Damit keine Missverständnisse aufkommen: Bisher hat Deutschland seine politisch fixierten Klimaziele deutlich verfehlt, und das wird auch so bleiben, wenn nichts Grundlegendes unternommen wird. Union und SPD wollen am kommenden Freitag ihre klimapolitischen Vorhaben verkünden. Sie haben verstanden und wollen liefern.
Verdi will auch mitmischen
Andere hingegen fahren munter auf dem Trittbrett und der Fridays-for-Future-Bewegung und nutzen die Gelegenheit fürs eigene Marketing, obwohl man von ihnen bisher zum Thema Klima kaum etwas gehört hat. Frank Bsirske zum Beispiel gehört dazu. Dem Chef der Gewerkschaft Verdi ist die Erkenntnis gekommen, der Klimawandel bedrohe „die Menschheit als Ganzes“. Und da mittlerweile allgemeiner Konsens zu sein scheint, dass man fürs Klima streiken könne, ist Verdi natürlich mit im Boot.
Dabei sollte ein Gewerkschafter eigentlich sorgfältig mit für seine Arbeit zentralen Begriffen umgehen. Denn ein Streik ist schlicht und einfach ein Arbeitskampf, den Arbeitnehmer gegen den Arbeitgeber führen, um etwa für höhere Löhne zu kämpfen. Durch Niederlegen der Arbeit verleiht man den Forderungen Nachdruck.
Präzises Vokabular? Fehlanzeige!
Schon allein aus diesem Grund gibt es weder Schüler- noch Studentenstreiks. Diese Aktionen sind mit Unterrichts- oder Vorlesungsboykott richtig beschrieben, aber wer interessiert sich heute noch für präzises Vokabular?
Doch wir waren bei den Trittbrettfahrern. Da überrascht mich heute eine kuriose E-Mail-Werbung mit der Überschrift: „Mit FlixBus zum Globalen Klimastreik.“ Ausgerechnet ein Unternehmen, das mit Dumpingpreisen gegen die Bahn konkurriert und eine riesige Busflotte auf die Autobahnen entsendet, will Demonstranten gratis zu den Klimaprotest-Kundgebungen karren! Verlogener geht es kaum. Aber das ist noch nicht alles. Laut verkündet Flixbus jetzt, man wolle künftig in Strom-, Wasserstoff- und Biogas-Busse investieren. Verschwiegen wird selbstverständlich, dass die Produktion dieser Fahrzeuge extrem viel CO2 freisetzt und die Busse jahrelang laufen müssen, bis etwas fürs Klima dabei rausspringt.
Das Märchen von „klimaneutral“
Von wegen „klimaneutral“. Denn auch mit diesem Begriff werden die Leute für dumm verkauft. Beispiel: Die Produktion eines umweltvermüllenden Kaffee-to-go-Bechers wird nicht klimaneutral, wenn man im Gegenzug irgendwo ein Bäumchen pflanzt. Diese vermeintliche umweltpolitische Wohltat hat nicht Klimaschutz zum Ziel, sondern sie soll ein Freibrief für die Herstellung von noch mehr Wegwerfbechern sein.
Profiteure und Blender
Solange sich die Klimaschutzbewegung von Profiteuren und Blendern nicht freimacht, ist sie nicht wirklich glaubwürdig und sollte das Feld tatsächlich den Politikern überlassen. Dass diese bisher „untätig“ gewesen sind, wie man die Leute glauben machen will, ist Unsinn. Die ganze Energiewende – ein Projekt für Jahrzehnte – ist nichts anderes als Klimaschutz. Den haben nicht Greta Thunberg oder Fridays-for-Future erfunden, sondern Ingenieure, die etwas von grüner Innovation verstehen. Leider werden die zuwenig gefragt, denn technische Entwicklungen sind komplizierter umzusetzen als plakative Forderungen zu stellen.