Wie lange musst Du noch? In letzter Zeit war im Freundes- und Bekanntenkreis eine gewisse Häufung dieser Frage zu erleben, die sich auf den möglichen Abschied vom Arbeitsleben bezieht. Haben die harten Malocherjahre so sichtbare Spuren hinterlassen? Hm. Die Frage ist sicher nur dem biologischen Alter geschuldet, keinesfalls den geistigen Fähigkeiten.

Von Punkten und Euros

Verblüfft sind einige, ob der Antwort, dass von „müssen“ keine Rede sein kann, da man(n) den Job gerne macht. Trotzdem bleibt die Rente ein Thema, wenn der 60. Geburtstag schon einige Tage her ist. Jährlich flattert von der Rentenversicherung bekanntlich ein Bescheid ins Haus, wie viele Rentenpunkte auf dem Konto sind und wieviel Knete im Alter zu erwarten ist. Also. Je Rentenpunkt gibt es derzeit etwa 40 Euro, wobei es nur einen vollen Punkt gibt, wenn man das Durchschnittseinkommen verdient und davon Beiträge bezahlt hat.

Das riesige Renten-Loch

Wer also 45 Jahre durchschnittlich verdient und jeweils einen Punkt erreicht hat, darf auf 1800 Euro hoffen, wie Politiker gern hinausposaunen. Verschwiegen wird häufig, dass von dem Betrag noch Kranken- und Pflegeversicherung abgehen, und man mit einem Jahreseinkommen von 21.600 Euro auch steuerpflichtig ist. Na, wenn da mal nicht ein Rentnerdasein in Saus und Braus wartet. Aber dieser hoffnungsfrohe Zukunftsblick für den letzten Lebensabschnitt wird getrübt. Denn in der Rentenkasse klafft seit Jahrzehnten ein riesen Loch. Die Politiker erklären das Minus mit dem Hinweis, dass immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner aufkommen müssen, die zudem noch länger leben. Dabei vergessen sie, dass es Politiker waren und sind, die die Rentenkasse benutzen, um daraus wohlfeile Wahlversprechen zu finanzieren. Und es rächt sich, dass die Politik seit Jahrzehnten den wahren Charakter der Rente verballhornert und quasi als Belohnung für die Lebensarbeitsleistung angepriesen hat. Aufwachen! Die Rente ist eine Versicherungsleistung. Wer viel reingezahlt hat, erhält viel raus. Wer wenig gezahlt hat, wird auch im Alter wenig bekommen.

Lebensarbeitszeit a là Trump

Aber jetzt haben die Berliner Weltenerklärer die Lösung parat – die Leute sollen länger arbeiten. So bis zum 70. Lebensjahr schlägt die neue Bundeswirtschaftsministerin vor. Wie immer hilft der Blick über den großen Teich. Dort zeigt ein 79-Jähriger tagtäglich, wie agil man(n) im Alter sein kann. Als Elefant im Porzellanladen stapft US-Präsident Trump durch die Weltordnung und zerdeppert alles, was ihm in den Weg kommt. Da ist das bedächtige Handeln der Berliner Weltpolitiker zu loben, die für die Rentenreform eine Kommission einsetzen, die schon im Jahr 2027 Ergebnisse abliefern soll. Aber zunächst werden Rentenwohltaten beschlossen, die bis 2024 wohl 200 Milliarden Euro kosten. Immerhin hat die CDU das drängendste Weltproblem gelöst, und eine renommierte Juristin am Bundesverfassungsgericht verhindert.