahrprüfung zu absolvieren.

Kosten: Der VKU kostet je nach Anbieter um die 200 Euro, ohne TCS-Mitgliedschaft wird der WAB-Kurs mit 450 Franken vergütet. Der auf Probe ausgestellte Führerschein ist den Behörden 35 Schweizer Franken wert, die spätere Umwandlung in den definitiven kostet weitere 35 Franken.

Das Fazit

Bild 6: Ist der Führerschein in der Schweiz billiger? Ein Vergleich von den Fahrstunden bis zur Prüfung
Bild: Schönlein, Ute
Bild 7: Ist der Führerschein in der Schweiz billiger? Ein Vergleich von den Fahrstunden bis zur Prüfung
Bild: Schönlein, Ute

Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Während in Deutschland die Fahrstunden verpflichtend sind, ist man in der Schweiz etwas freier. Welcher Weg der bessere ist, ist schwierig zu sagen. Beatrice Kägi, Leiterin einer Fahrschule im Kanton Zürich, findet aber: „Private Übungsfahrten sind relativ wichtig, weil sie dir Routine geben.“

SÜDKURIER-Reporter Christian Wiesenberg hat den Führerscheinerwerb in Deutschland und der Schweiz verglichen. Gibt es Überraschungen?
SÜDKURIER-Reporter Christian Wiesenberg hat den Führerscheinerwerb in Deutschland und der Schweiz verglichen. Gibt es Überraschungen? | Bild: Christian Wiesenberg

Einen Schritt zurück: Bei der Theorieprüfung muss man unseren Nachbarn deutlich anerkennen, dass ihr System besser funktioniert. Die Terminwahl ist frei und flexibel, die Durchfallquoten deutlich geringer als hierzulande. Ganz zu schweigen von den höheren Kosten in Deutschland, die man hat, um überhaupt dort antreten zu können.

Vergleicht man den Gesamtpreis, landet man bei ungefähr 3000 Franken (mit 18 Fahrstunden) gegenüber 2400 bis 3500 Euro laut der entsprechenden Behörden. Abhängig sind die genauen Kosten von der Anzahl Fahrstunden und der Anbieter. In den vergangenen Jahren ist der Preis für den Führerschein aufgrund gestiegener Fixkosten und Spritkosten deutlich gestiegen, wie Recherchen aus dem Jahr 2024 zeigen. 

Man sieht also, Schweizer müssen nicht mehr zahlen als Deutsche, um an einen Führerschein zu gelangen.

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