Nichts mehr zu sehen ist seit einigen Wochen vom sechs mal sechs Meter großen Container auf dem Kiesparkplatz am Stadtgarten. Francesco Falivena, Geschäftsführer der Manufaktur Piacere Infinito, hat einen Käufer gefunden. Der Unternehmer hatte in seinem Modul seit Januar 2024 einen Showroom für seine Produkte betrieben. Er musste es verkaufen, weil die Stadt Pfullendorf als Eigentümerin der Fläche den am 31. Januar 2026 auslaufenden Mietvertrag nicht verlängerte – sehr zur Enttäuschung des 38-Jährigen. „Ich hätte mir mehr Professionalität von der Verwaltung erwartet.“
Gewerbe in Krauchenwies gemeldet
Falivena wohnt in Bittelschieß, meldete 2019 sein Gewerbe in Krauchenwies an. Seither vertreibt er Gebäckwaren, Kaffeemaschinen und Kaffeemühlen überwiegend an Hotellerie und Gastronomie. Um sein Geschäft auszubauen und bekannter zu werden, suchte er in seiner Heimatstadt Pfullendorf eine Fläche für sein Modul und entschied sich für den Standort am Stadtgarten.
„Verträge sind dazu da, um sie einzuhalten.“Ralph Gerster, Bürgermeister
Er schloss mit der Stadt Pfullendorf einen Zwei-Jahres-Vertrag ab und wäre gerne länger geblieben, durfte aber nicht. Denn Pfullendorfs Bürgermeister Ralph Gerster hatte Falivena im Mai dieses Jahres auf Nachfrage des SÜDKURIER deutlich gemacht, dass er in vollem Bewusstsein alle Vereinbarungen mit der Verwaltung getroffen habe. Die Verwaltung sei ihm, so Gerster, stets fair und transparent begegnet und erwarte von ihm auch diese Verlässlichkeit. „Verträge sind dazu da, um eingehalten zu werden“, ergänzte Gerster, nachdem sich Falivena an die Presse gewandt hatte.
Bis heute ist es Falivena ein Rätsel, warum er nicht dauerhaft an diesem Standort bleiben konnte. „Ich habe weder vom Bürgermeister noch von irgendeiner Stelle ein Erklärung dafür erhalten, warum mein Vertrag für diese öffentliche Fläche ohne sachliche Begründung nicht verlängert wurde.“
Abbau schon früher wegen der Witterung
Mit der Beendigung des Mietverhältnisses war für ihn klar, den von ihm so geschätzten Standort in Pfullendorf aufzugeben. Für das multifunktionale Model hatte es mehrere Interessenten gegeben, nachdem es Falivena zum Verkauf angeboten hatte. Er wollte damit nicht länger warten, „weil der Abbau im Winter wegen der Witterung nicht so einfach ist“, sagt Falivena, der rund 50.000 Euro in das Modul investierte und zusätzlich auf eigene Kosten eine 30 Meter lange Stromleitung verlegen ließ sowie den Platz mit Moränekies verschönerte, den er aus eigener Tasche bezahlte. „Ich habe nicht nur investiert, sondern die Fläche gepflegt und aufgewertet“, sagt er. Das Modul steht mittlerweile im Landkreis Heilbronn als SB-Modul für Lebensmittel. Es hätte aber auch in einem Skigebiet in Vorarlberg landen können, wo es der Betreiber als Lagerraum genutzt hätte.
Ordnungsgemäßer Rückbau wird gefordert
Nach dem Abbau des Moduls Anfang August, als Falivena im Urlaub war, sei die die Situation aus seiner Sicht eskaliert. Das städtische Bauamt forderte ihn dazu auf, den Platz mit Verweis auf einen Paragrafen ordnungsgemäß zurückzugeben. Darin heißt es, dass bauliche Anlagen und Gegenstände, mit denen der Nutzer die Fläche versehen hat, vollständig zu versehen sind. Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter habe nach Angaben von Falivena darauf bestanden, dass der kleine Abdruck des Moduls geglättet werden müsse – andernfalls drohe eine Nachberechnung der Miete.
Unverhältnismäßig und überzogen
Dieses Vorgehen empfindet Falivena als Schikane, zumal er sich unter Druck gesetzt fühlte. „Jeder konnte sehen, dass auf der Fläche nichts mehr stand. Lediglich der Abdruck des Moduls war noch sichtbar – eine Stelle, die durch die Überdachung eineinhalb Jahre lang ohne Regen geblieben ist. Das hätte man problemlos nach meinem Urlaub erledigen können. Stattdessen sofort mit Mietnachforderungen zu drohen, ist völlig unverhältnismäßig und schlicht überzogen.“
1,3 Tonnen Moränekies
Falivena beauftragte daher in seinem Urlaub schließlich seinen Vater, die Restarbeiten auf der Fläche vorzunehmen. Rund 1,3 Tonnen Moränekies wurden von seinem Vater mit dem Rechen zurechtgerückt. Die Stromleitung ließ er fachgerecht von den regionalen Netzen abklemmen, sämtliche Anschlüsse wurden entfernt – die Fläche wurde seiner Auffassung nach ordnungsgemäß und sauber übergeben – „allerdings verspätet und nur nach mehrmaligen Aufforderungen“, sagt indes Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter auf Nachfrage des SÜDKURIER. Peter macht auch klar, dass das Mietverhältnis beendet sei und die Stadt sich kulanterweise auf eine vorzeitige Kündigung eingelassen habe, ohne den angebrochenen Monat zu verrechnen. „Ich sehe das als freundliches Entgegenkommen der Stadt“, so Peter.
Kapitel hat sich für ihn erledigt
Francesco Falivena schließt indes eine erneute Anmietung von städtischen Flächen oder städtischen Räumen in Pfullendorf kategorisch aus. Für ihn hat sich das Kapitel mit der Stadt Pfullendorf erledigt. „Nach diesen Erfahrungen wird sich jeder Unternehmer sehr genau überlegen, ob er in Pfullendorf eine Existenz gründen will.“ Der Unternehme bleibt aber offen für neue Chancen. „Wenn ich geeignete Räumlichkeiten finde, die zu meinem Konzept passen, würden ich diese selbstverständlich sehr gerne annehmen.“