Der Prozess um den gewaltsamen Tod von Mahdi Bin Nasr beginnt. Ab kommenden Montag, 14. Oktober, wird sich vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen ein 58 Jahre alter Mann dafür verantworten müssen, den Tunesier getötet, seine Leiche zerteilt und diese in den Rhein geworfen zu haben. Acht Verhandlungstage hat das Landgericht vorerst dafür angesetzt, die Anklage lautet auf Totschlag.
Streit endet mit Kopfschuss
Mahdi Bin Nasr wurde 38 Jahre alt. Er starb am 23. Dezember in einer Unterkunft in Rickenbach, einem idyllischen Ort im Hotzenwald. Ermittlungen zufolge trafen sich die beiden Männer erstmals an diesem Abend. Dabei soll der Tunesier den Deutschen und dessen Familie beleidigt haben.
Später soll der Angeklagte den Geschädigten dann in dessen Unterkunft aufgesucht haben. Dabei hatte der dringend tatverdächtige Mann eine Schusswaffe. Erneut soll es zu Streit gekommen sein, der 58-Jährige sagte den Ermittlern, er habe eine Bedrohungslage wahrgenommen – und geschossen. Nasr starb noch am Tatort an einer Kopfschussverletzung.
An Heiligabend soll der 58-Jährige den Leichnam dann in einem nahen Waldstück abgelegt haben, ehe er diesen Tage später in einer Kleingartenanlage mit einer Machete zerteilt haben soll. Die Überreste soll der Mann in Maschendrahtzaun eingewickelt und später an verschiedenen Stellen in den Rhein geworfen haben.
Ein Tauchgang mit Folgen
Nasr wurde im Januar noch vermisst. Polizei und Rettungskräfte suchten Rickenbach weiträumig ab. Erst Anfang April entdeckten Taucher im Rhein bei Breisach zufällig Teile der Leiche, etwa 70 Kilometer von Rickenbach entfernt. Die Polizei setzte daraufhin die 60-köpfige Sonderkommission Rhenus ein.

Wenige Tage später stellte sich der 58-Jährige der Polizei. Er stand bereits im Fokus der Ermittlungen, war aber laut Staatsanwaltschaft nicht vorbestraft. Der Mann befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Er äußerte sich ausführlich gegenüber den Behörden.
Keine Nebenklage
Mahdi Bin Nasr lebte knapp zehn Jahre in Deutschland, berichtete seine Schwester dem SÜDKURIER: Er wollte sich ein neues Leben aufbauen. Er gab sich den deutschen Behörden gegenüber allerdings als Algerier aus und lebte unter falschen Namen im Hotzenwald, um nicht abgeschoben zu werden. Der 38-Jährige fiel der Polizei später wiederholt durch Gewalt- und Betäubungsmitteldelikte auf. Dafür saß er auch im Gefängnis.
Nasrs Schwester, die in Tunesien lebt und sich bis heute fragt, warum ihr Bruder auf diese Weise sterben musste, wird nicht als Nebenklägerin auftreten. Das schrieb sie dem SÜDKURIER am Montag. Ihr sei kein Visum erteilt worden und die finanziellen Mittel für einen Anwalt fehlten ihr.