Er zieht gerade über die Baar. Wo genau, das kann niemand sagen. Viele Menschen haben ihn auch noch nicht zu Gesicht bekommen. Aber der Wolf ist hier – und seit Mai auch ganz offiziell heimisch.

Da hatte nämlich das Landesministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft verkündet, dass der Wolfsrüde GW4389m nach mehreren Sichtungen nun als aktuell vierter Wolf in Baden-Württemberg sesshaft geworden ist.

Vieles bleibt ein Mysterium

Auf die offizielle Bestätigung aus Stuttgart hat GW4389m wohl nicht gewartet, um das Donaueschinger Umland als sein neues Revier anzusehen. Ganz neu ist er denjenigen, die Sichtungen von Wölfen hier verfolgen, auch nicht.

Dennoch hat es eine Weile gedauert, bis der Wolf den neuen Status bekommen hat. Über sechs Monate muss ein einzelner Wolf im selben Gebiet nachgewiesen werden, damit er als territorial beziehungsweise sesshaft gilt, sagt Felix Böcker, Leiter im Fachbereich Monitoring bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA).

Viel ist allerdings auch den Experten noch nicht über den neusten Bewohner der Baaremer Wälder und Felder bekannt. „Er wurde im Jahr 2024 das allererste Mal individuell in Baden-Württemberg bestätigt“, sagt Böcker. „Woher, das wissen wir leider nicht.“

Das könnte Sie auch interessieren

Wie funktioniert Wolfsmonitoring in Baden-Württemberg?

Mehr über den Wolf wollen Land und Kreis über Monitoring erfahren, also die Überwachung. Laut Felix Böcker von der FVA beginnt das in den meisten Fällen passiv, durch die Auswertung von Meldungen aus der Bevölkerung, etwa durch Sichtungen oder Aufnahmen von privaten Wildkameras.

„Im Rahmen des aktiven Monitorings schließen wir dann meist eine intensivere Arbeit an“, so Böcker weiter. Dann beginnt die Zusammenarbeit der offiziellen Stelle mit Förstern, Jägern und Landwirten. Wie auch auf der Baar, bringen die Experten dann eigene Wildkameras zur Überwachung an.

Wo genau, bestimmen sie zunächst durch die Erfahrung, wie sich Wölfe allgemein verhalten. Mit dem anwachsenden Wissen über das Verhalten des Tiers vor Ort können die Kameras dann effizienter positioniert werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Dazu suchen die Stellen auch aktiv nach weiteren Hinweisen, etwa nach Spuren wie Blut oder Kot. So können sie auch nachweisen, ob es sich immer wieder um den gleichen Wolf handelt. Bilder reichen dafür laut Böcker in der Regel nicht aus. Ein Fund von Kotspuren bescherte schließlich auch GW4389m den Status, auf der Baar sesshaft geworden zu sein.

Wo ist der Wolf aktuell unterwegs?

Ein Problem bei der Überwachung ist die Aktualität der Erkenntnisse. Private Aufnahmen, die oft Anstoß intensiverer Überwachung sind, seien nicht selten bereits über ein Jahr alt. Wie häufig die Aufnahmen der FVA-Wildkameras überprüft werden, variiert laut Felix Böcker je nach Dringlichkeit teilweise sehr. Wenige Wochen bis mehrere Monate kann es dauern, bis neue Datensätze ausgewertet werden.

Wildkameras machen viele Aufnahmen, nicht nur Wölfe laufen durchs Bild und lösen so Schnappschüsse aus. Daher macht es Sinn, erstmal Aufnahmen zu sammeln. Früher sei dann auch die Auswertung dieser riesigen Datenmengen ein enormer Aufwand für die Experten gewesen. Heute hilft Künstliche Intelligenz bereits beim Sortieren der Bilder, erleichtert die Arbeit.

Was ändert sich durch den neuen Status?

Beim Baaremer Wolf sprechen die Experten aber eben nicht mehr nur von einzelnen Sichtungen, sondern von einem sesshaft gewordenen Tier. „In Regionen, von denen wir wissen, dass sich hier Wölfe länger aufhalten, versuchen wir über dauerhaftes Monitoring auch jährlich erneut auf dem Kenntnisstand zu bleiben“, sagt Böcker.

Das könnte Sie auch interessieren

Nun gilt es, zu beobachten, ob sich Paare bilden, ob es Welpen gibt oder ob etwa weitere Territorien im näheren Umkreis entstehen. Entscheidend dafür ist auch die Zusammenarbeit mit dem Landkreis.

Das Forstamt hofft, durch eine noch intensivere Beobachtung mehr über den Wolf zu erfahren, auch aktueller über seine Bewegung Bescheid zu wissen. „Mit der Sesshaftigkeit des Wolfsrüden GW4839m in der Ostbaar erhöhen sich die Chancen, direkte oder indirekte Hinweise über den Verbleib zu erhalten“, sagt Heike Frank, Sprecherin des Landratsamts des Schwarzwald-Baar-Kreises.

Dann könne auch das lokale Management und der Schutz von Herdentieren optimiert werden. Und vielleicht entsteht dann ja auch mal wieder ein neuer Schnappschuss vom Wolf in seinem neuen Revier.