Viele Firmen fürchten nichts mehr, als dass ihre Geschäftsidee von anderen kopiert wird. Julius Palm hingegen freut sich jedes Mal, wenn er beim Einkaufen entdeckt, dass ein weiteres Lebensmittel-Unternehmen handgeangelten Thunfisch anbietet. Oder einen Tracking-Code auf seine Verpackungen druckt, anhand dessen die Kunden nachvollziehen können, woher das Produkt genau kommt.

Für das Unternehmen aus Friedrichshafen werden Thunfische unter anderem auf den Malediven von Hand geangelt.
Für das Unternehmen aus Friedrichshafen werden Thunfische unter anderem auf den Malediven von Hand geangelt. | Bild: Followfood

Dabei sind Tracking-Codes sowie handgeangelter Thunfisch zwei der Markenzeichen, die das Friedrichshafener Unternehmen Followfood, ehemals Followfish, zu einem äußert erfolgreichen Bio-Lebensmittelbetrieb gemacht haben. Warum also geht Julius Palm, der bei Followfood als stellvertretender Geschäftsführer die Bereiche Strategie und Marke verantwortet, so entspannt mit Nachahmern um?

„Wir können ja nicht allein die ganze Lebensmittelindustrie besser machen oder die Welt verändern. Aber wir können andere unter Druck setzen, uns zu kopieren“, sagt Julius Palm. Deshalb wolle man gern eine Blaupause für den ganzen Markt sein. Wer im äußerst hart umkämpften Lebensmittelmarkt etwas bewegen möchte, braucht großes Selbstbewusstsein. Und den Mut, Bio-Lebensmittel nicht als reine Ideologie zu sehen, sondern als Ware, die es zu verkaufen gilt.

Wachstum viel stärker als die Branche

Dass Followfood das besser gelingt als vielen anderen Lebensmittelbetrieben, zeigt ein Blick auf die Geschäftszahlen. 2024 erzielte das Unternehmen einen profitablen Umsatz von etwa 70 Millionen Euro und wuchs damit um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – was deutlich über dem liegt, was der klassische Lebensmitteleinzelhandel und die Bio-Branche verzeichnen. Für diese gibt der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft BÖWL für das Jahr 2024 an, dass der Gesamtumsatz über alle Vertriebsschienen hinweg um 5,7 Prozent zulegte.

Dass die Biobranche trotz anhaltender Inflation überhaupt steigende Umsätze und Absätze vorweisen kann, überraschte selbst Branchenkenner. Denn die Deutschen zeigen sich seit Jahrzehnten gerade beim Einkauf von Lebensmitteln als ganz besonders preissensibel.

Julius Palm sieht das differenzierter. „Wir beobachten schon immer, dass es bestimmte Produkte gibt, bei denen für die Kunden der Preis nicht im Vordergrund steht“: Starke Marken, die aufgrund von Qualität, Geschmack, guten Erfahrungen oder damit verbundenen Emotionen gekauft werden. „Und ich denke, Followfood gehört da inzwischen dazu.“ Hinzu komme, dass nachhaltig erzeugte Lebensmittel nicht zwingend teurer sein müssten als solche aus konventioneller Herstellung. „Wir zeigen mit unseren Produkten, dass das machbar ist. Und wir sind trotzdem ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen, was stetig wächst.“

Das gelingt auch, indem Followfood die Angebotspalette stetig ausweitet, auf inzwischen rund 150 verschiedene nachhaltige Tiefkühl-, Konserven- und Frische-Produkte. Gab es anfangs nur Fischprodukte, hat das Unternehmen inzwischen viele pflanzenbasierte Lebensmittel von Brotaufstrichen über veganen Thunfisch bis zu Instant-Gerichten im Angebot.

„Wir haben realisiert, dass es nicht reicht, nur die Fangbedingungen für den Fisch zu verbessern. Wenn es künftig überhaupt noch Fisch geben soll, dürfen nicht mehr so viele Düngemittel und Spritzmittel in den Gewässern landen“, sagt Palm.

Eines hält er nun für einen Fehler

Wichtig ist dem Unternehmen dabei ein möglichst positiver und optimistischer Blick auf die Zukunft. Das war nicht immer so. „Als ich mit meiner Arbeit angefangen habe, dachte ich wie so viele in der Branche: man muss den Menschen nur die negativen Folgen des Klimawandels für uns alle aufzeigen. Dann werden sie ihr Einkaufsverhalten schon ändern und nachhaltiger leben“, sagt Palm. Inzwischen hält er das für einen großen Fehler.

„Die kollektiven Probleme sind einfach so komplex geworden, dass sie den Einzelnen überfordern“, so Palm. Deshalb müsse man sie runterbrechen auf das persönliche Leben: Man rette vielleicht nicht gleich die Welt, wenn man einen pflanzlichen Brotaufstrich isst. Aber es könne gut sein für die eigene Gesundheit und Spaß machen, neue Geschmacksrichtungen zu entdecken.

„Die meisten Menschen mögen es nicht, wenn man ihnen Dinge vorschreibt oder verbietet“, so Palm. „Wir sollten den Fokus nicht so sehr auf das legen, was wir alles verlieren könnten, sondern darauf, was wir durch nachhaltige Produkte gewinnen können.“

Followfood verkauft 95 Prozent seiner Produkte hierzulande, der Rest geht nach Österreich und in die Schweiz. „Wir planen aber, in absehbarer Zeit auch ins europäische Ausland zu gehen“, sagt Palm.

Die Geschäfte sollen weiterhin von Friedrichshafen aus geleitet werden. „Unsere Firma wurde am Bodensee gegründet, hier haben wir unser Herz. Und hier haben wir den schönsten Platz für unsere Sommerfeste. Warum sollen wir das aufgeben?“