Als Tuttlinger mag Baden-Württembergs Tourismus-Minister Guido Wolf (CDU) den See und sitzt ab und zu mit einem Viertele an den beliebten Weinfässern vor der Überlinger Greth. Doch bis Montag sind auch diese Plätze an der Promenade noch unter Verschluss. Schneller ablegen als ursprünglich vorgesehen dürfen nun die Ausflugsschiffe, wie Minister Wolf am Freitagnachmittag auf dem Überlinger Landungsplatz mitteilte – noch vor Drucklegung der neuen Änderungen.

Frohe Botschaft ist auch mit Mahnung verbunden

„Ab Montag dürfen die Fahrgastschiffe auf dem Bodensee und andernorts im Land wieder ihre Ausflugsfahrten anbieten“, sagte er – mit mehreren Exemplaren als Kulisse. Diese frohe Botschaft überbrachte Wolf auch im Namen von Verkehrsminister Winfried Hermann, der ihm allerdings die Mahnung mit an den See gegeben hatte, „die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit verantwortungsvoll zu nutzen“.

Mit Maske und Abstand: BSB-Geschäftsführer Frank Weber (von links), Schiffsbetreiber Clemens Mauch, Baden-Württembergs Tourismusminister ...
Mit Maske und Abstand: BSB-Geschäftsführer Frank Weber (von links), Schiffsbetreiber Clemens Mauch, Baden-Württembergs Tourismusminister Guido Wolf, Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler und Kapitänin Tanja Held. | Bild: Hanspeter Walter

Genau das wollen die Schiffsbetreiber auch tun, wie Geschäftsführer Frank Weber von den Bodensee-Schiffsbetrieben (BSB) in Konstanz und die Überlinger Kapitänin Tanja Held bekräftigten. Die gewonnene Freiheit wollen sie Anfang der Woche nutzen, um noch einmal letzte Hand zur Erfüllung von Abstands- und Hygieneregeln anzulegen. „Wir werden am Mittwoch definitiv starten“, betonte Frank Weber, der sich darauf mit den Überlinger Kollegen verständigt hatte. Leinen los, heißt es dann also auch an Christi Himmelfahrt tags darauf.

Die Wünsche wurden erhört

Ein guter Ort zum Stelldichein mit Kapitänen war der Überlinger Landungsplatz, zumal BSB-Geschäftsführer Frank Weber dort zuhause ist und mit den Schiffsbetrieben Held und Mauch zwei kleinere Traditionsunternehmen dort angesiedelt sind. Gemeinsam hatten sie in den vergangenen Tagen darauf gedrungen, nicht erst „ab Pfingsten“ ablegen zu dürfen, und waren mit Briefen nicht nur bei Überlingens Oberbürgermeister Jan Zeitler, sondern auch bei der Landesregierung, vorstellig geworden. OB Zeitler konnte dies nur bestätigen. „Viele haben sich mit ihren Anliegen an mich gewandt und ich habe das gerne weitergegeben“, erklärte Zeitler, der erst kürzlich die geplante Landesgartenschau für dieses Jahr endgültig abschreiben musste.

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Schneller gefruchtet als erwartet haben die Appelle der Schiffsbetriebe für die Überlinger Kapitänin Tanja Held. „Wir freuen uns riesig und sind gut vorbereitet“, sagte sie und zeigte sich froh, dass sie die eingehenden Anfragen von Ferienwohnungsbesitzern künftig positiv beantworten kann.

Ein Passagierschiff fährt auf dem Bodensee aus dem Hafen von Konstanz. Im Vordergrund ist die Imperia zu sehen, eines der Wahrzeichen ...
Ein Passagierschiff fährt auf dem Bodensee aus dem Hafen von Konstanz. Im Vordergrund ist die Imperia zu sehen, eines der Wahrzeichen der Stadt. | Bild: Felix Kästle/dpa

„Die Tourismusbranche ist von den Folgen der Corona-Krise mit voller Wucht erwischt worden“, erklärte Minister Wolf. Viele Betriebe seien in wirtschaftliche Existenznot geraten. „Die Fahrgastschifffahrt ist ein Bereich, in dem das Infektionsrisiko relativ gering ist.“ Es sei daher „richtig und wichtig“, diese Wiedereröffnung zu ermöglichen. „Die Menschen sehnen sich danach“, erklärte Wolf, „und die Betriebe brauchen Einnahmen.“ Doch appellierte der Minister an die Bürger: „Geben Sie alles, dass die Lockerung erfolgreich wird und beibehalten werden kann.“

Corona-Virus erfordert besondere Maßnahmen

Ihren Beitrag dazu leisten wollen auch die Schiffsbetreiber. „Wir werden unsere Schiffe lange nicht so voll packen wie man das sonst gewohnt ist“, betonte BSB-Geschäftsführer Weber. Viele Vorbereitungen in Sachen Hygiene haben auch die kleineren Unternehmen getroffen – beim Ticketkauf oder an den Bistros. Allerdings gelte auch dort – wie in anderen Verkehrsmitteln – die Maskenpflicht, betonte Guido Wolf. Die BSB wollen auch Masken für ihre Passagiere bereithalten.

Regelrecht erleichtert zeigte sich auch Pfahlbaudirektor Gunter Schöbel, der sich schon darauf freute, dass die Menschen wieder an der frischen Luft des Bodensees Urlaub machen werden. „Wir brauchen die Schifffahrt dringend“, sagte Schöbel. „Das ist unser Verkehrsträger.“ Zudem gebe es 400 touristische Ereignisorte am See und es seien rund 60.000 Arbeitsplätze „mit dem Tourismus verknüpft.“