Wenn Manuel Hagel durch eine Fußgängerzone schlendert, dann kann er meist entspannen. Kaum jemand erkennt ihn, niemand stört mit lästigen Fragen. Unbekannt zu sein, hat auch etwas Gutes. Nur, dass es sich Manuel Hagel anders wünschen würde, schließlich will er Anfang des kommenden Jahres neuer Ministerpräsident unseres Bundeslandes werden.

Nur jeder fünfte Bürger hat von Hagel schon einmal etwas gehört, so eine Umfrage der baden-württembergischen Tageszeitungen. Das ist vor allem im Vergleich zu seinem Herausforderer Cem Özdemir ein erschütternd geringer Wert und stellt die Wahlkampfstrategen der Landes-CDU vor eine große Herausforderung.

Bild 1: Unbekannt und trotzdem nächster Ministerpräsident in Baden-Württemberg? Warum Manuel Hagel gute Karten hat
Bild: Kerstan

Wie nur eine Wahl mit einem Kandidaten gewinnen, den niemand kennt? Özdemir profitiert von seiner bundespolitischen Präsenz, vier von fünf Menschen im Land kennen ihn. Sein größtes Problem ist im Moment eher die eigene Partei.

CDU-Themen dominieren

Denn wenn es nach den Bürgern im Süden geht, sollen im Wahlkampf vor allem die Themen innere Sicherheit, Wirtschaft, Zuwanderung und Gesundheit eine Rolle spielen. Themen, bei denen den Grünen im Vergleich zur CDU derzeit keine große Kompetenz zugeschrieben wird, vor allem im Bund nicht. Auf diesen Umstand setzen auch die Leute um Hagel und tuscheln hinter vorgehaltener Hand von einem gemähten Wiesle. Und meinen, dass die Wahl fast schon zu ihren Gunsten gelaufen ist.

Einfach nichts mehr falsch machen und nicht negativ auffallen, heißt die Devise in Teilen der CDU. Im Fußball würde man sagen: Nicht angreifen, einfach nur mauern. Die Rechnung kann natürlich aufgehen, ambitioniert aber ist sie nicht. Vielleicht kommt ja doch noch jemand auf die Idee, ein Profil für den Kandidaten Hagel zu entwickeln. Schaden kann es jedenfalls nicht.

Wie auch immer die Wahl am 8. März ausgehen wird – der Sieger wird Partner zum Regieren benötigen. Rund ein Viertel der Menschen wünscht sich eine Fortsetzung der grün-schwarzen Koalition. Ein gutes Fünftel kann sich eine Koalition zwischen CDU und AfD vorstellen, ein Drittel ist offen für eine Zusammenarbeit mit der AfD. Die Rechtsnationalen sind auf dem Weg, für Teile der Bevölkerung auch in Baden-Württemberg salonfähig zu werden.