Eine Mehrheit der Menschen in der Europäischen Union ist gegen die regelmäßige Zeitumstellung. Und trotzdem müssen sie weiter fleißig an den Uhren drehen. Woran das liegt? Bisher haben die Regierungen im EU-Rat noch keine gemeinsame Position gefunden, ob sie dauerhaft Sommer- oder Winterzeit wollen.

1. Die Gesundheit leidet

Mehrere wissenschaftliche Studien haben bereits eine Verbindung zwischen Zeitumstellung und gesundheitlichen Problemen hergestellt. In einer Langzeitbeobachtung hat etwa die Krankenkasse DAK beobachtet, dass der halbjährliche Wechsel zwischen Sommer- und Normalzeit zu erhöhten Herzbeschwerden führt. So würden in den ersten drei Tagen nach der Zeitumstellung etwa 25 Prozent mehr Patienten in die Krankenhäuser kommen als im Jahresdurchschnitt.

Häufig klagen Menschen außerdem über Schlafstörungen, Depressionen oder Verdauungsprobleme – sie fühlen sich schlapp und erschöpft. Besonders ältere Menschen und Kinder leiden unter dem sogenannten Mini-Jetlag, ein Müdigkeits-Phänomen, das sonst vor allem nach langen Flügen ins Ausland auftritt.

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2. Kaum gesparte Energie

Das deutsche Büro für Technikfolgen-Abschätzung legte 2016 ein ernüchterndes Gutachten vor: Zwar verringert der Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit wie angenommen den Energieverbrauch in der Bundesrepublik, allerdings um gerade mal 0,21 Prozent. Vor allem in der aktuellen Krise durch Pandemie und Ukraine-Krieg gibt es bessere Alternativen, um Energie zu sparen. Beispielsweise mit einem geringeren Warmwasserverbrauch jedes Einzelnen morgens unter der Dusche.

Zu einem unerwarteten Ergebnis kommt eine US-amerikanische Studie: Der Bundesstaat Indiana verbraucht seit der Einführung einer Zeitumstellung sogar mehr Energie.

3. Teure Folgen für die Wirtschaft

Wie bereits in Punkt eins aufgelistet, kommt es nach einem Wechsel vermehrt zu gesundheitlichen Problemen, die die Menschen dann mit an den Arbeitsplatz bringen. Sind die Arbeitnehmer müde, führt bereits das zu einer niedrigeren Effizienz während der Arbeitszeit.

Die „Wirtschaftswoche“ berichtet, dass in Deutschland pro Jahr mehr als 200.000 Fehltage durch Übermüdung und deren Folgen entstehen. Das entspricht einem Ausfall in Höhe von 57 Milliarden Euro. Die gute Nachricht: Die Zeitumstellung ist nicht alleine für den wirtschaftlichen Schaden durch Übermüdung verantwortlich. Gerade Menschen, die häufig weniger als sechs Stunden schlafen, sind öfter unkonzentriert und machen mehr Fehler als solche, die zwischen sieben und acht Stunden pro Nacht schlafen.

4. Erhöhte Gefahren im Alltag und Verkehr

Statistisch gesehen kommt es während der Sommerzeit zu weniger Unfällen im Straßenverkehr. Auffällig ist aber, dass kurz nach der Zeitumstellung genau das Gegenteil eintritt: Es kommt zu einem Anstieg an Verkehrsunfällen. Gerade während der Winterzeit sorgt die Müdigkeit im Feierabendverkehr gemeinsam mit dem vermehrt aufkommenden Wildwechsel im Herbst für mehr Kollisionen.

Für den anstehenden Wechsel am kommenden Wochenende bedeutet das wieder einmal mehr: Augen auf im Straßenverkehr. Auch die Zahl der Arbeitsunfälle steigt in den Tagen nach der Umstellung häufig durch mangelnde Konzentration und Motivation.

Zurück zur Normalzeit: In der Nacht zum Sonntag, 30. Oktober, werden in Deutschland die Uhren wieder von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt.
Zurück zur Normalzeit: In der Nacht zum Sonntag, 30. Oktober, werden in Deutschland die Uhren wieder von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt. | Bild: Ralf Hirschberger

5. Herausforderung für den Nachtdienst

Während der Großteil der Bevölkerung zum Zeitpunkt der Zeitumstellung schläft, arbeiten gleichzeitig viele Menschen nachts. Unternehmen, die auf wechselnde Schichten und den Nachtdienst angewiesen sind, werden durch den Wechsel vor zusätzliche Herausforderungen gestellt.

Gesetzliche Regelungen wie die maximale Arbeitszeit oder Ruhezeiten dürfen nicht missachtet werden. Ein kleiner Lichtblick für die kommende Zeitumstellung in der Nacht zum Sonntag, 30. Oktober: Wer nicht arbeiten muss, kann eine Stunde länger im Bett liegen bleiben und am Sonntag ausgeruht in den Tag starten.