In Zeiten von wirtschaftlichen Unsicherheiten und Nachwuchsmangel auch auf Führungsebene sind Firmenschließungen keine Seltenheit. Laut dem Nachfolge-Monitoring Mittelstand 2024, einer KfW-Studie, denkt in Deutschland jedes vierte Unternehmen über Geschäftsaufgabe nach. Demnach ziehen bis Ende des Jahres 231.000 Unternehmen eine Geschäftsaufgabe in Erwägung, weil die Nachfolge nicht geregelt und keine Lösung in Sicht ist.

Kfz-Werkstatt kommt hinzu
Bei Familie Halder sieht es glücklicherweise ganz anders aus. Dort steht fest, dass Helmut (63) und Manuela Halder ihr Unternehmen im Weidenäcker einmal an Sohn Mike übergeben können. Von fehlendem Interesse, den Familienbetrieb weiterzuführen, kann bei ihm keine Rede sein. „Es ist nicht so, dass mir morgen alles überschrieben wird, meine Eltern bleiben dem Betrieb noch eine Weile erhalten“, so Mike Halder. Aber als frischgebackener Kraftfahrzeugmeister hat er große Pläne, die er aktuell umsetzt: Er wird den Forstmaschinenservice um den Bereich Auto-Werkstatt ergänzen.
Mike Halders Eltern haben ihren Betrieb im Oktober 1994 im Industriegebiet West eröffnet. Das Hauptaugenmerk liegt auf Wartung und Reparatur von Harvestern und anderen Forst-Nutzfahrzeugen sowie der Vertrieb von gebrauchten Timberjack/ John-Deere-Forstmaschinen und deren Ersatzteilen. Als neues Standbein kommt nun der Bereich Kfz-Meisterwerkstatt mit TÜV und Abgasuntersuchung hinzu. Die Werkstatt wurde um drei Hebebühnen erweitert, ein Bremsenprüfstand, 3-D-Achsvermessung, Lichteinstellgerät wurden angeschafft.
Er darf nun auch ausbilden
„Ich bin im elterlichen Betrieb groß geworden, habe hier meine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker gemacht und war vom Servicetechniker bis zum Ersatzteil-Verkäufer ein Allrounder“, so der 29-Jährige. Aufgrund der geplanten Betriebsübernahme hat er den Meister angehängt. Halder besuchte die Meisterschule BBT in Tuttlingen, von März 2024 bis Januar 2025 jeden Freitag und Samstag in Teilzeit, von Mai bis Juli 2025 in Vollzeit. Dass er nun den Ausbilderschein hat, findet er besonders gut. „Ich freue mich darauf, junge Leute auszubilden. Aktuell haben wir im Forstbereich einen Azubi im dritten Lehrjahr“, so Halder. Er hofft aber, dass sich mit dem neuen Geschäftszweig mehr Azubis für eine Mechaniker- oder Mechatronikerlehre bei Halder entscheiden.
Erfolgreich im Rennsport
Das Interesse für (schnelle) Autos geht bei Mike Halder weit über seine Tätigkeit in der Werkstatt hinaus und machte sich schon in jungen Jahren bemerkbar. 2013 wurde er im Alter von 17 Jahren Weltmeister im Schalt-Cart. Nach den Carts kamen die Tourenwagen. Er ist ein Front-Runner, das heißt er in ganz Europa um Meisterschaftstitel mit. Einen Teil seiner vielen Pokale hat der siegreiche Rennfahrer auf einem Regal an der Werkstattwand deponiert. Der nächste Renntermin steht schon fest: Vom 19. bis 21. September wird er im spanischen Jerez auf die Strecke gehen.
Tuning für Autos
Seine Leidenschaft fürs Rennfahren lasse sich optimal mit seinem Beruf kombinieren. Als langjähriger Motorsportler sei er gut vernetzt. „Ich bringe eigenes Knowhow mit und habe enge Kontakte zu Herstellern. Ich möchte das Wissen aus dem Motorsport auf die Straße bringen.“ Konkret denkt er da an die Veredelung von Autos, an Leistungsoptimierung und Optik-Tuning wie etwa Beschriften und Folieren von Fahrzeugen, im Fachjargon Carwrapping genannt.