Steigende Durchfaller-Quoten bei den Prüfungen für den Autoführerschein. Fachleute glauben, dass komplexere Verkehrssituationen die Ursache sind. Eine eindeutige Antwort bleibt bisher aus: „Wir stochern noch etwas im Nebel“, sagt Hendrik Pistor, Referatsleiter für junge Kraftfahrer beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat. Was glauben Experten?
- Die Prüfung: Die Theorieprüfung ist heute schwieriger als Früher. Grundsätzlich seien mehr Fragen hinzugekommen, erklärt Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg. Auch das Medium habe sich verändert und das mache es schwieriger, Fragen richtig zu beantworten. Mittlerweile müssen Prüflinge auf einem Tablet Verkehrssituationen in kurzen Filmen richtig beantworten. Auf den Papierbögen waren bestimmte Verkehrssituationen immer gleich illustriert. "Es kommt aber noch besser: Die Antwortmöglichkeiten wurden nie umgestellt, weil die Auflage der Testbögen riesig war", so Klima.
- Mehr Migranten: Klima macht auch mehr Migranten für die höhere Durchfall-Quote verantwortlich. "Die meisten haben nur wenig Erfahrung im Straßenverkehr und fangen bei Null an", erklärt der Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes. In Deutschland würden Kinder schon früh mit dem Straßenverkehr konfrontiert. "Schon im Kindergarten machen die meisten einen Fahrrad-Führerschein und lernen die Grundsätze. Wer keinerlei Erfahrung aus dem Alltag hat, hat es natürlich schwerer."
- Führerschein unwichtiger: Turbo-Abi, Freizeitstress, Wechsel in den Job – junge Leute sind vielen Anforderungen ausgesetzt, weiß der Klima. Der Führerschein laufe nebenher. Er sei nicht mehr Priorität Nummer Eins.
- Das Smartphone: Jochen Klima macht auch moderne Medien dafür verantwortlich, dass immer mehr Prüflinge die Tests nicht bestehen. "Viele junge Menschen schauen auf dem Rücksitz nicht mehr aus dem Fenster, stellen Fragen oder beobachten, wie gekuppelt wird. Heute starren alle nur noch auf das Smartphone und lernen dabei nichts übers Autofahren", sagt er.
- Zeitdruck und Kosten: Ein Führerschein kostet heute durchschnittlich 1800 bis 2200 Euro. Für Durchfaller kommen Kosten für weitere Fahrstunden dazu, eine erneute TÜV-Prüfungsgebühr – in Baden-Württemberg für die Praxisprüfung 91,75 Euro – und Anmeldekosten, die Fahrschulen berechnen. Doch gerade die Theorieprüfungen machen Probleme. Dass Prüflinge dabei unendlich viele Versuche haben, ist laut Jochen Klima problematisch. Der Anspruch, beim ersten Mal zu bestehen, sei gering. Das wirke sich negativ aufs Lernverhalten aus.
- Empfehlung: Jochen Klima appelliert an die jungen Fahrschüler, genug Zeit ins Lernen zu investieren. "Wer kurz vor dem Geburtstag mit dem Führerschein anfängt, hat wenig Chancen auf Anhieb zu bestehen."