„Die Pandemie wird nicht verschwinden, bis wir wirklich einen Impfstoff haben“, hieß es aus dem Kanzleramt vor einem Dreivierteljahr. Inzwischen gibt es Impfstoffe, darunter bereits zwei europaweit zugelassene, doch beim Impfen scheint in den 50 Kreisimpfzentren Baden-Württembergs kaum etwas voran zu gehen.

Nachdem es wegen massiver Engpässe beim Impfstoff bereits herbe Enttäuschungen für die Menschen gegeben hat, weil die meisten Impfzentrum im Land erst mit Verspätung an den Start gehen konnten, sorgt nun die Vergabe der begehrten Impftermine für einen neuerlichen Rückschlag. Am Dienstag sollte diese landesweit starten, damit von Freitag an geimpft werden kann. Doch das funktionierte bei weitem nicht reibungslos.

Panne in der Online-Anmeldung für einen Impftermin. Nach dem Einfügen der persönlichen Daten erscheint die Anzeige: „Der Termin ...
Panne in der Online-Anmeldung für einen Impftermin. Nach dem Einfügen der persönlichen Daten erscheint die Anzeige: „Der Termin ist bereits gebucht.“ | Bild: Südkurier

Dabei hatten Landratsämter im Südwesten bei verschiedenen Presseterminen dezidiert gerade über 80-Jährige auf die Möglichkeit der telefonischen Impftermin-Vereinbarung ab diesem Tag hingewiesen.

Unter der Patientenhotline der Kassenärztlichen Vereinigung unter der Nummer 116 117 war schon kurz nach 8 Uhr früh erneut fast kein Durchkommen mehr. Hatte man nach mehreren Versuchen einen Mitarbeiter erreicht, konnte der mangels freier Termine auch nicht weiterhelfen. Der Hotline-Mitarbeiter selbst zeigte sich darüber nicht glücklich: „Viele Menschen rufen heute Morgen schon an und fragen nach Terminen. Hoffentlich dürfen wir die in ein paar Stunden am Telefon vergeben, wenn es noch welche gibt.“

Auch die Internetseite hat ihre Tücken

Auch der Versuch, einen Termin über die Homepage www.impfterminservice.de zu buchen, scheiterte in weiten Teilen. Wurde etwa das Impfzentrum in Villingen-Schwenningen ausgewählt, so wurde man sofort an die überlastete Hotline 116 117 verwiesen. Erst später konnte man mit Glück doch noch auf der Homepage einen Termin für das Impfzentrum im Schwarzwald-Baar-Kreis ergattern.

„Termin ist bereits gebucht“

Teilweise ging das bei der Buchung im Netz aber selbst dann schief, wenn man scheinbar bereits einen Impftermin sicher hatte: Als die persönlichen Daten in die notwendigen Felder eingefügt wurden, erschien die Anzeige: „Der Termin ist bereits gebucht.“ Offensichtlich gewährte das System im Hintergrund während des laufenden Buchungsprozesses weitere Anfragen und Bestätigungen – wer beim Tippen von Name und Adresse zu langsam war, hatte weiter das Nachsehen.

In Tuttlingen wird Walter Haller in Begleitung seiner Pflegerin Andrea Waldhütter (rechts) von der Hausärztin Tabea Kirn geimpft.
In Tuttlingen wird Walter Haller in Begleitung seiner Pflegerin Andrea Waldhütter (rechts) von der Hausärztin Tabea Kirn geimpft. | Bild: Landratsamt Tuttlingen

Einmal mehr sah sich gestern das zuständige Gesundheitsministeriums in der Defensive. Zwar konnten über die Hotline erste Termine am Dienstag vereinbart werden. Allerdings bremste das Ministerium: „Klar ist: Es wird sehr, sehr wenig Termine geben. Und viele Menschen werden keinen bekommen“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Stuttgart. „Das muss man in aller Deutlichkeit so sagen und wir müssen weiterhin um Geduld bitten.“

Zu wenig Impfdosen kommen aus der Fabrik in Belgien

Als Grund verwies das Ministerium auf die viel zu geringen Mengen an Impfstoff, nachdem der Hersteller Biotech/Pfizer seinen Lieferplan wegen der Hochrüstung der belgischen Anlage zusammengestrichen hatte. Laut Ministerium sollte noch am Dienstag die versprochene Tranche von 111.115 Dosen im Land eintreffen. In der kommenden zwei Woche sollen dann nur noch etwa die Hälfte angeliefert werden. Indessen soll die Zahl der Dosen in der ersten Februarhälfte auf 193.000 Dosen steigen.

Das könnte Sie auch interessieren

Praktisch macht sich die neuerliche Reduzierung zunächst massiv bemerkbar. Statt der ursprünglich einmal geplanten 800 Impfungen täglich pro Kreisimpfzentrum wären es dann in den ersten beiden Wochen gerade einmal 152 Ampullen, die erst-verimpft werden. Denn von den in die Kreisimpfzentren gelieferten Dosen würden auch noch Ampullen abgezogen, die von Mobilen Impf-Teams in den Pflegeheimen der Kreise verabreicht werden, wie Ministeriumssprecher Markus Jox erklärt.

Auch die Kassenärzte verweisen auf Impfstoffmangel

Auf Nachfrage distanzierte sich indes die Kassenärztliche Bundesvereinigung von den Pannen bei der Terminvergabe. „Die Plattform wird von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zur Verfügung gestellt. Nach unserer Information funktioniert die Plattform gut“, erklärte Sprecher Kai Sonntag. „Das Problem liegt aktuell weniger in Funktionsstörungen der Plattform, sondern darin, dass aufgrund des knappen Impfstoffs nur begrenzt Termine zur Verfügung stehen.“

Am 27. Dezember waren die Impfungen in Baden-Württemberg mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer gestartet. Damals wurde zunächst in den neun zentralen Impfzentren geimpft.