Wie steht‘s eigentlich um die medizinische Grundversorgung in Pfullendorf und darüber hinaus im Landkreis Sigmaringen. SÜDKURIER-Redakteur Dirk Thannheimer hat sich darüber mit Kai Sonntag, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, unterhalten.

Herr Sonntag, Auf der interaktiven Karte der KVBW ist zu sehen, dass bei den Hausärzten im Mittelbereich Pfullendorf der Status offen ist. Was ist damit gemeint? Sind noch Sitze frei?

Sonntag: Aktuell – Stand Juli 2025 – sind im Mittelbereich Pfullendorf 7,5 Hausarztsitze frei. Die Berechnung basiert nicht auf einem Regelwerk der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, sondern auf bundeseinheitlichen Vorgaben.

Und diese Sitze werden durch das Förderprogramm „Ziel und Zukunft“ gefördert. Was hat es damit genau auf sich?

Sonntag: Mit dem Förderprogramm „Ziel und Zukunft“ möchte die KVBW in Regionen mit prekärer oder drohender prekärer Versorgungslage Ansiedlungen von Ärztinnen und Ärzten fördern. Dazu gehört auch der Mittelbereich Pfullendorf. Hier sind aktuell drei Fördermöglichkeiten ausgeschrieben.

Wurden mit dieser Förderung in den vergangenen Jahren schon Erfolge erzielt?

Sonntag: Ja durchaus. In einigen Regionen konnten dadurch neue Ärztinnen und Ärzte gewonnen und die Versorgungslage damit stabilisiert werden.

Bei den Fachärzten werden die Sitze für den gesamten Kreis Sigmaringen verteilt. Bei den Kinderärzten und Frauenärzten beispielweise sind auch noch Sitze frei. Wie viele sind es jeweils und warum werden diese nicht gefördert?

Sonntag: Bei den Frauenärzten ist aktuell ein halber Arztzsitz frei, bei den Kinder- und Jugendärzten einer. Die Fördermittel, die zur Verfügung stehen, sind begrenzt. Daher müssen sie auf die Fachgruppen und Gebiete verteilt werden, wo die Versorgungslage am Problematischsten ist. Es gibt Kreise, in denen wesentlich mehr Sitze in diesen Fachgruppen frei sind.

Den schlechtesten Versorgungsgrad gibt es in der Tabelle bei den HNO-Ärzten. Herrscht diesbezüglich auch am meisten Handlungsbedarf?

Sonntag: Der Versorgungsgrad ist nur ein sehr grober Anhaltspunkt für die Versorgungssituation vor Ort. Daher wäre dieser Automatismus zu einfach.

Für welche Fachbereiche ruft die KVBW eine drohende Unterversorgung aus?

Sonntag: Im Landkreis Sigmaringen derzeit nur für die Hausärzte.

Im Kreis Sigmaringen gibt es vier niedergelassene Hautärzte – für die Bevölkerung gefühlt zu wenig. Weitere Sitze sind aber gesperrt. Wer legt überhaupt den Bedarfsplan auf welcher Grundlage fest?

Sonntag: Es gibt eine politische Vorgabe, dass die Zahl der ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzte aus Kostengründen begrenzt werden soll. Vor dem Hintergrund dieser Vorgabe legt der gemeinsame Bundesausschuss, das höchste Gremium in der Selbstverwaltung der gesetzlichen Krankenversicherung, das Regelwerk für die Bedarfsplanung fest.

Und dann noch ein wichtiger Fachbereich. Wie sieht es bei den Augenärzten aus?

Sonntag: Für die Augenärzte ist der Landkreis gesperrt, es dürfen sich daher aktuell keine zusätzlichen Augenärzte ansiedeln. Eine bestehende Praxis darf aber an einen Nachfolger übergeben werden.

Wie bewertet die KVBW auf einer Skala von 1 bis 10 die medizinische Grundversorgung im Landkreis Sigmaringen?

Sonntag: Die Versorgungslage ist angespannt.