Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hatten für 2025 auf ein deutliches Plus beim Gehalt gehofft – immerhin sind die Lebenshaltungskosten in Deutschland nach wie vor hoch. Doch die Realität sieht anders aus: Die tatsächlichen Gehaltserhöhungen blieben hinter den Erwartungen zurück. Warum also rücken höhere Löhne plötzlich in weite Ferne? Und was bedeutet das für die kommenden Jahre? Eine neue Umfrage unter Hunderten Unternehmen gibt einen Einblick – und lässt erahnen, wie sich das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Beschäftigten gerade verändert.
Wie hoch sind die Gehaltserhöhungen 2025 im Schnitt ausgefallen?
Ende 2024 gaben zahlreiche Unternehmensberatungen und Institute Prognosen für die Entwicklung der Gehälter für das Jahr 2025 ab. Inzwischen kann festgehalten werden, dass die Gehaltserhöhungen in Deutschland im Durchschnitt aber rund einen Prozentpunkt niedriger ausfielen als angenommen. Dies fand die international tätige Unternehmensberatung Kienbaum in einer Frühjahrsbefragung von 670 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz heraus.
Für Deutschland zeigt sich besonders deutlich: Im Herbst 2024 hatten die befragten Unternehmen noch mit durchschnittlichen Gehaltserhöhungen von 3,8 Prozent gerechnet. Am Ende lag das Plus jedoch nur bei 2,9 Prozent. Laut Kienbaum deutet das auf eine „Normalisierung“ der Gehaltsentwicklung hin – das heißt: Die Zeiten besonders starker Lohnzuwächse sind offenbar erst einmal vorbei.
Auffällig: Die Unterschiede zwischen Fachkräften und Top-Management werden kleiner. Auch bei Fachkräften wurden der Befragung zufolge nur 2,9 Prozent mehr gezahlt – ursprünglich hatten sie auf 3,9 Prozent gehofft.
Andere Umfragen aus dem gleichen Zeitraum zeigen ein ähnliches Bild – oder waren sogar optimistischer. So ergab etwa eine Ifo-Erhebung, über die der Spiegel berichtete, unter 605 Personalverantwortlichen im Dezember 2024: Im Durchschnitt planten die Firmen dort Lohnerhöhungen von 4,2 Prozent. Drei von vier Unternehmen wollten ihre Mitarbeiter demnach besser bezahlen.
Etwas vorsichtiger fiel hingegen eine Studie der Personalberatung Robert Walters aus, die zwischen Mitte September und Mitte Oktober 2024 durchgeführt wurde. Zwar planten auch hier 75 Prozent der Firmen Gehaltserhöhungen – im Schnitt allerdings nur zwischen 1 und 5 Prozent. Für Führungskräfte lagen die Prognosen deutlich höher: Hier wurden sogar Zuwächse zwischen 10 und 15 Prozent in Aussicht gestellt.
Warum sind die Gehälter trotz Inflation 2025 nicht stärker gestiegen?
Bei den stetig weiter steigenden Lebenshaltungskosten hatten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für das Jahr 2025 höhere Löhne erwartet. Jedoch haben mehrere Entwicklungen dafür gesorgt, dass die Unternehmen bei den Gehaltsanpassungen eher auf die Bremse getreten sind. Diese sind laut der Kienbaum-Befragung und dem Arbeitsmarktbarometer des IAB folgende:
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Wirtschaftliche Unsicherheit zwingt zur Vorsicht: Viele Firmen kämpfen mit schwächelnden Aufträgen, vor allem in der Industrie. Handelskonflikte und insgesamt trübe Konjunkturaussichten machen es für Unternehmen schwer, langfristig zu planen. Entsprechend vorsichtig agieren sie bei den Löhnen – selbst wenn ursprünglich höhere Erhöhungen geplant waren.
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Sparmaßnahmen statt Lohnplus: Statt die Gehälter deutlich zu erhöhen, versuchen viele Unternehmen auf anderen Wegen, ihre Ausgaben zu kontrollieren. Laut Kienbaum sparen fast die Hälfte der befragten Unternehmen gezielt in anderen Bereichen – etwa beim Einkauf oder bei internen Projekten. Jeder dritte Betrieb setzt sogar auf Personalabbau, um die gestiegenen Kosten abzufedern. Zum Vergleich: Im Jahr davor war es nur etwa jeder Fünfte.
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Der Arbeitsmarkt entspannt sich leicht – aus Sicht der Arbeitgeber: Zwar ist der Fachkräftemangel noch immer ein Thema. Doch 2025 berichten 42 Prozent der Unternehmen, dass es wieder etwas leichter fällt, passende Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Auch das Ifo-Institut und eine Studie der Personalberatung Robert Walters kommen zu dem Schluss: Der Druck vom Arbeitsmarkt lässt nach. Das gibt Unternehmen mehr Spielraum, bei Gehaltserhöhungen zurückhaltender zu agieren – auch wenn viele Beschäftigte trotzdem höhere Löhne erwarten.
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Rückkehr zur „Normalität“ nach Jahren mit Sondereffekten: In den vergangenen Jahren trieben vor allem die hohe Inflation und der Fachkräftemangel die Löhne kräftig nach oben. 2025 hingegen scheint sich die Entwicklung zu beruhigen. Die Inflation geht zurück, und mit ihr auch die Notwendigkeit, besonders stark an der Gehaltsschraube zu drehen.
Was bedeutet das nun für die Beschäftigten? Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer empfinden ihr aktuelles Gehalt weiterhin nicht als ausreichend – vor allem im Verhältnis zu den gestiegenen Lebenshaltungskosten. Das zeigt ein Bericht vom Februar 2025 auf dem Portal personalwirtschaft.de. Das Gefühl, dass der Lohn „nicht mehr reicht“, bleibt also bestehen – auch wenn die Zahlen aus Unternehmenssicht anders aussehen. Beim Nachverhandeln des Gehalts sollten Arbeitnehmer allerdings fünf Fehler vermeiden.
Wie sehen die Prognosen für 2026 aus?
Während die tatsächlichen Gehaltsentwicklungen 2025 hinter den Erwartungen zurückblieben, lohnt sich ein Blick auf die Frage: Wie geht es 2026 weiter?
Der Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Dezember 2023 liefert dazu eine erste Einschätzung. Demnach sollen die Tariflöhne in den Jahren 2025 und 2026 jeweils um rund 3 Prozent steigen – ein Niveau, das an die Jahre vor der Pandemie erinnert. Die Effektivverdienste, also das tatsächlich ausgezahlte Gehalt, könnten sogar um etwa 3,5 Prozent zulegen.
Diese Zuwächse kämen bei sinkender Inflation zustande: Für 2026 wird ein Rückgang auf 2,2 Prozent erwartet. Daraus ergibt sich ein realer Einkommenszuwachs, wenn auch in begrenztem Umfang. Die Bundesbank verweist auf stabilere Preise, Nachholeffekte aus der Hochinflationsphase und einen angespannten Arbeitsmarkt, der die Löhne weiter stützt. Auch ein höherer Mindestlohn im Jahr 2026 könnte sich positiv auswirken.
Allerdings bleibt die Lage fragil. Unsicherheiten durch geopolitische Spannungen, finanzpolitische Entscheidungen und konjunkturelle Risiken könnten die Aussichten schnell verändern. Zwar soll sich der Arbeitsmarkt ab 2026 erholen, doch das Lohnwachstum dürfte angesichts zurückgehender Gewinnmargen und langsamer Produktivitätszuwächse insgesamt gebremst verlaufen.
Übrigens: Wer dachte, dass das Gehalt allein von Position und Leistung im Unternehmen abhängig ist, liegt daneben. Denn eine Studie ergab, dass auch der Vorname eine wichtige Rolle bei der Höhe des Gehalts spielen kann. Und wer einen Fehler auf der eigenen Gehaltsabrechnung entdeckt, sollte schnell handeln und seinen Arbeitgeber zu einer Korrektur auffordern.