Auf der Mainau bleibt es still

Der für den 26. März geplante Start ins Blumenjahr, sprich die Öffnung der Insel Mainau für die Besucher, ist erst einmal verschoben, erklärt Geschäftsführerin Bettina Gräfin Bernadotte.

Binnen eines Tages könnte geöffnet werden

Wann genau die beliebte Blumeninsel für die Besucher geöffnet werden kann, steht noch nicht fest. Die Vorbereitungen sind so weit abgeschlossen, dass die Insel binnen eines Tages öffnen kann, berichtet Pressesprecherin Andrea von Maur.

Obwohl gespart werden müsse, sei das vorgesehene Angebot wie geplant umgesetzt. Das sich über zwei Jahre erstreckende Motto lautet wieder „Blühende Wasser, schwimmende Gärten“, das bewährte und neue Motive miteinander verknüpft.

Osterfeiertage von großer Relevanz

„Für die Insel Mainau sind die Osterfeiertage aus wirtschaftlicher Sicht von großer Relevanz und eine weitere Verlängerung der Schließung bedeutet daher weitere hohe Umsatzeinbußen für das Unternehmen.

Nach langen Monaten des Lockdowns und der damit verbundenen Kurzarbeit in allen Unternehmensbereichen treffen uns diese Einbußen hart“, sagt von Maur nachdrücklich. „Es ist natürlich wichtig, die dritte Welle möglichst früh zu brechen und auch dauerhaft Infektionszahlen auf ein niedriges Infektionsgeschehen zu senken“, zeigt Gräfin Bettina Verständnis für die nicht einfache Situation.

Die Ferienhäuschen wären bereit

Jochen Kirchhoff ist bedient. Der Geschäftsführer der Ferienwohnpark Immenstaad GmbH hat sein Team an Festangestellten aus der Kurzarbeit herausgeholt, um seine Ferienhäuschen auf die Sommersaison vorzubereiten und dann kam die Nachricht vom erneuten harten Lockdown über Ostern aus Berlin.

Jochen Kirchhoff, Geschäftsführer der Ferienwohnpark Immenstaad GmbH, ist verägert.
Jochen Kirchhoff, Geschäftsführer der Ferienwohnpark Immenstaad GmbH, ist verägert. | Bild: Cuko, Katy

„Wir sind seit Oktober im Berufsverbot und können jetzt schauen, wie wir mit wehenden Fahnen weiter sinken“, sagt Kirchhoff. Seine Ferienwohnungen in Immenstaad (Bodenseekreis) liegen kaum zehn Gehminuten vom Seeufer entfernt, Ostern wäre eine sichere Bank. Werde der Lockdown weiter verlängert bis Pfingsten, werde es für ihn eng werden. „Und die Inzidenzzahlen steigen ja weiter“, blickt Kirchhoff pessimistisch voraus. Während die Regierung versuche, andere Branchen zu stützen, lasse sie Hotellerie und Gastronomie „links liegen“.

Zweierlei Maß

Das Messen mit zweierlei Maß ärgere ihn massiv. Dass Urlaubshungrige aktuell wieder nach Mallorca fliegen können, sei ein weiterer „Nackenschlag“ für seine Branche: „Dafür werden die Möglichkeiten geschaffen, zugleich wird es uns aber verboten, im eigenen Land Urlaub zu machen“, kritisiert Kirchhoff. Und er befürchtet: „Wenn wir jetzt keine Perspektive haben, werden wir in vier oder acht Wochen auch keine Perspektive haben.“

Die Gäste müssen draußen bleiben

Ihre Familie leitet in sechster Generation den „Ochsen“ in Schönwald. Hotel und Restaurant wurden 1796 gegründet. Barbara Martin ist die Frau, die der Wohlfühl-Adresse Konturen und ein Gesicht gibt. Derzeit geht es auch ihr nicht gut. Urlaub möglich in Mallorca und im Schwarzwald nicht? „Haben die uns vergessen? Wollen die uns kaputt machen?“, entfährt es ihr dazu, adressiert an die große Politik.

Die Frage nach der Perspektive

Es fehle an so vielem, klagt die Frau, die sonst dynamisch durchs Haus stöbert, gute Laune versprüht und mit Liebe zum Detail ihr Haus immer wieder saisonal umdekoriert. „Wo ist denn die Perspektive jetzt?“, fragt sie nach der jüngsten Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz den SÜDKURIER. Wenigstens ihren Mitarbeitern würde sie gerne sagen können, wann es wie vielleicht weiter geht.

Barbara Martin aus dem „Ochsen“ in Schönwald.
Barbara Martin aus dem „Ochsen“ in Schönwald. | Bild: Trippl, Norbert

Die Novemberhilfen seien letzte Woche auf dem Konto eingegangen. „Viel zu spät“, sagt sie und ergänzt: „Hätten wir nicht unser eigenes Haus, wären wir jetzt vielleicht schon nicht mehr hier.“ Sie erklärt: „Wir müssen ja auch das große Haus heizen, sonst fallen uns da die Fliesen runter.“ Laufende Kosten in Höhe von mehreren Tausend Euro pro Monat bewältige die Familie gemeinsam aus dem Ersparten. Und muss dann Erlebnisse verdauen, zum Beispiel mit teuren Versicherungen, die weiterhin ihre Überweisungen einfordern verbunden mit dem Hinweis, der „Ochsen“ sei ja nicht geschlossen.

Die Gäste stünden parat

Barbara Martin schnauft dazu verächtlich und berichtet, dass sie aktuell mit Geschäftsreisenden „ein Prozent des sonstigen Umsatzes machen“ könne. „Wo soll das hinführen?“, fragt sie. „Wir werden von Leuten regiert, die spürbar selbst gut abgesichert sind und ihr Geld verlässlich erhalten“, benennt sie eine der von ihr ausgemachten Ursachen dafür, dass sich „von Lockdown zu Lockdown ja nichts verbessert hat“. Und, so fügt sie fragend hinzu: „Wo ist denn beispielsweise unser Tübinger Impfstoff, warum geht das nicht schneller?“, fragt sie und denkt dabei an das Vakzin von Curevac. Die Gäste stünden für den „Ochsen“ reihenweise parat. „Viele haben schon vier Mal umgebucht und wollen glücklicherweise immer noch kommen“, berichtet sie. Barbara Martin bepflanzt jetzt ihre große Terrasse für den Restaurantbetrieb. Auf dass das Jahr 2021 wirtschaftlich möglichst rasch erblühe.

Jede Menge Absagen an Camper

Vom harten Lockdown über Ostern betroffen ist auch der Camping-Hotel-Betrieb CAP Rotach in Friedrichshafen. Der ist kein herkömmlicher Campingplatz: „CAP“ steht für „Chancen, Arbeit, Perspektiven“. Träger ist eine gemeinnützige GmbH, die Mitarbeiter sind Menschen mit Betreuungsbedarf. „Wenn wir hätten öffnen dürfen, hätten wir das sehr ernsthaft geprüft“, sagt Betriebsleiterin Petra Fricke deswegen.

Auf das autarke Camping eingestellt

Denn ihre Mitarbeiter seien in der Corona-Pandemie naturgemäß besonders schutzbedürftig. „Da stehen wir als inklusives Unternehmen in einer besonderen Verantwortung“, sagt Fricke. Eigentlich habe man sich bei CAP Rotach darauf eingestellt, ab April zumindest wieder das sogenannte autarke Camping anbieten zu können, also ohne Öffnung der sanitären Anlagen.

Markus und Petra Fricke betreiben den integrativen Camping-Hotel-Betrieb CAP Rotach in Friedrichshafen.
Markus und Petra Fricke betreiben den integrativen Camping-Hotel-Betrieb CAP Rotach in Friedrichshafen. | Bild: Andrea Fritz

Für Wohnmobil- oder Wohnwagenurlauber sei dies erfahrungsgemäß kein Hinderungsgrund, sagt Fricke. Nachdem sich die Zahlen zuletzt aber deutlich negativ entwickelt hätten, habe sie mit dieser Entscheidung gerechnet. Die sei natürlich trotzdem bitter, denn: „Unsere Plätze wären sicherlich belegt gewesen, die Leute wollen einfach raus.“ Dies hätten die zahlreichen Anfragen in den vergangenen Wochen deutlich gezeigt.

Das kann Claudius Wirth, Geschäftsführer des Camping-Hotel Wirthshof in Markdorf, bestätigen: „Wir wären über Ostern komplett ausgebucht gewesen“, berichtet er. 540 Buchungen hat er im System von rund 500 Familien, die sich angekündigt hatten. Nun hat er alle Hände voll zu tun, seine Gäste per Rundmail zu informieren, dass der Campingplatz bis auf Weiteres geschlossen bleibt.

Hoffnung auf Mai und Pfingsten

„Die Menschen drängen raus“, sagt auch er. Im Januar und Februar seien doppelt so viele Buchungen eingegangen wie im Vorjahr. Nun hofft er auf den Mai und auf Pfingsten. Eines sei sicher, sagt Wirth: „Sobald wir öffnen, wird man uns den Betrieb einrennen.“ Sollte Berlin grünes Licht geben, sei der Campingplatz vermutlich ausgebucht für den Rest der Saison.

Wetter und Inzidenz müssen mitspielen

Momentan ist der Affenberg in Salem geöffnet – aktuell lässt dies die Inzidenz im Bodenseekreis zu. Mit dem Konzept der Inzidenzen immer nur drei oder vier Tage planen zu können, ist allerdings äußerst kompliziert für Roland Hilgartner.

Der Affenberg in Salem ist seit vergangener Woche geöffnet.
Der Affenberg in Salem ist seit vergangener Woche geöffnet. | Bild: Jäckle, Reiner

Der Parkdirektor spricht von sehr überschaubaren Zuschauerzahlen seit der Eröffnung in der vergangenen Woche: „Das ist aber nicht nur wegen Corona. Als Freiluft-Attraktion sind wir natürlich vom Wetter abhängig“, betont er. Der ganze Tourismus am Bodensee leide durch die coronabedingten Restriktionen für Ferienhäuser, Hotels und Campingplätze – und dadurch auch der Affenberg: „Natürlich betrifft das dann auch uns“, sagt Hilgartner.

Er hofft darauf, dass sich die Lage des gesamten Tourismus bald entspannt: „Schließungen von Ferienhäusern und Hotels an Pfingsten und in den Sommerferien würden wir massivst merken.“

Kein differenziertes Vorgehen

Nach mehr als einem Jahr Pandemie würde er sich ein differenzierteres Vorgehen wünschen. Die Hauptattraktionen auf dem Affenberg sind über ein 20 Hektar großes Waldstück verteilt. „Da besteht ein minimalstes Ansteckungs-Risiko“, sagt er. Dass dann aber Urlauber nach Mallorca fliegen, ist für den Parkdirektor nicht nachvollziehbar: „Es gibt keine schlüssige Begründung.“

Essensmitnahme ist ein Lichtblick

Im „Voglhaus“, ein Café und Kaufhaus in Konstanz, darf aktuell nicht einmal der Außenbereich geöffnet werden. Den Kopf in den Sand stecken will Geschäftsführerin Martina Vogl deshalb aber nicht. Ihr Team steht für die Essensmitnahme-Wünsche weiterhin täglich bereit.

Martina Vogl vom „Voglhaus“ gibt sich kämpferisch.
Martina Vogl vom „Voglhaus“ gibt sich kämpferisch. | Bild: Timm Lechler

„Diese Möglichkeit ist für uns eine tolle Sache. So können wir den Betrieb aufrechterhalten“, sagt Vogl, die nicht jammern möchte. Trotz der schwierigen Situation zeigt sie „tiefstes Verständnis für die harten Maßnahmen“. Dass sie weiter nicht öffnen darf, nimmt sie hin.

Kein Verständnis für Urlaubs-Egoisten

Allerdings versteht sie den Schachzug der Bundesregierung nicht, Urlaube nach Mallorca oder in andere Risiko-Gebiete zuzulassen. Doch noch mehr nervt sie der Egoismus der Menschen, die dort hinfliegen: „Da steht jeder einzelne in der Verantwortung“, sagt sie.

Vogl macht sich Sorgen darüber, wie lange der deutsche Staat die finanziellen Hilfen noch stemmen kann: „Für uns ist es aktuell noch nicht akut. Wenn wir weiter unterstützt werden, sieht es danach aus, dass wir durchhalten“, gibt sich die Geschäftsführerin des „Voglhaus“ kämpferisch. Mit einem blauen Auge würde sie und ihr Team laut Vogl dann davonkommen.

Energie sollte nicht für Klagen verwendet werden

Bisher habe sie vernünftige Hilfen bekommen. An dieser Stelle möchte die Geschäftsführerin noch etwas los werden, was sie überhaupt nicht nachvollziehen kann: „Es gibt in Konstanz Einzelhändler, die ihre Energie in eine Klage an die Bundesregierung reinstecken.“ Vogl fände es besser, diese würden ihre Energie auf das Ziel klimapositiv zu werden richten.