Viele Radprofis wohnen in Monaco oder im spanischen Girona, wo auch im Winter mildes Wetter herrscht und im Sommer die großen Berge der Alpen und der Pyrenäen nicht weit sind. Der deutsche Tour de France-Etappensieger Simon Geschke hat sich aber anders entschieden: Er lebt in Freiburg, sein Rennradrevier ist der Schwarzwald.
Kann man sich also auch mit Feldberg, Schauinsland und Kandel auf die größten Radrennen der Welt vorbereiten? „Auf jeden Fall“, findet Geschke, der im Jahr 2022 immerhin neun Etappen lang das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers der Tour de France trug – länger als jeder Deutsche zuvor.
Welchen Berg fährt der Profi am liebsten hoch?
Der gebürtige Berliner weiß also, wovon er spricht. „Am liebsten fahre ich den Schauinsland hoch“, sagt Geschke. Der sei erstens besonders gut zu erreichen aus seiner Heimatstadt. Und biete zweitens einen langen, gleichmäßigen Anstieg für alle möglichen Trainingseinheiten. Die Nordwestanfahrt ist etwa 18 Kilometer lang und geht bei durchschnittlicher Steigung von 5,2 Prozent 927 Höhenmeter hinauf.
Und: Im Sommer ist es am Schauinsland schön schattig, sagt der Radprofi. Alternativen wären Kandel und Feldberg, der Belag des ersten wird im oberen Bereich aber ziemlich ruppig, und auf dem Feldberg ist meistens viel Verkehr.
Verkehr im Schwarzwald
Apropos – wie ist es mit den natürlichen Feinden des Radfahrers, den Auto- und Motorradfahrern im Schwarzwald? Da gibt es große regionale Unterschiede, wie der Umgang miteinander klappt. „An Wochenenden im Sommer kann man schon fast sagen, dass der Schwarzwald ein bisschen im Verkehr erstickt“, sagt Geschke.
Am Schauinsland sind Motorräder an Wochenenden sogar verboten; so ist dort etwas weniger los als im restlichen Mittelgebirge. Geschke: „Als Radfahrer kann man überall Probleme bekommen. Es ist eine Frage der gegenseitigen Rücksicht.“
Er fährt selbst gerne Motorrad und kennt also auch den anderen Blick. „Klar ist es auch andersherum manchmal nervig“, sagt der Radprofi. Grundsätzlich nimmt er die Autofahrer im Schwarzwald aber als entspannt wahr.
Terrain für Fortgeschrittene
Das Terrain im Schwarzwald findet Simon Geschke insgesamt anspruchsvoll, „für Fortgeschrittene“, sagt er. Wenig ebene Meter, meistens geht es irgendwie bergauf oder bergab, „selbst in den Tälern“. Eine Lieblingsabfahrt hat er zwar nicht, aber „über 80 Stundenkilometer kriegt man auf den meisten Abfahrten leicht hin“, erzählt der 37-Jährige.
Eine wichtige Frage für alle Amateurradfahrer, schließlich gehört der sogenannte „Coffee-Ride“ – die Kaffeerunde mit Freunden – untrennbar zum Sport dazu: Wo gibt es den besten Kaffee im Schwarzwald? „Zum Beispiel bei der Velostation in Hügelheim“, sagt Geschke. Das liegt zwar am Rand an der Rheinebene, lässt sich aber gut mit Hochblauen verbinden, der gemeinsam mit Feldberg, Schauinsland und Belchen zu den „big four“, den großen Vier im Schwarzwald gehört.
Das Leben nach dem Sport
Geschke ist auch gerne mit dem Mountainbike unterwegs oder mit dem Gravel-Bike – für jede Disziplin gibt es im Schwarzwald beste Strecken. „Mit dem Mountainbike kann man hier fast noch mehr Spaß haben als mit dem Rennrad“, sagt er. „Es ist ein Riesen-Spielplatz für Radfahrer.“
Ob er aber nach seinem Karriereende in der Region bleibt, weiß er noch nicht. „Da hat auch meine Frau ein Wörtchen mitzureden“, sagt Geschke. Die nächste Saison wird wohl seine letzte sein, er ist dann 38 Jahre alt. Da möchte er noch einmal an 2022 anknüpfen, eines seiner erfolgreichsten Jahre. Mit der abgelaufenen Saison war er nämlich nicht so zufrieden. Und dann geht es ganz anders um die Zukunft: „Was ich nach dem Sport mache, steht noch in den Sternen.“