Nachdem ein Großeinsatz des Landeskriminalamtes in der Flüchtlingsunterkunft in Engen am Mittwoch für Aufregung gesorgt hatte, ist es am Donnerstag vor Ort ganz ruhig.

Bei einem Bäcker um die Ecke bellt ein kleiner Hund, zwei Kinder aus der Unterkunft gucken freudig um die Ecke, wer da so kläfft. Ab und an verlässt jemand die Unterkunft oder kehrt zurück – viel ist aber nicht los, es wirkt wie ein ganz normaler Tag. Bleibt nach viel Wirbel also wenig Konkretes?

Generalbundesanwaltschaft ist involviert

Zwar haben hier wohl die allermeisten das Polizeiaufgebot mitbekommen – laut dem Engener Karl Sprengart, der in der Nachbarschaft der Unterkunft wohnt, hat der Einsatz am frühen Mittwochmorgen um die drei Stunden gedauert – besorgt wirkt hier aber niemand.

Kurze Rückschau: Nachforschungen des SÜDKURIER hatten am Mittwoch ergeben, dass die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe die Ermittlungen in diesem Falls leitet, was zumindest ein Indiz für eine ernste Lage ist. Die Generalbundesanwaltschaft kümmert sich nämlich um Terrorismus, Spionage und Völkerstrafrecht.

Wonach gesucht wurde, ist noch unklar

Eine Sprecherin der Behörde bestätigte dann auch, dass es in der Unterkunft eine Durchsuchung bei einem Beschuldigten wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gegeben habe. Am Donnerstag hieß es bloß, die Ermittlungen dauerten an. Von einer Festnahme ist bisher nicht die Rede.

Wichtig zu wissen: Die Einsatzgröße lässt nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Größe einer Gefahr zu. Gerade bei Durchsuchungen geht es auch schlicht um die Zahl der zu durchsuchenden Räume.

Und für Ermittlungen der Generalbundesanwaltschaft reicht bereits ein Anfangsverdacht, um tätig zu werden – so will es das Gesetz. Der Anfangsverdacht ist die schwächste Verdachtsform der Strafprozessordnung. Wonach genau in Engen gesucht wurde, sagt die Behörde zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber nicht.

Islamistischer Terror ist zurück im Bewusstsein

Seit dem islamistischen Anschlag auf eine Konzerthalle in Moskau am 22. März ist diese Form des Terrorismus auch bei europäischen Sicherheitsbehörden wieder in den Fokus gerückt.

Ein Polizeieinsatz mit mehreren Großfahrzeugen in einem beschaulichen Ort wie Engen mit seinen gut 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern trifft zu einem sensiblen Zeitpunkt also auf besonders aufmerksame Behörden.

Dass es sich in Engen um einen solchen Verdacht auf islamistischen Terror handelt, ist allerdings noch nicht bestätigt. Mitarbeiter aus Sicherheitskreisen deuten es aber an.

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Gleichzeitig sind Ermittlungen in Flüchtlingsunterkünften heikel. Die Vielzahl an Sicherheitskräften kann durchaus retraumatisierend auf Menschen wirken, die vor Krieg oder Verfolgung geflohen sind. In der Engener Unterkunft leben zudem zahlreiche Kinder.

Darauf sei man aber vorbereitet, heißt es vom zuständigen Konstanzer Landratsamt: „In solchen Situationen gibt es Unterstützungsangebote.“ Die Bewohner könnten sich an den Sozialen Dienst wenden, der auch weitere Hilfsangebote organisieren könne.