Nach einem angespannten Jahr 2024 werde auch das Haushaltsjahr 2025 ein schwieriges werden: Dies hatte Stadtkämmerin Jeanett Meissner Mitte Juli bei ihrer Präsentation des Finanzzwischenberichts im Gemeinderat gesagt. Doch wie schwierig genau? Derzeit lässt sich das mit hinreichender Gewähr noch nicht sagen. Die aktuelle Situation ist eine Momentaufnahme: Sie zeigt die Tendenz, in welche Richtung sich die städtischen Finanzen zum jetzigen Stand entwickeln, mehr aber auch nicht. Dennoch lohnt ein Blick auf die wesentlichen Eckdaten.

Geht es den Markdorfer Unternehmen gut, geht es der Stadt gut. Wenige große Firmen, wie die SAP-Niederlassung, sind für den Löwenanteil ...
Geht es den Markdorfer Unternehmen gut, geht es der Stadt gut. Wenige große Firmen, wie die SAP-Niederlassung, sind für den Löwenanteil der Gewerbesteuereinnahmen verantwortlich. | Bild: Grupp, Helmar

Gewerbesteuer wird entscheidend sein

Wie jedes Jahr, wird sich vor allem an den Einnahmen durch die Gewerbesteuer zeigen, ob das Haushaltsjahr erfolgreich, also im Plus abgeschlossen werden kann. Und auch hier ist es ähnlich wie in den Vorjahren. Im ersten Halbjahr schwächeln die Gewerbesteuereinnahmen noch. Zur Jahreshälfte lagen die Gewerbesteuereinnahmen hochgerechnet aufs ganze Jahr noch um rund 1,1 Millionen Euro unter dem Planansatz.

Jeanett Meissner ist als Nachfolgerin von Michael Lissner seit April Stadtkämmerin von Markdorf. Ihre Botschaft ähnelt der ihres ...
Jeanett Meissner ist als Nachfolgerin von Michael Lissner seit April Stadtkämmerin von Markdorf. Ihre Botschaft ähnelt der ihres Vorgängers: Am Sparzwang müsse man unbedingt festhalten. | Bild: Grupp, Helmar

Im Rathaus plant man mit Einnahmen in Höhe von 9,5 Millionen Euro. In die Stadtkasse sind in den ersten sieben Monaten rund 4,3 Millionen Euro geflossen, macht aufs Jahr gerechnet rund 8,4 Millionen. Eine Prognose sei im Moment nicht möglich, hatte Meissner in der Ratsrunde betont. Doch sie sagte auch: „In der Vergangenheit konnte allerdings regelmäßig in der zweiten Jahreshälfte noch eine Verbesserung der Zahlen durch die Abschlüsse der Firmen erreicht werden.“

Trotz steigender Gebühren bleiben die Kindertageseinrichtungen (hier der Kiga Storchennest) immer ein Zuschussbetrieb für die Stadt. Das ...
Trotz steigender Gebühren bleiben die Kindertageseinrichtungen (hier der Kiga Storchennest) immer ein Zuschussbetrieb für die Stadt. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders. Nach aktueller Hochrechnung liegt man bei den Einnahmen zurzeit um 5000 Euro leicht hinter dem Planansatz. | Bild: Jörg Büsche

Viel hängt vom Verlauf der Konjunktur ab

Das heißt, je nachdem, wie sich die konjunkturelle Lage entwickelt und wie erfolgreich die Markdorfer Firmen in der zweiten Jahreshälfte am Markt agieren, kann die Verwaltung also durchaus noch ihr Planziel erreichen. Generell sei die Lage aber von vielen Unsicherheiten beeinflusst. Stichworte dazu: Der Zollstreit mit den USA, die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen und in Israel, unter anderem.

Auch der städtische Friedhof ist eine Einnahmequelle für die Stadtfinanzen. Hier übertreffen die Einnahmen aus den Bestattungsgebühren ...
Auch der städtische Friedhof ist eine Einnahmequelle für die Stadtfinanzen. Hier übertreffen die Einnahmen aus den Bestattungsgebühren bislang den Planansatz um 34.000 Euro deutlich. | Bild: Jörg Büsche

Richtet man den Fokus aufs Lokale vor Ort, ist vor allem die Entwicklung der Einnahmen über die Grundsteuern interessant. Mit der Grundsteuerreform im vergangenen Jahr mussten die Kommunen ihre Hebesätze ändern. Sie taten dies mit Hochrechnungen auf die künftigen Einnahmen, die sich durch die geänderten Bodenrichtwerte und Grundstückswerte ergeben würden. Wie exakt haben die Kommunen diese Veränderungen vorausberechnet? Vorgabe der Politik war, dass sie sich durch die Reform bei den Einnahmen aus den Grundsteuern nicht besser stellen dürfen als dies bisher der Fall war. Nicht nur Hausbesitzer, sondern auch Mieter schauen gespannt auf die ersten Ergebnisse.

Markdorf ist ein attraktiver Wohnort, die Gehrenbergregion eine beliebte Zuzugsregion. Das hat Auswirkungen auch auf den Wert der ...
Markdorf ist ein attraktiver Wohnort, die Gehrenbergregion eine beliebte Zuzugsregion. Das hat Auswirkungen auch auf den Wert der Grundstücke. Vor allem in den Hanglagen ist ihr Wert seit der Reform deutlich gestiegen. | Bild: Achim Mende

Der spannende Blick auf die Grundsteuer

Im Falle von Markdorf kann man sagen: Im Rathaus, oder besser: In den Gremien im zuständigen Gemeindeverwaltungsverband Markdorf haben die Sachbearbeiter sehr genau gerechnet. Die Zahlen: Bei der für private Grundstückseigentümer maßgeblichen Grundsteuer B haben Verwaltung und Gemeinderat den Hebesatz von bislang 350 auf nun 245 von Hundert festgesetzt. Sehr vereinfacht ausgedrückt heißt das, dass man in den Ämtern davon ausgegangen ist, dass durch die Reform die Mehrzahl der Grundstücke auf Markdorfer Gemarkung wertvoller geworden ist, der kleinere Teil hat an Wert eingebüßt. Mit dem geringeren Hebesatz soll erreicht werden, dass Besitzer teurer gewordener Grundstücke unverhältnismäßig mehr an Steuer entrichten müssen.

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Es wurde ziemlich exakt kalkuliert

Aktuell liegt man bei den Einnahmen bei der Grundsteuer B um rund 76.000 Euro über dem Planansatz. Der wiederum liegt für 2025 bei 2,37 Millionen Euro. Eingenommen wurden seit Jahresbeginn knapp 1,1 Millionen Euro, hochgerechnet ergäbe dies Einnahmen von knapp 2,45 Millionen. Die Abweichung liegt somit bei 3,23 Prozent. Daran zeigt sich, dass Markdorf bei der Bestimmung des neuen Hebesatzes recht genau kalkuliert hat – wie im Übrigen auch die Nachbargemeinden.

Der Hexenturm wird in diesem Jahr saniert. 260.000 Euro werden dem Planansatz zufolge 2025 in die Renovierung des Wahrzeichens der Stadt ...
Der Hexenturm wird in diesem Jahr saniert. 260.000 Euro werden dem Planansatz zufolge 2025 in die Renovierung des Wahrzeichens der Stadt investiert. | Bild: Jörg Büsche

Den Hebesatz für die Grundsteuer A, der für landwirtschaftliche Grundstücke maßgeblich ist, hat man nicht verändert, auf 320 von Hundert. Zwar hatte die Verwaltung vorgeschlagen, den Hebesatz auf 390 von Hundert zu erhöhen, doch der Gemeinderat hatte mit Verweis auf die unvollständige Datengrundlage beschlossen, den Hebesatz nicht zu ändern. Seinerzeit war jedoch klar gesagt worden, dass man die Grundsteuer A zum Jahresende nochmals einer eingehenden Prüfung unterziehen werde.

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Das Parkhaus Poststraße ist sanierungsbedürftig und wird es auch in den kommenden Jahren bleiben. Im Haushalt gibt es für solche Maßnahmen derzeit keine freien Mittel. | Bild: Jörg Büsche

Hier zeigt sich, dass man offenbar ein wenig zu vorsichtig kalkuliert hat. Denn die Einnahmen liegen um 26,4 Prozent unter dem Planansatz, in Zahlen: bislang 13.000 Euro zu wenig. Doch auch hier bremste Meissner im Gemeinderat ein: Derzeit seien noch 31 Prozent der Aktenzeichen ohne neue Veranlagung – also bestehen noch Ungewissheiten.