Hat ein 41-jähriger Fahrschüler aus dem Landkreis Sigmaringen Fahrschülerinnen während der Fahrstunden vergewaltigt? Seit die schweren Vorwürfe gegen den Mann im Raum stehen, gibt es etliche Spekulationen. In den sozialen Medien wird der Verdächtige schon an den Pranger gestellt. Der SÜDKURIER ordnet die mutmaßlichen Taten ein.
- Was ist geschehen? Die Staatsanwaltschaft Hechingen und das Polizeipräsidium Ravensburg haben am Mittwoch, 19. März, in einer gemeinsamen Pressemitteilung die Vorwürfe geschildert. Demnach sitzt ein 41-jähriger Fahrlehrer aus dem Kreis Sigmaringen wegen des Verdachts des sexuellen Übergriffs und der mehrfachen Vergewaltigung in Untersuchungshaft. Er soll im vergangenen Jahr während seiner Fahrstunden gegenüber mehreren Fahrschülerinnen übergriffig geworden sein. Zu diesem Zweck soll er er die Fahrschülerinnen in abgelegene Waldstücke gelotst und sich die Abgeschiedenheit der Tatorte zunutze gemacht haben. Das Kriminalkommissariat Sigmaringen hat aufgrund der Ermittlungen ein Strafverfahren gegen den 41-Jährigen eingeleitet und am Dienstag, 18. März, auf Antrag der Staatsanwaltschaft Hechingen dessen Privatwohnung sowie die Geschäftsräume einer Fahrschule durchsucht. Der 41-Jährige wurde aufgrund eines Haftbefehls einem Haftrichter vorgeführt, der den Untersuchungshaftbefehl gegen den dringend Tatverdächtigen in Vollzug setzte. Seither sitzt der deutsche Staatsangehörige in einer Justizvollzugsanstalt.
- Haben sich weitere Betroffene gemeldet? Die Polizei machte im Zusammenhang mit der Pressemitteilung einen Aufruf, dass sich weitere Betroffene bei ihr melden sollten. „Ja, es haben sich weitere Betroffene gemeldet“, sagt Christian Sugg, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg, auf Nachfrage des SÜDKURIER. Allerdings handle es sich bei den Meldungen der Betroffenen nicht um sexuelle Übergriffe oder Vergewaltigungen, sondern eher um sexuelle Belästigungen des beschuldigten Fahrlehrers. „Die Meldungen werden nun erst einmal strafrechtlich eingeordnet“, so Sugg. Bislang liegen der Polizei zwei Anzeigen von Schülerinnen wegen Vergewaltigung vor. Warum die beiden Frauen erst kürzlich Anzeige erstattet haben, obwohl sich die Vorfälle bereits in der zweiten Jahreshälfte 2024 ereignet haben sollen, dazu konnte der Polizeisprecher keine näheren Angaben machen. Pikanterweise hat der 41-Jährige erst vor wenigen Monaten geheiratet – in dem Zeitraum, in der er die Fahrschülerinnen vergewaltigt haben soll.
- Was sagt eine frühere Fahrschülerin? Eine ehemalige Fahrschülerin aus Pfullendorf, die namentlich nicht genannt werden möchte, hatte vor Vollendung ihres 16. Lebensjahrs praktischen Fahrunterricht bei dem Tatverdächtigen. „Ich hatte insgesamt vier Fahrstunden bei ihm“, sagt die heute 20-Jährige. Die Stunden zuvor saß sie beim Inhaber der Fahrschule aus dem Kreis Sigmaringen im Auto. Aus Zeitgründen erhielt sie dann aber Fahrstunden vom 41-Jährigen. Eins vorweg: Die Ex-Fahrschülerin erstattete keine Anzeige, sieht sich auch nicht als Opfer. Trotzdem habe sie sich nicht ganz wohl gefühlt. „Es war jedes Mal unangenehm.“ Sie war schon deshalb irritiert, weil der Fahrlehrer unentwegt mit ihr während der Fahrstunden gesprochen habe. „Er quetschte mich förmlich aus, wollte zum Beispiel wissen, ob ich einen Freund habe, was ich sonst so privat mache.“ In einer Fahrstunde hielten sie bei einem abgelegenen Schützenhaus zu einer Raucherpause an, wo die Schülerin die Motorhaube öffnen sollte, um dem Fahrlehrer den Motorblock zu erklären. „Das hätten wir auch vor der Fahrschule machen können“, so die Fahrschülerin. Ein anderes Mal wurde die Fahrstunde unterbrochen, um an einer Tankstelle anzuhalten, wo sie gemeinsam etwas getrunken hatten. „Ich sagte ihm, dass dies von meiner Zeit abgeht, die ich nicht an der Tankstelle verbringen wollte.“ Überhaupt habe sie wenig Distanz gespürt, ohne dass sie berührt oder begrapscht wurde. Dem Inhaber der Fahrschule hatte sie mitgeteilt, dass ihr Fahrlehrer sehr anstrengend sei, „weil er extrem viel gelabert hat.“