Bis zum Jahr 2025, so jüngste Schätzungen, wird die Null-Zins-Phase in Europa mindestens andauern. Für Sparer bedeutet das, dass die Saure-Gurken-Zeit weitergeht. Da hilft es wenig, dass die Inflation derzeit sehr gering ist, sich aktuell sogar im negativen Bereich bewegt. Mittel- und langfristig steigt für Kapitalbesitzer der Druck, ihr Vermögen umzuschichten. Aber wie? Vier Experten des Bundesverbands Deutscher Banken (BdB) haben SÜDKURIER-Lesern im Rahmen einer Telefonaktion ihre Fragen beantwortet und Tipps gegeben, wie gute Geldanlage gelingen kann. Unsere Redaktion hat die Vorschläge ergänzt. Eine Übersicht:

Ich bin vor Kurzem Großmutter geworden und möchte für meinen Enkel jeden Monat 100 Euro zur Seite legen. Das Geld sollte ihm in 18 bis 20 Jahren zur Verfügung stehen. Was kann ich tun?

Bei einem so langen Anlagezeitraum würde ich einen Aktien-Fondssparplan bevorzugen. Aktienfonds schwanken zwar stärker im Wert als offene Immobilienfonds, haben aber langfristig auch bessere Renditechancen. Aktienfonds, die weltweit und branchenübergreifend anlegen, erzielten in der Vergangenheit Renditen von durchschnittlich etwa 6 Prozent im Jahr. Grundsätzlich sind Fondssparpläne sehr flexibel. Der monatliche Sparbetrag kann jederzeit reduziert oder erhöht werden, sogar ein Aussetzen ist jederzeit möglich. Übrigens: Auch ETF-Sparpläne, die ja auch Aktienwerte abbilden, wären hier eine gute und günstige Alternative.

Bulle und Bär: Für viele langfristig die einzige derzeit lohnende Anlage mit vertretbarem Risiko: Aktien oder aktienbasierte Fonds und ETFs.
Bulle und Bär: Für viele langfristig die einzige derzeit lohnende Anlage mit vertretbarem Risiko: Aktien oder aktienbasierte Fonds und ETFs. | Bild: Frank Rumpenhorst, dpa

Ich bin 50 Jahre alt und möchte 15 000 Euro in einen ETF investieren, habe aber den Eindruck, dass die Märkte zu hoch bewertet sind. Was meinen Sie?

Den optimalen Einstiegszeitpunkt kennt niemand. Wenn Sie das Risiko, ETFs zu Höchstkursen zu kaufen, entschärfen wollen, sollten Sie den Anlagebetrag aufteilen und die Teilbeträge nach und nach investieren. Also zum Beispiel über 6 Monate jeweils 2500 Euro investieren.

Beriet die Leser vor allem bei der Geldanlage: Yasmin Dietrich
Beriet die Leser vor allem bei der Geldanlage: Yasmin Dietrich | Bild: BdB

Ich möchte langfristig Geld anlegen. Was eignet sich besser: ETFs oder gemanagte Fonds?

Der Vorteil der ETFs liegt in den günstigen Kosten, aber ETFs machen alle Schwankungen des Index mit, den sie abbilden. Gehen die Kurse zurück, kann das nicht abgefedert werden. Ein aktiver Fondsmanager dagegen kann in schlechteren Zeiten eine geringere Schwankung nach unten hinbekommen, indem er etwa in gewisse Sektoren, Branchen oder Einzelwerte verstärkt investiert oder sich eben von ihnen trennt. Die Lösung könnte in der Mitte liegen: nicht entweder oder, sondern sowohl als auch, denn wichtig ist eine breite Streuung der Geldanlage.

Beriet die Leser vor allem bei der Baufinanzierung: Artur Klein
Beriet die Leser vor allem bei der Baufinanzierung: Artur Klein | Bild: BdB

Insgesamt haben wir Ersparnisse von etwa 150 000 Euro, verteilt auf Sparbuch, Geldmarkt- und Girokonto und Bausparvertrag, der bald fällig ist. Wie könnten wir als Rentner-Ehepaar unser Geld besser anlegen?

Überlegen Sie zunächst, welchen Betrag Sie als Reserve für Notfälle und geplante Anschaffungen griffbereit haben möchten. Was darüber hinaus geht, könnte anders angelegt werden, abhängig von Ihrer Risikoneigung. Um etwas Rendite zu erzielen, könnten für Sie zum Beispiel globale Mischfonds mit einer Aktienquote bis zu 30 Prozent interessant sein. Mit Blick auf den Bausparvertrag lohnt es sich eventuell, die Bausparsumme ruhen zu lassen oder den Vertrag weiter zu besparen. Ob das möglich ist und was am besten zu Ihrer Lebenssituation passt, sollten Sie mit Ihrem Berater besprechen.

Gold sollte allenfalls als Beimischung im Anlage-Portfolio sein.
Gold sollte allenfalls als Beimischung im Anlage-Portfolio sein. | Bild: Armin Weigel, dpa

Ich bin Rentner und habe längerfristig Geld zur Verfügung. Soll ich in Gold oder Aktien investieren?

Im aktuellen Marktumfeld können Aktien die Rendite bringen, die über sichere, festverzinsliche Anlagen aktuell nicht möglich ist. Hier ist eine breite Mischung von Aktien verschiedener Länder und Branchen wichtig, auch Megatrends wie Technologie, Gesundheitswesen und Umwelt oder Nachhaltigkeit könnten Sie beimischen. Generell gilt bei Aktien aber die Regel: Je länger der Anlagehorizont, desto größer kann der Aktienanteil im Depot sein.

Was ist mit Gold?

Gold ist als Absicherung in der Vermögensanlage interessant – der Goldanteil sollte nicht mehr als 5 bis 10 Prozent des gesamten Anlagebetrags betragen. Aktuell ist der Goldpreis auch vergleichsweise hoch.

Vor sechs Jahren habe ich 5000 Euro in Mischfonds investiert. Der Wert schwankte, aber dieses Jahr habe ich deutliches Minus. Soll ich verkaufen?

Die Kurse an der Börse haben sich seit Sommer erholt, so dass Verluste durch Corona nun auch bei Mischfonds aufgeholt sein sollten. Für konservative Anleger mit langfristigem Anlagehorizont sollte der Aktienanteil bei 30 bis 40 Prozent liegen, um in Zukunft ansprechende Renditen erzielen zu können. Wenn Sie das Geld also nicht benötigen, würde ich die Fonds eher weiter halten.

Beriet die Leser vor allem bei der Baufinanzierung und der Geldanlage: Marion Hofmann
Beriet die Leser vor allem bei der Baufinanzierung und der Geldanlage: Marion Hofmann | Bild: BdB

Ich bin 68 Jahre, im Ruhestand und kann von meiner Rente gut leben. 200 000 Euro liegen auf einem Tagesgeldkonto. Ich suche eine sichere Anlage und habe wenig Erfahrung. Was kann ich tun?

Theoretisch hat die optimale Geldanlage drei Eigenschaften: Maximale Sicherheit, hohe Rendite und ständige Verfügbarkeit. In der Praxis ist das mit einem einzigen Produkt nicht möglich, in der Regel sind zwei der drei Eigenschaften in einem Finanzprodukt miteinander verbunden. Deshalb sollte man sein Geld aufteilen: einen Teil für Sicherheit und Verfügbarkeit, zum Beispiel ein Tagesgeldkonto. Einen weiterer Teil mit Sicherheit und Rendite, etwa eine Rentenversicherung oder Immobilien als Kapitalanlage. Und ein dritter Teil für Rendite und Verfügbarkeit, das können Wertpapiere wie Aktien oder Fonds sein.

Beriet die Leser vor allem bei der Geldanlage: Johannes Noll
Beriet die Leser vor allem bei der Geldanlage: Johannes Noll | Bild: BdB

Meine Bank hat mir Festgeld für 1,25 Prozent jährliche Zinsen angeboten. Ich lege Wert auf Sicherheit und möchte mit meinem Geld kein Risiko eingehen. Ist das ein gutes Angebot für mich?

Der Leitzins liegt bei 0 Prozent – da scheinen 1,25 Prozent auf das Tagesgeld ein sehr günstiges Angebot zu sein. Aber Vorsicht: Prüfen Sie noch mal, wie lange das Geld festgeschrieben wäre und achten Sie darauf, ob das Angebot seriös ist, die entsprechende Bank also beispielsweise der deutschen Einlagensicherung unterliegt.

Ich will eine Immobilie erwerben. Muss ich bei einem Immobilienkredit Eigenkapital einsetzen?

Das hängt vom Einzelfall und den Richtlinien der jeweiligen Bank ab. Manche Banken finanzieren lediglich den Kaufpreis, andere hingegen finanzieren auch die Nebenkosten mit, sofern es die Bonität des Kreditnehmers zulässt. Grundsätzlich gilt, dass sich ein Eigenkapitaleinsatz positiv auf die Beleihung und entsprechend auf den Zinssatz auswirkt – je höher das Eigenkapital, desto günstiger die Zinskonditionen – und natürlich auch die Sicherheit für Sie als Kreditnehmer. Ideal ist laut Verbraucherportal Finanztipp die Formel: Nebenkosten plus 20 Prozent des Kaufpreises für das Eigenkapital.

In Zeiten des Niedrigzinses werden Immobilien zum gefragten Anlageobjekt. Die Kaufpreise entwickeln sich mancherorts stürmisch, auch in ...
In Zeiten des Niedrigzinses werden Immobilien zum gefragten Anlageobjekt. Die Kaufpreise entwickeln sich mancherorts stürmisch, auch in der Bodenseeregion. Für viele Bürger ist klassische Geldanlage daher attraktiver – auch wenn satte Renditen ohne Risiko unmöglich geworden sind. | Bild: Martin Schutt, dpa

Ist bei einem Immobilienkredit nach Ablauf der Zinsbindung ein Wechsel der Bank möglich?

Nach Zinsbindungsende ist eine Umschuldung zu einer anderen Bank möglich. Durch ein Sonderkündigungsrecht haben Kreditnehmer nach Ablauf von 10 Jahren nach Vollauszahlung ebenfalls die Option, das Darlehen umzuschulden, auch wenn eine Zinsbindung von beispielsweise 15 oder 20 Jahren vereinbart wurde. Dabei muss jedoch eine Kündigungsfrist beachtet werden.

Was passiert mit meiner Ratenzahlung, wenn ich wegen der Corona-Krise in Kurzarbeit bin und nun Zahlungsschwierigkeiten habe?

In diesem Fall sollten Sie sich mit Ihrem Bankberater in Verbindung setzen. In den meisten Fällen sind die Banken kulant und gewähren eine Stundung, eine Tilgungsaussetzung oder einen Tilgungssatzwechsel.

Sollte ich mit meinen 75 Jahren noch in Wasserstoff-Aktien investieren?

Das kommt auf Ihre Risikobereitschaft an. Einzelaktien haben immer eine hohe Schwankungsintensität. Streuung,
etwa über einen Wasserstoff-Fonds, mindert das Risiko. Wenn Sie vom Thema Wasserstoff überzeugt sind, könnten Sie überlegen, so zu investieren.