SÜDKURIER-Recherche: Wie sich Rechte über die Grenzen vernetzen

Rechtsextreme aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben ein Netz zur gegenseitigen Unterstützung geschaffen – auch am Bodensee sind sie aktiv. Ihren Einfluss haben sie bis in die Parteien, vor allem in die AfD, hinein ausgeweitet. Die Gruppierungen, die vor allem in den Sozialen Netzwerken wie Telegram und Instagram sichtbar sind, werden vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft.

Martin Sellner, rechter Aktivist aus Österreich, bei einer Kundgebung der Identitären Bewegung.
Martin Sellner, rechter Aktivist aus Österreich, bei einer Kundgebung der Identitären Bewegung. | Bild: Sebastian Willnow/dpa

Das „Lieblingsthema“ der Rechtsextremen: Remigration, also die Abschiebung und Vertreibung von Minderheiten und Menschen mit Migrationshintergrund. Der wohl bekannteste Kopf ist der Österreicher Martin Sellner. Welche Rolle er in der Vernetzung der Szene spielt, welche Gruppierungen am Bodensee tätig sind und mit welchen Methoden die Rechtsextremen ihr Publikum manipulieren, beleuchtet die große SÜDKURIER-Recherche.

Klinikum Friedrichshafen: Schwester von verstorbener Oberärztin erhebt Vorwürfe

Bettina Oertel kämpft um Gerechtigkeit für ihre Zwillingsschwester. Diese war Oberärztin am Klinikum Friedrichshafen und hatte sich im Dezember 2023 das Leben genommen – nachdem sie zuvor eklatante Missstände auf der Intensivstation angeprangert hatte. Es folgte eine Compliance-Untersuchung, in deren Folge der Chefarzt des Klinikums, gegen den sich Vorwürfe richteten, entlassen wurde.

Bettina Oertel, Zwillingsschwester der verstorbenen Oberärztin, kämpft mit dem Klinikum Friedrichshafen um die Deutungshoheit bei einem ...
Bettina Oertel, Zwillingsschwester der verstorbenen Oberärztin, kämpft mit dem Klinikum Friedrichshafen um die Deutungshoheit bei einem vermeintlichen Behandlungsfehler ihrer Schwester. | Bild: Cian Hartung

Auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz wurden der verstorbenen Oberärztin jedoch Behandlungsfehler unterstellt. Aus Sicht von Bettina Oertel ein „Versuch, die Schikanen, die man meiner Schwester zu Lebzeiten zugefügt hat, zu rechtfertigen.“ Sie kämpft nun um den Ruf ihrer Schwester in der Öffentlichkeit: „Ich will nicht, dass die Klinikleitung über sie das letzte Wort hat.“ Die 47-Jährige stellt sich auf einen langwierigen und kostspieligen Prozess ein.

Bekanntester Straftäter der Schweiz in Konstanz verhaftet

Brian Keller hat es in der Schweiz zu zweifelhaftem Ruhm gebracht. Der 28-Jährige gilt als der bekannteste Straftäter in unserem Nachbarland. Schon früh wurde er als Intensivtäter auffällig, saß mehrfach wegen Körperverletzungsdelikten in Haft. Nun machte Keller mit einer kuriosen Flucht vor dem Gesetz auf sich aufmerksam.

Auf Instagram präsentiert sich Brian Keller als Muskelprotz.
Auf Instagram präsentiert sich Brian Keller als Muskelprotz. | Bild: brianNr1/Instagram

Weil er in sozialen Netzwerken zu schwerer Körperverletzung angestiftet und Drohungen ausgesprochen haben soll, hatte die Staatsanwaltschaft Zürich die Verhaftung des 28-Jährigen beantragt. Um sich der Strafe zu entziehen, fuhr Brian Keller nach Baden-Württemberg und legte auf TikTok einen „Fluchtaccount“ an – dem wenige Tage später bereits 2000 Menschen folgten. Dort veröffentlichte Brian Keller auch ein inzwischen gelöschtes Video, das ihn beim Steakessen in einem Gartenrestaurant in Konstanz zeigte. 24 Stunden später verhafteten ihn deutsche Zielfahnder in der Konzilstadt.

Amtsgericht Villingen-Schwenningen: Urteil gegen Ex-Soldaten aus Unterkirnach

Es waren dramatische Stunden im Januar 2024 in Unterkirnach (Schwarzwald-Baar-Kreis): Ein ehemaliger Soldat verbarrikadierte sich mit Sprengstoff und Waffen in seinem Haus. Außerdem drohte der Mann damit, sich und das Haus anzuzünden. Nun muss sich der 63-Jährige vor dem Amtsgericht Villingen-Schwenningen verantworten.

Mit Kapuze, Sonnenbrille und Atemschutzmaske erschien der frühere Soldat vor dem Amtsgericht in Villingen-Schwenningen.
Mit Kapuze, Sonnenbrille und Atemschutzmaske erschien der frühere Soldat vor dem Amtsgericht in Villingen-Schwenningen. | Bild: Roland Sprich

Ihm wird die Vorbereitung eines Explosionsverbrechens, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und die Bedrohung des öffentlichen Friedens vorgeworfen. Weil er seinen Kater mit einem Kopfschuss tötete, wurde der Ex-Soldat auch wegen Vergehen gegen den Tierschutz angeklagt. Verurteilt wurde der Mann zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wird, 100 Sozialstunden sowie einer Zahlung von 10.000 Euro an die Staatskasse. Zudem muss er sich in psychotherapeutische Behandlung begeben.

Veranstalter und Wirte ziehen positives Fazit nach 556. Waldshuter Chilbi

Waldshut im Ausnahmezustand: Am 16. August startete die 556. Chilbi mit dem traditionellen Fassanstich. Über sechs Tage gab es in der Grenzstadt am Hochrhein ein buntes Programm mit Festzelt, Fahrgeschäften und – erstmals seit 2019 wieder – Feuerwerk. Festwirt Sebastian Vötter und Tobias Bartelmess, Sprecher des Chilbi-Organisationskomitees, zogen eine positive Bilanz.

Oberbürgermeister Martin Gruner eröffnet mit dem Fassanstich die 556. Waldshuter Chilbi.
Oberbürgermeister Martin Gruner eröffnet mit dem Fassanstich die 556. Waldshuter Chilbi. | Bild: Nico Talenta

„Es war eine wunderschöne Chilbi. Ich kann nur hoffen und wünschen, dass wir im nächsten Jahr mit allen Beteiligten so ins Rennen gehen können“, schwärmte Bartelmess. Festwirt Vötter sprach vor allem seinem Team ein großes Kompliment aus: „Es gibt für mich nur eine Sache, die absolut unschlagbar war, und das war das Team. Was die geleistet haben, mit wie viel Spaß, Enthusiasmus und Engagement die dabei waren und mitgemacht haben, war gigantisch.“