Manchmal müssen auch Nachwuchsjournalisten lernen, auf die „alten Hasen“ zu hören und den Schmerz am eigenen Leib spüren. So wie meine Wenigkeit, die seit vergangener Woche für ein paar Wochen in der Redaktion Pfullendorf aushilft. Ich bin Tobias Weißert, seit Februar Volontär beim SÜDKURIER, und seitdem im schönen Reichenau am Bodensee wohnhaft.

Donaueschingen hatte immerhin einen Bahnhof

Schon die Pendelei zu meiner vorherigen Lokalstation in Donaueschingen war nicht immer leicht. Aber immerhin war die Schwarzwaldbahn auf dieser Strecke – zumindest in den meisten Fällen, wie Sie hier nachlesen können – einigermaßen zuverlässig. Und immerhin hatte die Quellstadt einen Bahnhof. Pfullendorf kann da leider nicht mehr mithalten.

Nun jedoch wagte ich mich nach zwei Autofahrten durch die Untiefen des Linzgau mit seinen kurvigen Landstraßen an die Fahrt mit Bahn und Bus. Der Plan: Mit dem Seehas nach Radolfzell, weiter mit der Regionalbahn nach Überlingen und von dort mit dem Regiobus 500 ins beschauliche Pfullendorf.

Der Regiobus 500 erhitzt die Gemüter

Viel habe ich schon über diesen sagenumwobenen Bus gehört, der sich tagtäglich seinen Weg vom Bodensee nach Sigmaringen bahnt. Zwar freuen sich viele über die Möglichkeit einer schnellen Verbindung. Doch gleichzeitig klagen viele in der Region über die hohen Ticketpreise des Busses.

Im Stundentakt fahren die Regiobusse der Linie 500 den zentralen Busbahnhof in Pfullendorf an.
Im Stundentakt fahren die Regiobusse der Linie 500 den zentralen Busbahnhof in Pfullendorf an. | Bild: Lisa Wagner

Schon vor meinem ersten Tag war ich vor den Gefahren dieses Ungeheuers gewarnt worden. Vor allem aber der dreiminütige Umstieg in Überlingen bereitete mir von Anfang an Bauchschmerzen.

Neuer Volontär wagt sich in die Höhle des Löwen

Trotz allem: Ich wollte etwas für mein gutes Gewissen, für die Umwelt und auch ein bisschen für das, sagen wir einmal eher zweifelhafte, Image des Öffentlichen Nahverkehrs tun. Und so wagte ich mich in die Höhle des Löwen und startete am Donnerstag, dem 7. August, meine Fahrt.

Der Seehas: Wie immer überpünktlich. Die Regionalbahn: fast leer, nur ein paar Bier trinkende Bayern-Fans hatten sich in den Wagen des (hier schreibenden) bekennenden VfB-Fans verirrt, um sich am Abend das Testspiel gegen Tottenham Hotspur in der Allianz-Arena anzuschauen.

Infrastruktur der Deutschen Bahn vernichtet Experiment

An der Haltestelle Überlingen Therme kam es wie es kommen musste: Wegen des einspurigen Streckenabschnitts mussten wir auf den Gegenzug aus Friedrichshafen warten. Die Minuten zerrannen, und der Autor dieses Textes hatte Schweißperlen auf der Stirn. Würde der Umstieg klappen? Würde der Bus gar auf die Fahrgäste warten?

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Die Wahrheit ließ nicht lange auf sich warten, und trotz eines olympiareifen Sprints zum Busbahnhof war weit und breit kein weiß-schwarzes Gefährt mit der Aufschrift 500 zu sehen. Die Hoffnung war noch nicht gleich gestorben, schließlich hätte der Bus ja auch verspätet sein können.

Glaube weicht der Gewissheit schnell

Doch schnell ging der Glaube an ein Wunder in die Gewissheit über, nicht nur eine Stunde auf den nächsten Bus warten zu müssen, sondern auch zu spät am neuen Arbeitsplatz in der Pfullendorfer Haupstraße zu erscheinen.

Ein geringer, wenn auch überraschender Trost: Der Internetempfang auf der gesamten Regiobusstrecke war so gut, dass ich an unserer morgendlichen Videokonferenz teilnehmen konnte und so immerhin nicht ganz im Tal der Ahnungslosen gefangen war. Und dennoch: Ab sofort werde ich mich wieder ins umweltunfreundlichere Auto setzen und die Serpentinen gen Pfullendorf hinauffahren.

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In der Hoffnung, dass sich die Bemühungen und Wünsche der Politik bald auch in der Realität zeigen und die Menschen im Linzgau eine echte Alternative zum Individualverkehr bekommen. Sie hätten es verdient.