Am 29. Juni beginnt in Florenz das wichtigste Radrennen der Welt. Der zuletzt verletzte Titelverteidiger Jonas Vingegaard gibt sein Comeback, während Tadej Pogacar auf der Jagd nach dem Double ist. Radsport-Fans hoffen auf ein erneutes Duell der beiden Superstars.
Es bleibt spannend bis zum letzten Tag
Weil das Radrennen wegen der Olympischen Spiele in Paris dieses Mal nicht mit einem Sprint auf den Champs Élysées endet, sondern mit einem Zeitfahren in Nizza, wird die Gesamtwertung auch dann erst entschieden. Sonst steht der Sieger meist mit der letzten Bergankunft fest und kann sich auf der 21. Etappe mit seinen Teamkameraden Champagner schlürfend vom Publikum in der französischen Hauptstadt feiern lassen.

Und auch der Auftakt in Italien wird besonders: Schon in der ersten Etappe stehen fast 4000 Höhenmeter auf 200 Kilometern Renndistanz an, für Sprinter gibt es in diesem Jahr also keine Hoffnung auf einen Tag im begehrten gelben Trikot. Dafür könnte einem Klassement-Fahrer ein Start-Ziel-Sieg in Gelb gelingen.
Es könnte einen Vierkampf um den Titel geben
Apropos Klassement-Fahrer: Zwar konnten sich drei der vier Topfavoriten sturzgeplagt nicht perfekt vorbereiten, es scheinen aber alle rechtzeitig fit zu werden.
Die beiden Slowenen Tadej Pogacar und Primoz Roglic, der Däne Jonas Vingegaard und der Belgier Remco Evenepoel haben verschiedene Stärken und stehen an ganz unterschiedlichen Punkten in ihren Karrieren. Ein so vielfältiges Favoritenfeld gab es vielleicht noch nie. Mit mehr Topfavoriten als Podiumsplätzen wird also auch der Kampf um Silber und Bronze die Zuschauer bis zum Schluss fesseln.
Als aussichtsreichster Kandidat muss dabei Tadej Pogacar gelten, dem schon beim Giro d‘Italia im Mai nur ein Tag im rosa Trikot des Gesamtführenden fehlte. Von der dritten bis zur letzten Etappe war es ihm dann nicht mehr zu nehmen.
Man kann die anderen schwitzen lassen
Während die Spiele der Fußball-Europameisterschaft in der K.-o.-Phase im Juli zunehmend die Nerven des Publikums aufreiben dürften, kann man sich mit einer mehrstündigen Bergetappe der Tour de France entspannt mit einem Kaltgetränk unter einem Sonnenschirm verkriechen und den anderen beim Leiden zusehen, während der sonore Klang der Kamerahubschrauber und Erzählungen über französische Burgen und Schlösser am Wegesrand das Gemüt beruhigen.

Auch der geneigte Sportfan braucht Pausen von all der Aufregung! Und die Aufnahmen aus den Alpen und von der Côte d‘Azur sind ja immer auch ein wenig Urlaub für die Augen der Daheimgebliebenen.
Endlich mal gute Nachrichten aus Frankreich
Der befreundete Nachbar war zuletzt hauptsächlich durch Chaos und Krise wahrnehmbar, mit völkerverbindenden Olympischen Spielen und dem größten Radsportereignis der Welt kehrt das Potenzial für Freude zurück in die Grande Nation.
Wenn das so gut läuft wie mit der Fußball-EM in Deutschland, wer weiß – vielleicht kann der Sport trotz seiner Spannung ein wenig Beruhigung und den Geist der Freundschaft zurück ins alte Europa bringen.
Die Deutschland-Fähnchen können bleiben
Falls Deutschland bei der Fußball-EM ausscheidet, kann das schwarz-rot-goldene Fähnchen noch ein paar Tage im Autofenster klemmen bleiben. Zwar fehlt den Deutschen nach wie vor ein echter Kandidat für den ersten Gesamtsieg nach Jan Ullrich im Jahr 1997. Und ein paar der deutschen Starter werden ganz im Dienst ihrer Kapitäne stehen und ihnen für einen Gesamtsieg zuarbeiten.
Mit den Sprintern Pascal Ackermann und Phil Bauhaus sowie dem erfahrenen Bergfahrer Simon Geschke, der sich auch viel im Schwarzwald auf seine letzte Tour de France vorbereitet hat, könnte es aber den einen oder anderen Tagessieg geben.
Auch auf den Augsburger Georg Zimmermann lohnt ein Blick: Nach einem zweiten Platz auf der zehnten Etappe im vergangen Jahr wird er motiviert auf die Jagd gehen. Und zuletzt an alle Teilnehmer: Keine Macht dem Doping!