Für einen Rentner klingt und rennt er noch wie ein Junger: Armin Labor dreht den Zündschlüssel und mit einem tiefen, sonoren Röhren springt der Motor seines roten MG an. Mit kernigem Sound fährt er aus der Garage, das kurze Straßenstück hinauf und entschwindet hinter der Biegung.

Armin Labor und sein MGA Baujahr 1958 Video: Grupp, Helmar

67 Jahre alt ist der englische Roadster nun. Seine Typbezeichnung, MGA, weist auf die frühe Nachkriegsbaureihe hin, das Auto ist Baujahr 1958. Heute ist MG eine chinesische Firma, der E-Autobauer hat die Markenrechte der einstigen „Morris Garages“ aufgekauft und produziert massenkompatible SUV. Das war damals anders: Wer in den Fünfzigern einen MG fuhr, gehörte zur „Upper Class“, der Oberschicht. Vor allem in den USA verkauften sich die urwüchsigen Sportwagen blendend.

Das freut das Auge: Klassische britische Roadster-Ausstattung, mit viel Holz, Leder und Chrom.
Das freut das Auge: Klassische britische Roadster-Ausstattung, mit viel Holz, Leder und Chrom. | Bild: Grupp, Helmar

Mit seinen 68 PS und einem Leergewicht von gerade mal 900 Kilo ist man in dem Roadster auch heute noch flott unterwegs. Bretthart gefedert, ohne Servolenkung und mit dünnen Steckscheiben muss man als Fahrerin oder Fahrer hart im Nehmen sein. Aber der MG zahlt die Komforteinbußen mit purer Fahrfreude zurück. Und er ist sprichwörtlich unverwüstlich.

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Einmal „durchrepariert“, seither Ruhe

„Einmal vor 20 Jahren komplett durchrepariert“, erzählt Labor. „Seither hatte ich nichts Größeres mehr.“ Und geht es nach dem 59-jährigen Markdorfer, der in der MTU arbeitet und in seiner Freizeit in Immenstaad segelt, bleibt das auch noch lange Jahre so. Denn der MG ist quasi ein Familienerbstück. „Den darfst du nie verkaufen, der wird weitervererbt“, habe ihm sein Vater mitgegeben, als er den Oldtimer 1999 von ihm übernommen hatte.

Klein, aber klingt wie ein Großer: Der Motor ist legendär robust, seine Grundkonstruktion stammt noch aus den Vorkriegsjahren. Zwei ...
Klein, aber klingt wie ein Großer: Der Motor ist legendär robust, seine Grundkonstruktion stammt noch aus den Vorkriegsjahren. Zwei Sportluftfilter sorgen für Wumms und Sound. | Bild: Grupp, Helmar

Früher noch viel auf Oldtimer-Rallyes gewesen

Sein Vater hatte den MG in den 1980er-Jahren von einem Bekannten in Bermatingen gekauft. Lange Jahre sei er dann in einer Halle gestanden. „Mein Vater war selbstständig, keine Zeit war ein häufiges Wort.“ Früher ist Labor mit dem MG noch Oldtimer-Rallyes gefahren. Das hat er an den Nagel gehängt, zu zeitaufwändig und auf Dauer auch zu kostspielig, nachdem die Teilnahmegebühren inzwischen öfter vier- als dreistellig seien.

Ein Kind der 1950er-Jahre: Die üppigen Rundungen mit den geschwungenen Kotflügeln waren ganz im Stil der damaligen Zeit.
Ein Kind der 1950er-Jahre: Die üppigen Rundungen mit den geschwungenen Kotflügeln waren ganz im Stil der damaligen Zeit. | Bild: Grupp, Helmar
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Armin Labor schätzt die Schrauberfreunlichkeit

Was er an dem MG besonders schätzt? Neben dem Fahrspaß die „Schrauberfreundlichkeit“, wie er sagt. „Wenn was kaputtgeht, sind es Kleinigkeiten und die kann ich selber machen.“ Alles an dem Auto ist mechanisch, bis auf die Zündanlage, die er der Zuverlässigkeit wegen auf eine elektronische umrüsten ließ. Außerdem gibt es inzwischen in Deutschland mehrere Spezialisten, die alle Technik- und Blechteile zu vernünftigen Preisen nachfertigen. Das war damals in den 1980er-Jahren noch nicht so, erinnert sich Labor und lacht: „Damals mussten wir die Ersatzteilpakete aus England noch am Bahnhof abholen.“