Alle Jahre wieder steht der „Blitzmarathon“ im Frühjahr an – auch 2024. Dabei sind Hunderte von Polizisten und Polizistinnen unterwegs, um Temposünder auf frischer Tat zu erwischen. Geblitzt wird bundesweit vor allem an diesem Freitag. Ob sich die einzelnen Bundesländer daran beteiligen, entscheiden sie selbst.
Was ist der „Blitzermarathon“?
Der „Blitzermarathon“ ist eine Polizei-Aktion, bei der der bewegte Straßenverkehr in weiten Teilen Deutschlands und auch in Baden-Württemberg strenger überwacht wird. Temposünder werden geblitzt und erhalten einen Bußgeldbescheid. Die Bußgelder für Verstöße fließen in den Gesamthaushalt der Kommune ein.
Wann und wo findet der Blitzermarathon statt?
Geblitzt wird bundesweit vor allem an diesem Freitag. Baden-Württemberg hat die Aktion in eine europaweit abgestimmte Geschwindigkeitskontrollwoche (15. bis 21. 4.) eingebaut, in der seit dem vergangenen Montag vermehrt das Tempo auf den Straßen gemessen wird.
Wo wird kontrolliert?
Geblitzt wird besonders an Schulen, Kitas, Altenheimen und Orten, die für Unfälle berüchtigt sind. Wo genau die mobilen Messstellen stehen, wird in Baden-Württemberg im Gegensatz zu anderen Bundesländern nicht verraten.
„Aufgrund des generalpräventiven Charakters der Maßnahme geben wir im Vorfeld keine Messpunkte bekannt“, heißt es. Autofahrende sollten sich flächendeckend und nicht nur punktuell an die geltenden Tempolimits halten. Die Polizei setzt unter anderem mobile Lasergeräte der Motorradstaffel und Lichtschranken ein.
Was soll das bringen?
Mit dem „Blitzermarathon“ soll laut Innenministerium die Unfallursache Nr. 1 bekämpft werden: zu schnelles Fahren. „Geschwindigkeitskontrollen erhöhen die Verkehrssicherheit, sie sind keine „Abzocke“ des Staates. Denn Raser setzen die Gesundheit und das Leben anderer aufs Spiel. Keine Zeitersparnis der Welt kann das wert sein“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) zum Auftakt der diesjährigen Aktionswoche. Es gehe nicht nur um Fälle von massiver Raserei. „Bereits wenige Stundenkilometer zu schnell können über Leben und Tod entscheiden“, warnte das Innenministerium. Der Einfluss von Kontrolldruck und Sanktionshöhe auf eine Verhaltensänderung sei wissenschaftlich erwiesen.
Gibt es daran Zweifel?
Ja, die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hält den „Blitzermarathon“ zum Beispiel für wenig geeignet, die Zahl der Raser-Unfälle zu verringern. Eine zeitlich begrenzte Geschwindigkeitsmessung führe zwangsläufig nicht zu nachhaltigen Veränderungen im Fahrverhalten. Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch eine schon etwas ältere Studie der Universität Passau. Demnach wirken „Blitzermarathons“ zwar, allerdings nicht besonders lange.
Keine Verkehrstoten mehr. Klappt das?
Das Land hat sich bis zum Jahr 2030 einen „Straßenverkehr ohne Getötete und Schwerverletzte“ zum Ziel gesetzt. Schaut man nur auf die Zahlen, wird das ein langer Weg: 845 Mal kracht es am Tag im Südwesten, 35 Mal in der Stunde. Und Unfälle passieren laut Statistik vor allem, weil Autofahrende zu schnell unterwegs sind. 152 Menschen kamen deshalb im vergangenen Jahr auf den Straßen ums Leben, teilte das Innenministerium mit. 35 Menschen starben, weil Alkohol oder Drogen im Spiel waren.
Wie viele Verstöße wurden im vergangenen Jahr geahndet?
Rund 13.000 Geschwindigkeitsverstöße hat die Polizei in Baden-Württemberg bei ihren Kontrollen im Zuge eines „Blitzermarathons“ im vergangenen April registriert. 250 Temposünder mussten ihren Führerschein abgeben, rund 360 000 Fahrzeuge wurden nach Angaben des Innenministeriums kontrolliert. Mehr als 1100 Polizistinnen und Polizisten waren demnach im Einsatz.
Wird in allen Ländern verstärkt kontrolliert?
Nein, beim diesjährigen „Blitzermarathon“ ist Deutschland ein Flickenteppich. Nur fünf Bundesländer beteiligen sich sowohl an der seit Montag geltenden Aktionswoche gegen überhöhte Geschwindigkeit als auch am Schwerpunkttag an diesem Freitag. Sechs weitere Bundesländer nehmen nur an einer der beiden Aktionen teil. Berlin, Bremen, das Saarland und Sachsen verzichten auf eine Teilnahme. Das volle Programm fahren nur Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz, Hessen, Hamburg und Baden-Württemberg. Als Gründe werden Kapazitätsengpässe oder Zweifel an der Sinnhaftigkeit genannt. Andere, wie zum Beispiel Bayern, dürfen etwa eine Woche vor der Aktion die genauen Messstellen bekannt geben.
Gibt es noch andere Aktionswochen wie diese?
Ja, Baden-Württemberg beteiligt sich jährlich an insgesamt acht Kontrollwochen zu den Themen Geschwindigkeit, mangelnde Verkehrstüchtigkeit (Alkohol/Drogen), Ablenkung (Handy), Gurt und gewerblicher Güter- und Personenverkehr. (dpa)