Mehrkosten für den Anbau an die Grundschule, die bei einer Projektgruppensitzung bekannt wurden, wollte der Gemeinderat nicht akzeptieren. Deshalb wurden Architekt und Fachingenieure beauftragt, nach Einsparpotenzialen zu forschen. Diese sowie die Entwurfsplanung stellte Architekt Tobias Müller von mmp architekten in der Gemeinderatssitzung vor.

Mit dem Ziel Ganztagesschule gehen andere Anforderungen an die Räume einher, zumal es 2026 erstmals drei erste Klassen geben wird. Der Architekt stand vor zwei Überlegungen: Die Schaffung zusätzlicher Reserven, die mehr kosten, auch wenn man sie nicht mehr benötige, oder man setze auf Flexibilität für einen bestimmten Zeitraum; damit könne man gut auf vorübergehende Engpässe reagieren.

Vorgesehen ist ein Aufzug, der die Voraussetzung für Barrierefreiheit und die Anforderungen der Inklusion erfüllt und zwingend für Fördergelder ist. Aufgenommen wurde die Anregung aus der Projektgruppe, die Treppe stehenzulassen; sie erleichtere tatsächlich das Brandschutzkonzept. Hier jubelte Gemeinderat Karsten Küpfer (LBU). Zwischen altem und neuem Erweiterungsbau führt ein neuer Eingangsbereich in den Schulhof. Aus Brandschutzgründen wird es Abtrennungen geben. Der neue Anbau sieht jeweils im Erdgeschoss zwei Klassenräume mit mittigem Differenzierungsraum vor, einen Spiel- und Bewegungsraum, das neue Treppenhaus und in der Mitte die Bücherei direkt an den Treppenraum, sodass man völlig unabhängig vom Schulbetrieb die Möglichkeit hat, sie zu nutzen. Der Raum für die Schulsozialarbeiterin ist relativ zentral angesiedelt.

So soll der Anbau an die Grundschule Bermatingen nach seiner Fertigstellung aussehen.
So soll der Anbau an die Grundschule Bermatingen nach seiner Fertigstellung aussehen. | Bild: mmp architekten

Aufzug im Bestandsgebäude

Etwa dasselbe Raumkonzept ist im Obergeschoss vorgesehen, dazu ein Ruhe- und Rückzugs-, Lehrmittel- und Lagerraum sowie Waschmöglichkeiten. Der Anbau ist in Holzständerbauweise mit Holzleistenfassade aus regionaler Weißtanne vorgesehen, das Dach soll begrünt werden, mit Option auf Installation einer PV-Anlage, wobei die bestehende fürs ganze Energiekonzept wohl ausreichend sei. Im Erdgeschoss des Bestandsgebäudes werden der Aufzug eingebaut sowie die Mensa mit Küche. Ein Muss sind extra Sanitäranlagen für die dort Arbeitenden. Hier soll auch ein Wasserspender für alle installiert werden.

Der derzeitige Essraum und die Bibliothek sollen durch eine Tür zu einem Essraum verbunden und ein Raum außerhalb der kurzfristig genutzten Essenszeiten anderweitig genutzt werden. Ein Kunst- und Werkraum ist vorgesehen, Brandschutz muss nachgerüstet werden. Im Obergeschoss sollen derzeit unzureichende Verwaltungs- und Besprechungsgebäude entstehen. Die Klassenräume sollen flurseitig mit einer durchgehenden Schrankwand und einer Lüftungsanlage versehen werden; kostensparend ist hier der Verzicht auf ein Abluftrohrsystem. Die niedrigen Fensterbrüstungen sollen Sitzgelegenheiten für die Schüler bieten. Statt teuren Einbauleuchten empfahl der Architekt günstige Pendelleuchten, die Decke und Flächen erhellen.

Alle Leitungen für Wasser, Strom, Daten und Sicherheitsbeleuchtung müssen 90 Meter um das ganze Gebäude geführt werden, was kostenmäßig zu Buche schlage. Während der Bauzeit werden die Container auf der Ostseite des Schulhofs positioniert und sind Ausweichquartier für die Bücherei. Mehrkosten verursachen auch der Brandschutz, die hinzugekommenen Ausgänge sowie die Anforderungen des Nachhaltigkeitskonzepts des Landes, da die Förderung von energetischen Kriterien abhänge. Mit 80.000 Euro seien diese Kosten aber relativ niedrig. Mögliches Einsparpotenzial, das Gemeinderätin Anja Kutter (SPD) nachfragte, besteht bei der Brandmeldeanlage, die auf eine einfachere, unterhaltsärmere Variante heruntergestuft werden könnte; hier fehlt noch die finale Aussage des Gemeindeverwaltungsverbands, so Müller.

Dieses Haus muss abgerissen werden, damit die Schule erweitert werden kann. Die Bewohner sind inzwischen anderweitig untergekommen.
Dieses Haus muss abgerissen werden, damit die Schule erweitert werden kann. Die Bewohner sind inzwischen anderweitig untergekommen. | Bild: Christiane Keutner

Nach Überprüfung kam es zu folgenden Einsparmöglichkeiten: jeweils rund 10.000 Euro durch den günstigeren Abbruch des für den Anbau notwendigen Nachbargebäudes, Verzicht des Holzbelags auf der Treppe und des Schallschutzes in den Klassenräumen; Wandabsorber könnten bei Bedarf später leicht nachgerüstet werden. Ersparnisse bringen auch die Zurückstellung einer neuen PV-Anlage, die Vereinfachung der elektrischen Leitungsführung, der Wegfall der Wärmepumpe durch den Wärmebrückennachweis und einer neuen Bestuhlung, die Reduktion auf einen Wasserspender und verringerte Kosten bei einer Stützmauer. Keinen Sinn mache die teure, individuelle Raumsteuerung der Lüftungsanlage. Im Gesamten könnte man auf Einsparungen von rund 270.000 Euro kommen. Möglich wäre auch eine Einsparung von 90.000 Euro durch eine Zurückstellung des Umbaus im Erdgeschoss für kleinere Klassenräume wegen vorübergehender Dreizügigkeit.

Mit dem Einsparpotenzial habe man ein gutes Gefühl, ohne dass man auf Grundsätzliches verzichten müsse und die dritte Eingangsklasse händeln könne, so Bürgermeister Martin Rupp. Anja Kutter fand es schade, dass es nicht möglich war, so viele Neuerungen mit den Lehrern und der Projektgruppe zu besprechen. Ihr fehle bei allem gutem Konzept ein Klassenraum. Müller verwies auf ausreichendes Potenzial mit zehn Räumen. Für eine Vorbereitungsklasse (für Kinder, die bei unzureichenden Deutschkenntnissen gefördert werden) könne man Räume zeitweilig auch anders nutzen. „Das ist gesamtwirtschaftlich immer noch sinnvoller als zusätzlichen Raum zu schaffen“, verwies Müller auf Erfahrungswerte. Die monierte sonnenstands- und windabhänginge Steuerung der Jalousien müsse ergänzt werden. Weitere Details würden aufgenommen, sicherte Rupp zu; das sei noch keine finale Planung. Für sein Angebot, trotz drängender Zeit den Beschluss zu vertagen, wurde doch kein Antrag gestellt; der Rat stimmte der aktuellen Planung mit den Einsparungen einstimmig zu.