Hans-Werner Schlett ist seit 1998 im Vorstand des Kreisverband Waldshut-Tiengen und seit 2004 stellvertretender Kreisvorsitzender. In dieser Zeit hat der 71-Jährige einiges miterlebt. Für sein unermüdliches Engagement für die Bürger wurde der Kreisbereitschaftsleiter vor Kurzem von Innenminister Thomas Strobl mit dem Bevölkerungsschutz-Ehrenzeichen ausgezeichnet.

Die Auszeichnung ist laut Innenministerium eine Anerkennung für besondere Leistungen und Verdienste im Bevölkerungsschutz. Die 19 haupt- und ehrenamtlichen ausgezeichneten Einsatzkräfte haben laut Innenminister an verschiedensten Stellen in den vergangenen Jahre und Jahrzehnte Großes geleistet: „Um den Schutz der Bevölkerung vor allen möglichen Katastrophen zu gewährleisten, waren sie da, wenn es galt, da zu sein“, würdigte der stellvertretende Ministerpräsident bei der Verleihung in Heilbronn.

Das bedeutet ihm die Auszeichnung
Die Auszeichnung hat für Hans-Werner Schlett eine große Bedeutung, erklärt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Wenn es dunkel ist und man alleine sitzt, hat man schon einen gewissen Stolz.“ Sie sei aber auch eine Anerkennung für seine Familie, die aufgrund seiner häufigen Abwesenheit oft auf ihn habe verzichten müssen, und für das gesamte Team des DRK: „Im Kreisverband gibt es viele weitere Mitstreiter und für die ist es natürlich toll, wenn ich sagen kann: Unsere Leistung ist angenommen worden.“
Erste Schritte in Rheinland-Pfalz
Seine ersten Schritte im Bereich des Rettungsdienstes machte Schlett in seiner Heimat in Rheinland-Pfalz. Er kommt aus Ebersheim, in der Nähe von Mainz. „Ich habe Zivildienst gemacht und habe als Student bei den Maltesern Kinder mit Behinderung gefahren“, erklärt er. Über den Zivildienst bei den Maltesern kam er in die Leitstelle und schließlich zum Deutschen Roten Kreuz.
Auf der Leitstelle war die Landesschule, in der die Rettungssanitäter ausgebildet wurden, erklärt Schlett. Wenn er keine Fahrten hatte, habe er sich dazu gesetzt und mitgelernt, denn es gab noch keine Fachliteratur. „Das war ein toller Ortsverein in Niederulm, bei Mainz.“
Der Weg nach Waldshut
Nach Waldshut kam er 1979. „Ich plane Elektroanlagen für Industrieanlagen (meistens Kraftwerke) und habe 1979 nach einer Stelle gesucht“, erklärt er. Nach Absagen bei BW Mannheim und Siemens in München, landete er bei der GBC Leibstadt. „Dort wurde gerade das Kernkraftwerk Leibstadt gebaut und ich bin in der letzten Phase der Planung dazugestoßen.“
Auch heute arbeitet er noch zu 80 Prozent im Kernkraftwerk Leibstadt mit: „Ich brauche schließlich auch noch Zeit fürs Rote Kreuz“, schildert Schlett lachend. „Ich bin jetzt 71 Jahre alt und bin weiterhin jeden zweiten Tag eigentlich hier. Ich mache noch immer Rettungsdienste, aber da habe ich so langsam auch meine Probleme“, erklärt Schlett. Daher beschäftige er sich vermehrt mit Konzepten oder schreibe Einsatzberichte.
Das gehört zu seinen Aufgaben
Zu den Aufgaben der Kreisbereitschaft gehört auch der Sanitätsdienst an Großveranstaltungen: „Wir haben drei bis vier Sanitätsveranstaltungen jedes Jahr. Das sind die Hoorige Mess, der Mini-Marathon, die Hochrhein-Narrentreffen oder der Waldhaus-Bike-Marathon„, erklärt Schlett. Er selbst sei auch nur noch bei diesen größeren Veranstaltungen dabei, die kleineren Veranstaltungen würden die Ortsvereine abdecken.
Auch bei einigen internationalen Großereignissen war Schlett dabei. Unter anderem bei der Fußballeuropameisterschaften 2008 in der Schweiz und 2024 in Deutschland, der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, dem Nato-Gipfel 2009 in Kehl oder dem G-20-Gipfel 2017 in Baden-Baden.
Erfolge bei Erste-Hilfe-Wettbewerben
In guter Erinnerung sind dem 71-Jährigen auch noch die Teilnahmen an den Erste-Hilfe-Wettbewerben geblieben. Den ersten Landesentscheid hatten er und sein Team 1986 in Zarten gewonnen und sich für den Bundesentscheid qualifiziert, wo sie auf den zweiten Platz kamen. „Die Botschaft ist eigentlich: Wir haben uns das erarbeitet. Wir haben nie beim ersten Mal gewonnen, waren aber immer unter den Besseren“, erklärt Schlett.
Man könne sehen, dass man junge Leute unterstützen und fördern könne, erklärt er. „Das Selbstmachen mit ganz wenigen Mitteln, viel Improvisation und viel Interesse sich in die Themen einzuarbeiten und als Team Erfolg zu haben. Das ist das Wichtigste.“
Es sei ihm wichtig, dass man verstehe, wie sich junge Leute entwickeln und weiterentwickeln können. „Es geht mir mehr um die Botschaft, als um meine persönliche Auszeichnung“, sagt Schlett.
Und wie hat sich die Arbeit der DRK-Bereitschaft in all den Jahren verändert? „Die medizinischen Kenntnisse und Qualifikationen haben sich erweitert, die Technik hat sich verbessert und die Art der Unfälle auch ein wenig“, erklärt er. Auch die Bezahlung sei besser geworden.
So hat sich die Arbeit verändert
„Früher hatten wir viel mehr chirurgische Einsätze, viel mehr Unfälle. Heute fahren wir viel weniger Unfälle, da sich die Sicherheit verbessert hat“, beschreibt Schlett. Als Beispiel nennt er die Einführung des Sicherheitsglases in den Autos, das für deutlich weniger Verletzungen bei Unfällen sorgte. „Heute hat es mehr internistische Fälle, die Leute sind verunsicherter und auch ein großes Problem ist die Hausarztlage. Heute werden wir öfter gerufen, obwohl es eher ein Fall für den Hausarzt wäre“, ergänzt er.