Gegen das Coronavirus gibt es immer noch keine Gegenmittel. Deshalb forschen Wissenschaftler in der ganzen Welt unter Hochdruck an Medikamenten und Impfstoffen. Auch viele Unternehmen aus Baden-Württemberg sind mit ihren Produkten an der Corona-Forschung beteiligt.

So hat das Tuttlinger Unternehmen Binder, das Spezial-Kühlschränke herstellt, an einem erfolgreichen Klonversuch des Corona-Virus in der Schweiz mitgewirkt. In Bern gelang es dem Virologen Volker Thiel erstmals, das gefährliche Virus synthetisch zu klonen.

„Ein echter Durchbruch“

„Ein synthetischer Klon bedeutet grob gesagt, dass hier eine Bakterienkultur erstellt wurde, in der die Erbinformation des Virus vorhanden ist, und welche nun modifizierbar ist. Der Klon-Erfolg ist als echter Durchbruch einzuschätzen“, sagte Michael Pfaff, der Vize-Präsident von Binder, dem Südkurier.

Mit dem Klon kann nun an einem Impfstoff geforscht werden. Mit dem Original-Viren geht das nicht so einfach. „Die echten Viren sind in ihrer Konsistenz sehr gebrechlich und können zerbröseln, wenn an ihren geforscht wird“, sagt eine Binder-Sprecherin. Der Klon sei deutlich stabiler.

Firmengründer Peter Michael Binder (links) und sein Stiefsohn Michael Pfaff.
Firmengründer Peter Michael Binder (links) und sein Stiefsohn Michael Pfaff. | Bild: Binder

Die Binder-Kühlschränke können Temperaturen von minus 80 Grad erzeugen. Ein solcher Kühlschrank namens Freezer wurde bei dem Klonversuch eingesetzt, um die Viren ins Hochsicherheitslabor von Volker Thiel in Bern zu transportieren.

Dem Schweizer Forscher Volker Thiel ist es in Bern gelungen, das Coronavirus zu klonen.
Dem Schweizer Forscher Volker Thiel ist es in Bern gelungen, das Coronavirus zu klonen. | Bild: Universität Bern

Auch so genannte CO2-Inkubatoren von Binder, in denen neben der Temperatur und der Luftfeuchtigkeit auch der CO2-Gehalt gesteuert werden kann, sind in vielen großen Pharma-Unternehmen bei der Corona-Forschung im Einsatz. In diesen Inkubatoren, die bis auf 180 Grad hochheizen können, werden jetzt schon gefährliche Infektionen an menschlichen Zellen nachgebildet, die neue Erkenntnisse zu Virus SARS-CoV-2 geben sollen, erklärt das Unternehmen. „Wir erwarten, dass die Entwicklung eines Impfstoffs bis Ende des Jahres zumindest greifbar wird“, sagt Michael Pfaff.

Auch diese Firmen forschen in Baden-Württemberg am Corona-Virus

Durch die Corona-Krise sei die Nachfrage nach Binder-Produkten stark angestiegen. Doch das Unternehmen möchte nicht als Epidemiegewinner dastehen. „Es geht um Menschenleben und nicht um Profit“, sagt Pfaff.

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Binder setzt auf „Made in Germany“

Das Unternehmen, das 1983 gegründet wurde und gut 400 Mitarbeiter beschäftigt, produziert nicht in Asien, sondern ausschließlich am Firmensitz in Tuttlingen. Deshalb seien alle Lieferketten anders als bei globaler aufgestellten Unternehmen noch intakt. „Diese Krise bestätigt unsere momentane Strategie einmal mehr“, sagt Pfaff. Im laufenden Jahr hofft Binder seinen Umsatz von 74 auf 80 Millionen steigern zu können.