Nina Fluck (25) wäscht den Pinsel aus. Sie streicht ihn an der Wand sauber. Noch kennt die Maler- und Lackiermeisterin so etwas wie Feierabend. Denn sie ist angestellt und kann pünktlich Schluss machen. Den Betrieb in Tengen-Watterdingen hat ihr Großvater Friedrich 1961 gegründet. Vater Markus hat 2001 die Führung übernommen. 14 Angestellte gibt es inzwischen. Nina ist eine von ihnen.
Die Tochter ist mit dem Geruch von Farbe, Lack und Kleister aufgewachsen. „Aber ich hatte immer die Freiheit, etwas anderes zu machen“, schildert sie ihr Berufswahl. So lernte sie Industriekauffrau in Singen. Zuvor schloss sie ihre Fachhochschulreife ab. Mit dieser Ausbildung bekam sie Einblicke bei Einkauf, Verkauf, Personal, Controlling und Finanzbuchhaltung.
Tapezieren, spachteln, lackieren
„Wenn man den ganzen Tag am Computer sitzt, sieht man nicht so sehr, was man gearbeitet hat“, räumt sie ein. Also entschied sie sich für eine Malerlehre. Nicht im elterlichen Betrieb, sondern in Konstanz. „Die Tätigkeit als Malerin ist sehr abwechslungsreich“, sagt Nina Fluck. „Wir streichen nicht nur – wir tapezieren, spachteln, lackieren, verputzen und vieles mehr.“ Kunden werden beraten und Pläne gemacht. Jeder Tag ist ist anders. „Ich kann gestalten, umsetzen und in einem vielseitigen Team arbeiten“, sagt die Handwerkerin.
Großvater Friedrich Fluck erinnert sich an seine Ausbildung in den 50er-Jahren. „Mein Chef hatte ein Motorrad, eine 250er BMW. Ich bin auf dem Sozius gesessen, mit einem Eimer Farbe in der rechten und einem in der linken Hand.“ So ging es nach Tengen-Wiechs über die Buckelstrecke des Randen.
Betrieb muss auf Lehrlinge zugehen
Ninas Vater und der Großvater haben in den letzten Jahrzehnten zehn Lehrlinge ausgebildet. Früher kam immer wieder mal ein Lehrling vorbei und fragte nach einer Lehrstelle. Heute klingelt keiner mehr. Im Gegenteil: Der Handwerksbetrieb muss auf die Lehrlinge zugehen – und attraktiv sein auf dem Arbeitsmarkt.
Für die Zukunft haben die drei Generationen der Maler-Flucks einen Wunsch gemeinsam: Dass sich mehr junge Menschen für eine solide Ausbildung im Handwerk entscheiden, anstatt etwa – oft ohne konkreten Plan – studieren zu gehen. Schließlich lasse sich auch im Handwerk gutes Geld verdienen. Gerade in die Zukunft würden mehr praktisch denkende und handwerklich versierte Menschen gebraucht.
Es wird zu wenig fürs Handwerk geworben
Die Familie kritisiert, dass in Deutschland zu wenig für das Handwerk und seine Chancen geworben werde. Nina Fluck hält eine Ausbildung nach dem Abitur für durchaus empfehlenswert. Viele junge Menschen seien nach Schule oder im Studium ohne ein konkretes Berufsziel. Im Handwerk wisse man dagegen sofort, wie man sein Geld verdienen könne.
Auch mit Haupt- und Realschulabschluss könne man im Handwerk viel erreichen, betont die Meisterin. Freude an der vielseitigen Aufgabe erleichtere das Lernen, das im Dualen System auch an der Berufsschule gefordert ist. Junge Menschen möchte Fluck motivieren, ein Praktikum im Handwerk zu machen. Der Umgang auf den Baustellen sei nicht so ruppig wie es oft kolportiert werde. Auch als Frau werde man dort inzwischen respektiert.
Im Moment genießt Nina Fluck die Vorteile als angestellte Malerin. Zum Beispiel, dass man abends Pinsel und Rolle weglegen und Feierabend machen kann. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass sie und ihre Handwerkerkollegen Verstärkung bekommen und Schüler wieder verstärkt Gefallen daran finden, abends zu sehen, was sie tagsüber geschafft haben.