
Bad Dürrheim - "Es sollte nicht nur ein Wechsel werden, sondern ein Schritt nach vorne", sagte gestern Thomas Bank, Kur- und Bäder-Geschäftsführer. Die Suche nach einem neuen Pächter hatte sich sehr schwierig gestaltet und weil das Kurhaus auf jeden Fall in Betrieb bleiben sollte, hatte die Kur- und Bäder GmbH sich entschlossen, das Haus selbst zu führen. Markus Keller, der zweite Geschäftsführer, erläuterte den Schwenk: "Die politischen Aufsichtsgremien haben uns zwar Rückendeckung gegeben für den Eigenbetrieb, aber die Kur- und Bäder GmbH muss sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren." Der bisherige Pächter gibt zum Jahresende auf, weil er das Haus nicht rentabel betreiben konnte. Nicht nur die Übernachtungsgäste werden rarer, auch die Kunden der Restaurants. In Bad Dürrheim hat sich inzwischen die Vorstellung durchgesetzt, dass die Gäste aus der Region die Basis sowohl für Solemar wie fürs Kurhaus bilden. Diese Basis sichere eine Weiterentwicklung, von der dann auch die Kurgäste profitierten, so Bank. "Von den Übernachtungsgästen allein kann weder das Solemar noch das Kurhaus existieren", untermauert auch Keller.
Beide zeigten sich überzeugt, dass Roland Gleichauf mit seiner Erfahrung und seinem Konzept der richtig Mann ist. Der 37-jährige Donaueschinger absolvierte im Bad Dürrheimer Hänslehof seine Ausbildung zum Restaurantfachmann, hat danach bei Steigenberger gearbeitet, war in München, Amerika und Indien. Vor genau zehn Jahren eröffnete er in Donaueschingen die Gerbe und später das Kartoffelhaus. Letzteres gibt er jetzt auf. "Wir haben uns dort gegenseitig die Gäste weggenommen."
Das Restaurant im Kurhaus soll mit 80 bis 100 Plätzen heimelig gestaltet und eine Kombination aus Kartoffelhaus und Pfannkuchenspezialist werden. "Wir müssen eine Attraktion schaffen mit Dekoration und Erlebnis-Gastronomie. Gut kochen kann jeder. Wer das nicht tut, überlebt in der heutigen Zeit nicht." Das Kurhaus habe ein unwahrscheinliches Potenzial, ist sich der Kaufmann nach einer Analyse sicher. Zudem sei es ein attraktives Gebäude mitten in der Stadt. "Ich lebe von dem Gast, der bereit ist für Luxus - und das ist das Essengehen - Geld auszugeben", sieht Gleichauf die Sache nüchtern. Und der Gast müsste nicht nur einmal, sondern mehrmals in der Woche kommen. Deshalb gibt es am Sonntag von 15.30 bis 18 Uhr eine "happy hour", wenn die Familie zum Essen kommt, zahlen Kinder bis 14 Jahre nichts. Sonntagmorgens von 10.30 bis 14 Uhr ist Brunch vom Büfett angesagt. Ein Mittagstisch mit einem Hauptgericht für 4,40 Euro soll weitere Gäste locken.
Weshalb er mehr Erfolg haben sollte als seine diversen Vorgänger? Man müsse den Gastronomiebetrieb auf Jahre sehen, und die dafür notwendige Luft verschafften ihm die Gerbe und vor allem sein Partyservice und das Engagement als Hochzeitskoordinator, der sich um alles kümmert am Hochzeitstag. In der dritten Narrenschopfkuppel will Gleichauf Hochzeiten organisieren und auch im Kurhaus, das sei attraktiv für solche Veranstaltungen, weil davor der schöne Kurgarten liegt und weil man im großen Saal alle Gäste unterbringen kann.
"Das Haus muss belebt sein", beschreibt Roland Gleichauf sein Ziel. Doch das will er sensibel umsetzen, analysieren, was ankommt. Die Veranstaltungen wie Tanztee mit der Kurkapelle oder die Theateraufführungen sollen vorerst so bleiben wie bisher. Betreiben will er das Kurhaus mit seinem Personal aus dem Kartoffelhaus, fünf Personen und drei zusätzliche will er noch einstellen, darunter eine Veranstaltungsleiterin, die ausschließlich als Ansprechpartnerin für die Veranstaltungen zur Verfügung steht. Davon profitiert auch die Kur- und Bäder GmbH, die zwar die Veranstaltungen vermarktet, aber mit dem Ablauf nichts mehr zu tun hat. Insgesamt beschäftige er, so Gleichauf, 20 Mitarbeiter. Anfang bis Mitte Februar soll's losgehen - unter dem Namen "Kurhaus - Happy Crazy Restaurant". Zuvor wird noch renoviert.