Die beiden Damen sind etwas erschöpft, aber bestens gelaunt, als sie um kurz vor 18 Uhr endlich in einem der offenen Wagen im Tal-Shuttle sitzen, der sie zurückbringt zum „Xentrum“ im Baiersbronner Ortsteil Friedrichstal. Zuvor haben sie schon eine halbe Stunde auf einen anderen Shuttle-Bus gewartet. Und, hat sich das jetzt gelohnt? „Auf jeden Fall, unbedingt!“, sagt Roswitha Weßbecher. „Es ist toll!“, sagt auch Elvira Busch.
An diesem heißen Montag im Juni sind sie in den Nordschwarzwald angereist zur Gartenschau 2025, die von den Städten Baiersbronn und Freudenstadt im Forbachtal gemeinsam ausgerichtet wird.
Erfahrene Gartenschaubesucherinnen urteilen
Die beiden Damen aus Au am Rhein (Kreis Rastatt) sind langjährig erfahrene Gartenschau-Besucherinnen und können auf Anhieb Vergleiche ziehen zu den früheren Schauen etwa in Balingen, Überlingen oder im Remstal. „Das ist schon was Besonderes hier“, sagen beide.

„Tal X“ nennt sich das Ganze, „X“ ist das Symbol für Vielfalt, und das Logo mit dem durchbrochenen X steht für Baiersbronn, Freudenstadt und in der Mitte den Forbach, der beide Schwarzwald-Städte verbindet und die Hauptschlagader der Gartenschau entlang der stellenweise wilden Schwarzwaldkulisse des Forbachtals bildet.
Sechs große Bereiche dem Gewässerbett entlang
An dem Gewässerbett entlang sind die sechs großen Aktions- und Erlebnisbereiche der Gartenschau mitsamt den großen Veranstaltungsbühnen eingerichtet. Eine Strecke, die von einem Ende – dem in ein prachtvoll blühendes Eingangsportal verwandelten Marktplatz in Freudenstadt – steil über die Adlersteige hinab zum Forbach und flussabwärts bis zum anderen Ende des Gartenschaubereichs an der Schelklewiese mit neu angelegtem See in Baiersbronn satte acht Kilometer lang ist. Ein Spaziergänger braucht ohne Rast oder Abstecher allein für diese Strecke zweieinhalb Stunden.
Der Transport will gut geplant sein
Elivra Busch und Roswitha Weßbecher haben es daher nicht weit geschafft von ihrem Start am Mittag in Freudenstadt. Und sie sind gut zu Fuß.
Sie haben sich ausgiebig in den Blüten- und Blumenmeeren der „Forbachgärten“, der fünf Schaugärten der Landschaftsgestalter, direkt am Forbach umgeschaut, dann die Schaubecken der angrenzenden „Aquaflora“ besucht und sind gerade noch in den „Platzmeistergarten“ gekommen – haben also gerade mal ein Drittel der gesamten Schau gesehen, bevor sie sich wieder darum kümmern mussten, vor 18 Uhr eines der verschiedenen Shuttle- oder ÖPNV-Angebote aus dem Tal heraus zu erwischen. Ein Vorhaben, das Vorplanung erfordert.

„Es ist eben ein Schwarzwaldtal“
„Das muss man einfach sagen: Es ist eben ein Schwarzwaldtal, und die Strecke ist acht Kilometer lang“, sagt Cornelia Möhrlen, Geschäftsführerin der Gartenschau. Sie sitzt mit ihrem Organisations- und Verwaltungsteam genau in der Mitte der Strecke, im Baiersbronner Ortsteil Friedrichstal.
„Xentrum“, haben sie diese Mitte getauft. Hier laufen viele Wege zusammen und auch die Verkehrsanbindungen zum regionalen ÖPNV und die Shuttles an die Besucher-Parkplätze an den Enden in Baiersbronn und Freudenstadt überlappen sich.

100.000 Besucher in den ersten vier Wochen
„Unsere Erwartungen wurden schon mehr als übertroffen“, so die Geschäftsführerin. Vier Wochen läuft nun die Gartenschau schon, 100.000 Besucher kamen bereits in den ersten vier Wochen, und bis zum Schluss am 12. Oktober könnte die halbe Million geknackt werden.
Die wichtigsten Infos zu Tickets und Anfahrt
Auf die Kritik der ersten Tage an zu langen Taktzeiten der diversen Transportangebote und überfüllten Shuttles hat die Gartenschau mit einer Verdoppelung der Taktzeiten und einer Erweiterung des Angebots zu Stoßzeiten und neuen Fahrplänen reagiert. „Wir können bei Bedarf weiter nachjustieren“, sagt Möhrlen.
Aber dies sei eben – allein schon vom Gelände und der Ausdehnung – ein besonderes Gartenschaukonzept. „Der Gedanke war, einerseits den Schwarzwald so authentisch wie möglich zu belassen und in allen seinen Aspekten vorzustellen, und doch auch alles anzubieten, was eine Gartenschau eben ausmacht.“
So geht es nicht nur um Floristik und blühende Gärten, sondern auch um die wilde Natur des Schwarzwalds, Tradition, Historie und auch Sagen. Vor allem das Wasser spielt eine zentrale Rolle. So kann man sich etwa auf dem Gartenschaugelände die App „Fluss der Zeit“ herunterladen, an bestimmten Stellen QR-Codes scannen und mittels Augmented Realitiy (AR) eine digitale Zeitreise tief in die Geschichte des Schwarzwalds unternehmen.

Auch für Familien und Aktivurlauber ist etwas geboten
„Unsere drei Hauptzielgruppen sind die ganz klassischen Gartenschaubesucher, aber dazu auch speziell Aktivurlauber und Familien. Für Kinder haben wir ganz besondere Angebote und viele Spielflächen in und mit der Natur und Wasser“, sagt Möhrlen. „Aber wir bieten für alle etwas.“ Auch ein inklusiver Spielplatz für Kinder mit Behinderungen ist eingerichtet.
Am einfachsten ist es noch für Fahrradfahrer, die weitläufige Schau und seine vielen Seitenstationen an einem Tag zu erkunden. Fahrradwege sind für das gesamte Gelände ausgeschildert, an den sechs eingezäunten Themenarealen gibt es reichlich Radstellplätze, zudem gibt es an manchen Stationen Leihfahrräder.
1100 Ehrenamtliche sind mit Engagement dabei
Wer auf der langen Strecke den Überblick verliert, dem hilft ein Heer von Freiwilligen in gelben Polo-Shirts mit dem charakteristischen X-Logo. 1100 Ehrenamtliche unterstützen die Gartenschau, eine beachtliche Zahl. „Anfangs hieß es, dass sich vielleicht 300 finden“, sagt Möhrlen. Für sie ist diese Beteiligung ein Beleg dafür, wie sehr sich die Menschen in der ohnehin schon von Tourismus geprägten Region mit der Gartenschau identifizieren, bei deren Entwicklung viel Wert auf Nachhaltigkeit und eine dauerhafte Ergänzung der touristisch schon sehr erschlossenen Region geachtet wurde.
Eine der Helferinnen ist Monika Hartensuer. Die Baiersbronnerin ist seit dem Eröffnungstag jeden Tag auf dem Gelände als Lotsin im Einsatz. „Das war selbstverständlich, dass ich hier mitmache“, sagt sie, obwohl sie noch in anderen Ehrenämtern aktiv ist und auch Sprachunterricht für Flüchtlinge gibt.
An diesem Tag berichtet sie Möhrlen von den Rückmeldungen, die sie von den Gästen bekommen hat. Viele Fragen drehen sich um unklare Wegführung und Anschlusszeiten der verschiedenen Shuttles. Inzwischen sind zusätzlich Lotsenteams installiert worden, um den Besuchern weiterzuhelfen.
Jungköche der Traube Tonbach zeigen Ihr Können
Für Fußgänger stehen in und zwischen den Blüten- und Erlebnisarealen neben den kulinarischen Stationen – etwa im schattigen Biergarten hinter dem alten Backhäusle – reichlich Ruheplätze und Liegestühle zur Verfügung. In Sache Kulinarik hat speziell Baiersbronn auch auf der Gartenschau einen Ruf zu verteidigen. Die vielen Sternegastronomen betreiben zwar keinen der Imbisse auf dem Gelände, aber sind auf der Küchen-Showfläche an der Schelklewise mit Veranstaltungen präsent.
An diesem Montagnachmittag bereiten etwa Jungköche des Gourmettempels Traube Tonbach vor den Gartenschau-Gästen ein leichtes Sommermenü zu, Kurkuma-Shot und Probierhappen inklusive. Die Sitzplätze sind schon vor dem Start alle besetzt, Besucher schleppen noch Liegestühle und Bänke an.
Kostenloses Rad-Taxi, auch Rollstühle sind da
Besonderen Wert, berichtet Möhrlen, habe man daraufgelegt, auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität begehbar und attraktiv zu sein – wem etwa die Adlersteige von Freudenstadt zum Gartenschaugelände hinab zu steil ist, kann auf einen Shuttle zurückgreifen, auch ein kostenloses Rad-Taxi ist im Einsatz. Zudem lassen sich zum Teil Rollstühle und Rollatoren ausleihen.

Am besten zwei Tage einplanen
Cornelia Möhrlens Tipp für ein optimales Erlebnis: „Am besten die Gartenschau in eine Richtung absolvieren und sich zum Ausgangspunkt hin- oder zurückbringen lassen. Und den Besuch genau vorher planen und sich vornehmen, was man sehen möchte. Und am besten den Besuch auf mindestens zwei Tage verteilen.“
Roswitha Weßbecher und Elvira Busch haben sogar drei Tage eingeplant – viele Hotelbetriebe haben ein entsprechendes Angebot im Programm. „Ich freue mich schon auf morgen“, sagt Elvira Busch. „Aber an der Transportorganisation können sie noch arbeiten.“