Border Collie Finn (6) hüpft schwanzwedelnd aus dem Kofferraum, Hundedame Sjana (1) springt freudig hinterher. „Ein Leben ohne Hunde wäre für mich unvorstellbar“, sagt Yvette Feulner (54) aus dem Landkreis Waldshut lächelnd und streift ihren Hunden rot leuchtende Einsatz-Kenndecken über.
Feulner ist selbst mit einem verkürzten rechten Bein zur Welt gekommen: „Meine frühen Jahre waren geprägt von Krankenhausaufenthalten und Hänseleien“, erinnert sie sich, „aber unsere Familienhunde haben mir richtig viel Kraft und Mut gegeben – die will ich jetzt Angehörigen schenken!“
Vermisste Menschen finden
Seit fast 20 Jahren ist sie mit ihren Border Collies Mitglied in der Rettungshundestaffel des Roten Kreuzes in Bad Säckingen. Wenn Kleinkinder weglaufen, Demenzkranke aus dem Seniorenheim verschwinden oder Wanderer vermisst werden – dann alarmiert die Polizei im Landkreis Waldshut die Rettungshundestaffel. Finn, Sjana und ihr Frauchen gehen dann auf die Suche.
„Unsere Mensch-Hund-Teams müssen alle zwei Jahre ihre Prüfung erneuern“, sagt sie. Manche Teams sind auf Flächensuche, etwa in Wäldern, Schluchten und schwer zugänglichem Gelände spezialisiert, andere auf Trümmersuche, wenn zum Beispiel durch Gasexplosionen oder Erdbeben Personen verschüttet wurden und jede Sekunde zählt, um Verletzte lebend zu bergen.
„Wie man das aus TV-Krimis kennt“
Wieder andere sind Personensuchhunde, die die Spur einer Einzelperson über einen Kleidungsstückgeruch verfolgen können – „wie man das aus TV-Krimis kennt“, sagt Feulner.
In den Landkreisen Waldshut, Konstanz und Lörrach gibt es je eine Rettungshundestaffel, die dem Roten Kreuz zugehört. Während alle Mensch-Hund-Teams haben, die Personensuche und Flächensuche bieten, sind die Staffeln in Bad Säckingen und der Ortenau die einzigen im DRK-Landesverband Baden, die auch zu Trümmersucheinsätzen gerufen werden können.
Suche nach verschwundener Wanderin
Was war der spektakulärste Einsatz in all den Jahren? „Fünf Tage lang durchsuchten wir 2020 mit Dutzenden Freiwilligen und allen Suchteams der Rettungshundestaffel das Wandergebiet, als die Wanderin Scarlett S. auf dem Schluchtensteig verschwand“, erinnert sich Feulner. Aber die junge Frau blieb bis heute verschollen. „Solche Schicksale gehen einem schon nahe“, gibt die Staffelleiterin zu.
Weil sie vor einigen Jahren eine schwere Blutvergiftung hatte und sogar sechs Tage im Koma lag, muss sie selbst heute bei Sucheinsätzen passen. „Aber mein Ehrenamt aufzugeben kam für mich trotz Schmerzen im Bein nie in Frage.“
Heute leitet Yvette Feulner die Rettungshundestaffel, koordiniert die Einsätze, Schulungen und Trainings der 20 Mitglieder und 25 Fellnasen. „Zum Glück haben wir viele Nachwuchs-Mensch-Tier-Teams, die in diesem Jahr Ausbildungen ablegen – das macht mich stolz und stimmt mich zuversichtlich für die Zukunft!“
Ausbilderin für „Erste Hilfe am Hund“
Jüngst hat sie die Qualifikation zur Ausbilderin „Erste Hilfe am Hund“ abgeschlossen und gibt nun im Kreisverband Kurse. Wie Halter die Vitalwerte ihres Hundes checken, ein verletztes Pfötchen verbinden oder im Notfall handeln – das alles kann man bei diesen Kursen lernen.
Weit mehr als 800 Stunden pro Jahr ist Feulner ehrenamtlich im Einsatz. „Es macht mir eine Riesenfreude, Mensch-Tier-Teams noch stärker zu machen“, strahlt sie, „und wenn wir einen vermissten Menschen wieder sicher nach Hause bringen, ist das die vielen Stunden allemal wert!“