Neuer Schwung in der Debatte um den Ausbau der Gäubahn: Ein Vorschlag, wie die Strecke im südlichen Abschnitt schneller zweigleisig und damit leistungsfähiger werden könnte, stößt auf viel Zustimmung. Dabei geht es um einen Ausbau zwischen Sulz und Epfendorf und Rietheim-Weilheim und Tuttlingen.
Aufgebracht hatten die Idee die SPD-Politiker Lina Seitzl und Hans-Peter Storz, positiv hatte sich bereits das Landesverkehrsministerium von Winfried Hermann (Grüne) geäußert.
Jung holt Verkehrsminister ins Boot
Den Vorschlag aufgenommen hat nun auch Andreas Jung. Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus Konstanz sagte dem SÜDKURIER: „Jede Idee, die der Beschleunigung des Ausbaus dient, muss geprüft werden.“ Jung, der Landesgruppen-Chef der CDU-Fraktion ist, hat deswegen auch mit Martin Gerster, Landesgruppen-Chef der SPD-Fraktion, gesprochen.
Sie haben verabredet, dass sie den Vorschlag jetzt gemeinsam dem Verkehrsministerium von Patrick Schnieder (CDU) zur Prüfung vorlegen – also mit der symbolischen Kraft aller CDU- und SPD-Abgeordneten aus dem Land im Rücken.
Jung sagte, seine Kontakte bei der Bahn hielten die Idee für einen möglichen Weg. Allerdings stellen auch diese das mögliche Hindernis in den Weg, dass eventuell erst eine Gesamtvorplanung vorliegen müsse, um einzelne Abschnitte beurteilen zu können. Mit dieser Argumentation hatte die Deutsche Bahn selbst dem vorgezogenen Ausbau zuletzt eine Absage erteilt.
„Die Argumentation der Bahn ist aberwitzig“, erklärt dagegen Jürgen Resch, der Chef der bei Gäubahn-Themen stark engagierten Deutschen Umwelthilfe (DUH). Er begrüße die Initiative ausdrücklich. Die Linie der Bahn, die auf die Fortschreibung des Deutschlandtaktes und Zugzahlen für 2040 verweist, teilt er nicht.
Die DB tue ja durch Sperrung und Abkopplung selbst alles dafür, dass die Passagierzahlen auf der Gäubahn sinken, so Resch – dann käme man am Ende eben auch zum Ergebnis, kein zweites Gleis zu brauchen.
Ein möglicher schnellerer Ausbau der Gäubahn könne auch ein „Leuchtturmprojekt“ in Sachen Klimaschutz für das Land werden, von dem Resch noch mehr Engagement fordert. Die DUH verklagt Baden-Württemberg gerade, weil es seine selbstgesteckten Klimaziele verfehlt und in den Augen der DUH zu wenig macht, um das doch noch zu ändern.
Auch Matthias Gastel, Bundestagsabgeordneter der Grünen, nimmt der Bahn ihre Argumentation nur bedingt ab. „Eine schrittweise Umsetzung von Maßnahmen ist praktizierter Alltag bei der Deutschen Bahn. Die Verkehrsprognose 2040 liegt der Deutschen Bahn vor und an der Überarbeitung des Zielfahrplans für den Deutschlandtakt ist sie auch beteiligt“. Es sei „überaus sinnvoll, die Maßnahmen in eine Reihenfolge zu bringen, mit der sich möglichst bald schon ein erster Nutzen für die Reisenden generieren lässt.“
Wie die Bahn sieht aber auch er den Abschnitt Sulz-Epfendorf als den realistischeren, weil hier anders als zwischen Tuttlingen und Rietheim-Weilheim keine Bahnhöfe angepasst werden müssen. Zum von Land genannten durch den Ausbau möglich werdenden Direktzug zwischen Villingen und Stuttgart ergänzt er zudem, dass dafür erst einmal die Strecke zwischen Villingen und Rottweil elektrifiziert werden müsste – was in Planung, aber längst nicht in Umsetzung ist.
Zudem fordert Gastel, der Bund müsse die Finanzierung sicherstellen. „Aktuell mangelt es im Bereich Aus- und Neubau, damit auch für diese Maßnahmen, trotz Sondervermögens massiv an Geld“, sagte er. Jung dagegen erklärte, bei der Gäubahn ginge es jenseits des Pfaffensteigtunnels vor allem um Planungsfragen, weniger um Finanzfragen.