Es wird ein stiller Geburtstag sein, der 85. Geburtstag des einstigen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) am heutigen Mittwoch, nicht vergleichbar mit den Ehrungen und Empfängen früherer runder Geburtstage. Teufel, Ministerpräsident von 1991 bis 2005, ist schwer erkrankt. Seit Monaten hat er sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, zuletzt erschien er bei der Beerdigung von Wolfgang Schäuble im Januar 2024 in Offenburg.

Teufel ist aber wohlbehütet im Kreis seiner Familie an seinem Wohnort Spaichingen, zu der vier Kinder, viele Enkel und sonstige Verwandten zählen. Die Familie trug ihn auch über seinen größten Verlust, nämlich dem Tod seiner Ehefrau Edeltraud im November 2020. 58 Jahre waren die beiden verheiratet.

In Spaichingen begann auch seine politische Karriere. Nach dem Besuch des Albertus-Magnus-Gymnasiums in Rottweil, das er mit der Mittleren Reife verließ, schlossen sich eine Verwaltungslehre und der Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt an. Gleichzeitig engagierte sich Teufel in der Jungen Union und der CDU. 1964 wurde er als 25-Jähriger zum Bürgermeister der Kleinstadt im Landkreis Tuttlingen gewählt, was ihn zum damals jüngsten Bürgermeister in Deutschland machte.

Teufel fiel den CDU-Größen auf, 1972 wurde er in den Landtag gewählt und Staatssekretär im Innenministerium. Der CDU-Bezirksvorsitz in Südbaden war eine weitere Machtbasis. Als 1978 Hans Filbinger über seine Vergangenheit als Marinerichter stürzte und Lothar Späth Ministerpräsident wurde, sicherte sich Teufel den Fraktionsvorsitz.

Der wertkonservative, verlässliche und bodenständige Christdemokrat, verwurzelt in der katholischen Kirche, war ein Kontrapunkt zum quirligen, wirtschaftsnahen, hochkulturverliebten und oft fünf Gedanken gleichzeitig umtreibenden Späth. Als dieser 1991 über die Traumschiffaffäre stolperte, wurde Teufel Ministerpräsident und CDU-Landesvorsitzender.

Bewährung gleich zu Beginn

Die Bewährungsprobe kam sofort, denn bei der Landtagswahl 1992 verlor die CDU die zwei Jahrzehnte währende Alleinherrschaft, die Republikaner zogen in den Landtag ein. Teufel musste eine Koalition mit der ungeliebten SPD eingehen – allerdings eine Koalition, die er mit Anstand zu Ende brachte.

Mit der Landeshauptstadt Stuttgart fremdelte Teufel. So oft wie möglich zog es ihn heim nach Spaichingen. Oder wenn er mal in Stuttgart übernachten musste, tat er dies im Marienhospital bei den Barmherzigen Schwestern. Nach der Großen Koalition folgten 1996 und 2001 zwei respektable Wahlsiege – und Koalitionen mit der FDP. Teufel war zwar Traditionalist in Auftreten und Ausdrucksweise, aber gleichzeitig auch Reformer. Die politischen Spuren, die er hinterlassen hat, sind beachtlich.

Er brachte Dinge zu Ende, die sein Vorgänger Späth teils zwar angedacht, aber nie umgesetzt hatte. Etwa die Fusion von SDR und SWF zum SWR, die Bildung einer schlagkräftigen Landesbank sowie des Energiekonzerns EnBW – und als Schlussakt 2004 eine Verwaltungsreform, die den Landesapparat wie seither nicht mehr gekannt umkrempelte.

Oettinger saß ihm im Nacken

Die letzten Regierungsjahre waren schwer für Teufel. Denn Günther Oettinger, sein Nachfolger als Fraktionsvorsitzender, saß ihm im Nacken. Dessen Anhängerschaft, gut vernetzt aus gemeinsamen Zeiten in der Jungen Union, erhöhte den Druck, die Partei drängte Teufel zum Generationswechsel.

Wie einst Lothar Späth im Vergleich zu Teufel war Oettinger das absolute Gegenteil zum bodenständigen Politiker aus Spaichingen. Dieser betrachtete den jungen Christdemokraten aus dem Stuttgarter Yuppie-Dunstkreis kritisch. Mit dessen Anflügen von gelegentlichem Unernst und Filouhaftigkeit konnte Teufel nichts anfangen.

Als Teufel nach langem Widerstreben im Oktober 2004 seinen Rückzug ankündigte, mobilisierte er sein politisches Ziehkind, Kultusministerin Annette Schavan, als Konkurrentin zu Oettinger im Mitgliederentscheid – was sich als gravierendster politischer Fehler Teufels erweisen sollte.

Denn die derartiger Konkurrenz völlig entwöhnte Staatspartei zerstritt sich so, dass dies noch viele Jahre die CDU lähmte – und mit zu ihrem Sturz in die Opposition 2011 und jahrelanger Agonie beitrug. Was Teufel von den Spitzenkräften der Union nach 2011 hielt, behielt er nach seinem Rückzug ins Private für sich.

Würdigung von Hagel

Es gibt Anzeichen, dass CDU-Landeschef Manuel Hagel mit seinem wertkonservativen Profil, seiner Betonung von Familie und Glauben sowie seinem von der CDU getragenen Aufstieg ein Mann in seinem Sinne ist.

Der CDU-Fraktions- und Landesvorsitzende Hagel würdigte Teufel jetzt: „Erwin Teufel war für die Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger immer mehr als nur ein Ministerpräsident, er war mit Leib und Seele Landesvater. Die Menschen vertrauen Erwin bis heute, weil sie seine Aufrichtigkeit, seine christlichen Werte, seinen Familiensinn und seine Heimatliebe spüren.“