Dass der Führerschein immer teurer wird, ist kein Geheimnis mehr. Je nach Zahl der abgelegten Fahrstunden, wie oft man durch die Prüfungen rasselt und Region, muss man laut Zahlen des ADAC bis zu 4500 Euro auf den Tisch legen, um sich hinter das Steuer setzen zu dürfen. Kosten zu sparen ist in Deutschland kaum möglich. In der Schweiz allerdings darf man für die praktische Prüfung im Straßenverkehr privat üben – wird der Führerschein damit auch günstiger?

Wie funktioniert der Führerschein in der Schweiz?

In der Schweiz besteht grundsätzlich keine Fahrausbildungspflicht, sondern lediglich eine Prüfungspflicht, erklärt es der Präsident des Schweizer Fahrlehrerverbands L-Drive, Michael Gehrken.

Laut dem Touring Club Schweiz (TCS), dem Schweizer Pendant des ADAC, sieht der Weg zum Führerschein dort wie folgt aus: Man legt einen Erste-Hilfe-Kurs und einen Sehtest ab und reicht dann ein Lernfahrgesuch ein. Dann folgt die Theorieprüfung, auf die man eigenständig lernt. Nach bestandener Theorie bekommen Fahrschüler den Lernfahrausweis und dürfen auf der Straße Fahrerfahrung sammeln.

Als Schweizer Fahrschüler darf man also ganz privat das Fahren üben und nicht nur mit dem Fahrlehrer. Nachdem man ausreichend Fahrerfahrung gesammelt hat, geht es in die praktische Prüfung.

Michael Gehrken, Präsident des Schweizer Fahrlehrerverband L-Drive
Michael Gehrken, Präsident des Schweizer Fahrlehrerverband L-Drive | Bild: L-Drive

Diese wird laut Michael Gehrken von kantonalen Straßenverkehrsämtern vorgenommen. Nach Bestehen der praktischen Prüfung bekommen die Fahrschüler den Führerschein auf Probe für drei Jahre. In den ersten zwölf Monaten muss ein obligatorischer, praktischer Fahrkurs absolviert werden.

Dieser dauert laut Wölfli rund sieben Stunden und man lernt unter anderem nachhaltiges Fahren und den Umgang mit unsicheren Verkehrsbedingungen wie glatten Straßen. Der Kurs muss absolviert werden, damit Fahrschüler einen unbefristeten Führerschein bekommen können.

Braucht es in der Schweiz trotzdem Fahrstunden?

„Grundsätzlich ist niemand verpflichtet, bei einer Fahrschule eine Ausbildung zu absolvieren“, sagt Michael Gehrken und auch der Mediensprecher des TCS, Marco Wölfli, erklärt, dass Fahrschüler, die häufiger privat üben, auch weniger Fahrstunden benötigen – das wirke sich natürlich auf die Kosten aus, denn rein theoretisch braucht es gar keine Fahrstunden beim Fahrlehrer.

Ein gesetzliches Minimum an Fahrstunden gibt es laut dem Sprecher vom TCS nämlich nicht. Trotzdem nehmen laut Gehrken die meisten Junglenker Fahrstunden beim Fahrlehrer in Anspruch, im Schnitt sind das laut ihm 25 bis 30 Fahrstunden.

Damit bewegen sich die Kosten laut ihm für eine Fahrerlaubnis in der Schweiz in einem ähnlichen Rahmen wie in Deutschland. Auch hängt der Preis für einen Führerschein vom Kanton ab, sagen Gehrken und Wölfli.

Warum ist das System so anders?

Laut Michael Gehrken basiere das System, „wie vieles in der Schweiz“, wie er sagt, auf Selbstverantwortung. „In der Schweiz ist es schwierig, ein System zu ändern, nur weil es im benachbarten Ausland anders läuft“, sagt er dazu. „Anders zu sein, gehört hierzulande zum Schweizer Alleinstellungsmerkmal.“

Gibt es auch Kritik am Schweizer System?

„Es soll nicht nur um Bestehen der Prüfungen gehen“, sagt Wölfli vom TCS. Vielmehr sollen Fahrschüler laut ihm auch das sichere und ressourcenschonende Autofahren lernen und im Verkehr bestehen können.

Marco Wölfli, Mediensprecher vom Touring Club Schweiz (TCS)
Marco Wölfli, Mediensprecher vom Touring Club Schweiz (TCS) | Bild: TCS Schweiz

Auch nach der Ansicht von vielen Fahrlehrern hat sich das System laut Gehrken nicht bewährt. So ziehe sich die Ausbildungsphase in die Länge, was für die Lernmotivation kaum förderlich sei.

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Auch sei die Aufgabe von Fahrlehrern eher schwieriger geworden, selbst wenn man von Anfang an einen Fahrlehrer konsultiert hat. Laut Gehrken würden die privaten Lernfahrten dazu führen, dass Fahrschüler falsche Automatismen einüben.

„Der Aufwand, dies zu korrigieren, ist ungleich höher, als wenn man dies von Anfang an und ausschließlich mit einem Ausbildungs-Profi machen würde“, sagt Gehrken.

Darf man seinen Führerschein in der Schweiz machen, wenn man in Deutschland wohnt?

Nein. Laut dem ADAC Südbaden gilt in Deutschland sowie in allen anderen EU-Mitgliedsstaaten das Wohnsitzprinzip. Die Fahrerlaubnis muss dort erworben werden, wo man seinen Wohnsitz hat. Damit soll unter anderem der Führerscheintourismus unterbunden werden.