Schwere Vorwürfe gegen einen 41-jährigen Fahrlehrer aus dem Landkreis Sigmaringen: Er steht unter Verdacht, sich während seiner Fahrstunden an zwei jungen Fahrschülerinnen vergangenen zu haben und außerdem eine 17-Jährige sechsmal vergewaltigt zu haben.

Beim Prozessauftakt am Dienstag, 22. Juli, vor dem Landgericht Hechingen blieb der Angeklagte dabei, dass es sich um einvernehmlichen Geschlechtsverkehr mit der 17-Jährigen gehandelt habe. Die Hauptbelastungszeugin sagte am Nachmittag unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Sie ist in therapeutischer Behandlung.

Mit Fußfesseln betritt er den Saal

Mit Fußfesseln und einer schwarzen Kapuze über das Gesicht gezogen, betrat der beschuldigte Fahrlehrer, der seit 18. März in Untersuchungshaft sitzt, den Sitzungssaal 168. Als Staatsanwalt Jan Vytlacil die Anklageschrift vorlas, war es mucksmäuschenstill unter den knapp 30 Zuhörern, darunter etliche Fahrlehrer aus dem Kreis Sigmaringen.

An abgelegenen Plätzen

Insgesamt neun Taten zählte der Staatsanwalt auf, die der Beschuldigte zwischen Sommer 2023 und November in Waldstücken, auf dem ehemaligen Kasernengelände in Sigmaringen und auf Parkplätzen begangen haben soll.

Er habe sich die Abgeschiedenheit der Örtlichkeiten zu Nutze gemacht, sagte der Staatsanwalt. Er soll unter anderem sein Glied aus der Hose geholt und masturbiert haben, einer Fahrschülerin in den Schritt und an die Brüste gefasst haben, die Hand einer 18-jährigen Fahrschülerin an sein erigiertes Glied geführt haben und sogar eine Fahrschülerin während der Fahrt auf der Autobahn zum Oralverkehr genötigt haben.

Psychischer Druck

Hinzu kommt der Vorwurf der sechsfachen Vergewaltigung, viermal vaginal, zweimal oral. Und der Anklageschrift war auch zu entnehmen, dass der Fahrlehrer seine Schülerinnen psychisch unter Druck gesetzt haben soll. Sollte die junge Frau sich an ihre Eltern oder an die Polizei wenden, würde sie den Führerschein nie bekommen und er ihr das Leben zur Hölle machen.

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Charmant und freundlich

Die erste Zeugin war 17 Jahre alt, als sie ihre erste praktische Fahrstunde bei dem 41-jährigen Fahrlehrer hatte, der vier Kinder hat und im Tatzeitraum seine neue Partnerin heiratete, die ebenfalls unter den Zuhörern saß, aber keine Miene verzog. „Er hat immer gerne geflirtet, war freundlich und charmant“, sagte die Zeugin. Und er machte ihr ständig Komplimente, dass sie schöne Augen und Lippen habe. Das kam der 17-Jährigen merkwürdig vor.

Auf dem Kasernenareal fasste er ihr an den Po – mit der Begründung, dass sie nur so die Vibration der schleifenden Kupplung spüren könne. Die Fahrschülerin fühlte sich sexuell belästigt, setzte sich danach nur noch mit ihrer Mutter oder Schwester ins Fahrschulauto. Kurze Zeit später wechselte sie die Fahrschule.

Er weint andauernd

Und der Angeklagte? Er beteuerte mit brüchiger Stimme seine Unschuld, begann zu weinen, hielt sich öfter an seiner Gebetskette fest, die er um seinen Hals trug. Er gab zu, dass er mit der 17-jährigen Hauptbelastungszeugin Geschlechtsverkehr hatte, aber einvernehmlich, weil er mit ihr eine Affäre hatte, sich aber nie mit ihr privat treffen wollte, da seine Frau eifersüchtig sei.

Diese Affäre bereue er, wofür er sich bei seiner Ehefrau entschuldigte. Auch sein Verteidiger Georg Menz stellte die vermeintlichen Vergewaltigungen seines Mandanten infrage. Schließlich hätte die Fahrschülerin jederzeit die Möglichkeit gehabt, die Fahrschule zu wechseln.

Fahrschulinhaber sagt als Zeuge aus

Der Angeklagte selbst wechselte selbst öfter die Fahrschule, war erst in Pfullendorf und danach in Sigmaringen beschäftigt. Der Inhaber einer Sigmaringer Fahrschule sagte aus, dass er ihn im Dezember 2022 eingestellt und im Oktober 2023 mit einem Aufhebungsvertrag gekündigt hatte.

Der Inhaber übergab nach einigen Fahrstunden eine damalige Fahrschülerin, die nicht am Prozess beteiligt ist, an den Beschuldigten. Es dauerte nicht lange, als sich die Mutter dieser jungen Frau bei ihm meldete, um ihn darüber zu informieren, dass sie die Fahrschule wechseln würde.

Fortsetzung am 29. Juli

Das Gespräch des Inhabers mit seinem Ex-Fahrlehrer ergab, dass er die homosexuelle Fahrschülerin darum gebeten haben soll, Nacktfotos von ihr zu machen – als sexuelle Stimulation für ihn und seine bisexuelle Ehefrau. „Als er mir davon erzählte, bekam er wieder ein Heulanfall“, so der Inhaber. Jedes Mal, wenn er in der Bredouille sei, würde er wie ein Kleinkind anfangen zu heulen. Der Prozess wird am Dienstag, 29. Juli, vor dem Landgericht Hechingen fortgesetzt.