Die Entscheidung war lange erwartet worden, nicht jedoch die Umstände, unter denen sie schließlich fiel: Buchstäblich bei Nacht und Nebel verkündete Südafrikas Präsident Jacob Zuma in ein paar dürren Sätzen, dass er seinen hochgeachteten Finanzminister Pravin Gordhan feuern und sein Kabinett stark umbauen werde. Mit der Entlassung ging ein monatelanger Machtkampf zu Ende, der nicht nur der bereits angeschlagenen Wirtschaft schweren Schaden zufügen wird, sondern auch Zuma angesichts der immer schärferen Kritik aus den eigenen Reihen noch stärker unter Druck setzen dürfte.

Die ersten Opfer des Duells, das in Südafrika seit Monaten Unsicherheit schürt, sind der als Stabilitätsgarant betrachtete Finanzminister und die Währung Rand. Im Anschluss an die Entlassung Gordhans hat sich diese auf einen Sinkflug begeben. Viele Investoren fürchten, dass der von Korruptions-Skandalen geplagte Zuma nach der Übernahme staatlicher Institutionen wie der Polizei nun Zugriff auf die bislang von Gordhan geschützte Staatskasse erlangt. „Kein einziger Investor wird Südafrika jetzt noch trauen“, so Wirtschafts-Experte Mike Schussler. „Unsere Reputation ist zerstört und wir verlieren die Orientierung.“

Begonnen hatte das Drama, als Zuma seinen Finanzminister von einer Werbe-Tour bei Fonds-Managern in Großbritannien zurückbeorderte. Begründet wurde die öffentliche Demontage zunächst mit einem Geheimdienstreport – darin wird Gordhan vorgeworfen, in London Unterstützung für eine angebliche Kampagne gegen Zuma mobilisiert zu haben. Zuma rechtfertigte sein Vorgehen mit dem vermeintlichen Wunsch nach einer „radikalen ökonomischen Transformation“ des Landes, der Gordhan im Weg gestanden habe.

Hinter dem Begriff verbergen sich jedoch noch mehr Staatsintervention in einer schon jetzt überregulierten Wirtschaft, höhere Rassenquoten, Landumverteilung ohne Kompensation und höhere Staatsausgaben. Zum Nachfolger Gordhans ernannte Zuma den bisherigen Innenminister Malusi Gigaba, ein treuer Zuma-Vertrauter, der bislang eher durch teure Maßanzüge und private Eskapaden als durch Kompetenz in Wirtschafts-Fragen aufgefallen ist.

Für Zuma könnte die gegen alle Widerstände und Warnungen durchgesetzte Entlassung seines schärfsten Kritikers jedoch Folgen haben. Schon vor 15 Monaten hatte er sein Blatt maßlos überreizt, als er seinen damaligen Finanzminister ohne Angabe von Gründen feuerte und durch einen wirtschaftlich völlig unbeleckten Hinterbänkler ersetzte. Damals war es an der Börse in Johannesburg zu Panikverkäufen gekommen, die Zuma zwangen, seinen frisch ernannten Minister durch Gordhan zu ersetzen. Sein Vorgehen lege nahe, dass er wenig aus dem Debakel gelernt hat, so Wirtschafts-Experte Iraj Abedian. Was er tut, komme "einer Kriegserklärung an die Finanzmärkte gleich“.

Dennoch wäre es falsch, Zuma voreilig abzuschreiben. Obwohl schwer angeschlagen, hat sich der 74-Jährige seit der Übernahme des Präsidentenamtes im Jahr 2009 immer wieder als Überlebenskünstler erwiesen. Dennoch ist kaum damit zu rechnen, dass er seine zweite Amtszeit, die offiziell bis 2019 dauert, als Präsident beenden wird. Momentan gehe es ihm nur darum, im Amt zu bleiben, glaubt Politik-Professor Andre Duvenhagen. „Zuma verhält sich wie ein verwundeter Leopard, der bis zum bitteren Ende kämpft.“