Vor dem Zirkuszelt kam es zur Eskalation: Mitarbeiter des Lörracher Weihnachtszirkus haben sich eine handfeste Auseinandersetzung mit der Polizei geliefert. Vier Beamte sind nach Angaben der Behörde verletzt worden, einer bis auf Weiteres sogar dienstunfähig.

Vorausgegangen waren seit Ende Dezember wiederkehrende Konflikte mit Tierschützern, die vor dem Zirkus demonstrierten. Die Zirkusbetreiber reagierten mehreren Aussagen zufolge mit lauter Musik auf den Protest, um die Sprechchöre zu übertönen.

Situation eskaliert

Am Mittwoch dann eskalierte die Situation, als die Polizei wegen der Lautstärke anrückte. Laut Polizei suchten die Einsatzkräfte Kontakt zu einem Verantwortlichen, der dann einen Beamten angegriffen habe. Der 51-jährige Mann wurde demnach sofort überwältigt und auf den Boden gedrückt.

Das war wohl für mehrere Männer Anlass, um sich einzumischen und ebenfalls auf die Polizisten loszugehen. Die Beamten zückten Pfefferspray. Im Tumult machte sich der 51-Jährige aus dem Staub. Mit einem großen Aufgebot, das hinzugezogen worden war, bekam die Polizei die Lage schließlich in den Griff und nahm die Personalien der Beteiligten auf. Bei dem Mann soll es sich um ein Mitglied der Betreiberfamilie handeln.

Nicht die erste Auseinandersetzung

Der Vorfall war allerdings nicht die erste Auseinandersetzung mit dem Zirkusbetreiber. Bereits am 23. Dezember soll der 51-Jährige nach einer verbalen Auseinandersetzung einem der demonstrierenden Tierschützer einen Kopfstoß versetzt haben, in dessen Folge dieser zu Boden ging. Internetvideos zeigen den Vorfall.

Die Frau des Betreibers, gleichzeitig Pressesprecherin des Zirkus, hatte daraufhin öffentlich gesagt, dass es ihrem Mann leidtue. In weiteren Videos, die die Tierschützer auf Instagram veröffentlicht haben, ist zu sehen und zu hören, wie der Mann sie beleidigt und provoziert.

Prügelei auch in Wiesbaden

Unter anderem sagt er – Bezug nehmend auf den Stoß – der Kopf des Demonstranten habe sich hohl angefühlt und: „Eure Demo ist lächerlich. Was ich heute in Wiesbaden gesehen habe, das war was.“

In Wiesbaden war es am Mittwoch ebenfalls zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen Zirkusmitarbeitern und Tierschützern gekommen – laut „Frankfurter Rundschau“ geht die Polizei vor Ort inzwischen von neun Leichtverletzten aus, die meisten seien Aktivisten. In einem Video aus Wiesbaden ist zu sehen, wie ein Zirkusmitarbeiter einem Demonstranten mit dem Knie ins Gesicht tritt.

Große Zirkusfamilie

Besonders kurios: Es handelt sich zwar um verschiedene Zirkusse, beide werden aber von einer Familie betrieben. Und die leistet sich immer wieder Auseinandersetzungen mit Tierschützern und Polizei, aber auch schon mal mit einem Bürgermeister und einem Journalisten.

So geht es auch einer Chronik der Tierschutzorganisation Peta hervor, die die entsprechenden Vorfälle mit Medienberichten und teilweise sogar Aktenzeichen der Gerichtsverfahren belegt – zurück bis ins Jahr 2000. Das zeigt aber den andauernden Konflikt mit Tierschützern, deren Proteste natürlich Einfluss auf das Zirkusgeschäft haben können.

Stellungnahme bleibt aus

Weder waren am Donnerstag die Tierschützer erreichbar, noch die Verantwortlichen des Zirkus, obwohl dessen Pressesprecherin laut „Badischer Zeitung“ eine schriftliche Stellungnahme für den Tag angekündigt hatte. Eine Nachfrage des SÜDKURIER dazu blieb unbeantwortet.

Die Polizei wertet nun aus, wie viele Menschen an der Auseinandersetzung beteiligt waren. Es werde wegen des Verdachts der Körperverletzung und wegen des Verdachts auf einen tätlichen Angriff auf Vollzugsbeamte ermittelt, hieß es von der Behörde. Festnahmen habe es keine gegeben.