Bermatingen Die Rebhänge des Leopoldbergs waren lange Zeit prägend für das Orts- und Landschaftsbild der Weinbau-Gemeinde Bermatingen. Nachdem das Haus Baden auf dem – nun ehemaligen Weinberg – die Rebstöcke herausgerissen hat, soll eine Fläche am Weinfest-Platz an der Jägerstraße umgestaltet und künftig von der Gemeinde selbst betreut werden.
Planerin Hannah Deierling stellte im Gemeinderat das vom Stadt- und Landschaftsplaner-Büro Helmut Hornstein entwickelte Konzept für die Fläche vor. Zwei Hektar konnten gesichert werden. Eine Hälfte mit Weinreben wird der örtliche Winzermeister Mathias Dilger bewirtschaften. Für dessen Bereitschaft, auch in weinwirtschaftlich herausfordernden Zeiten Verantwortung für den Weinbau und das Landschaftsbild um Bermatingen zu übernehmen, sei die Gemeinde sehr dankbar, hieß es in der Sitzungsvorlage.
Es sei ein zukunftsweisendes Projekt, das auf den ehemaligen Weinbauflächen am Leopoldsberg realisiert werden solle, so Hannah Deierling. „Sie sehen ihren wunderschönen Ort und eine halb abgeräumte, wild vor sich hin wuchernde Wiese. Es kann nicht unbedingt die Zukunft dieser Fläche sein, auch wenn man sich vorstellt, sie würde intensiv als Acker oder Ähnliches bewirtschaftet. Das wäre nicht zwangsweise schön und erstrebenswert“, erklärte die Planerin. Es gehe einmal darum, die landschaftlich geprägte Kulturlandschaft, die das Umfeld von Bermatingen maßgeblich mitbestimme, weiterhin zu fördern, aber auch das Landschaftsbild weiter zu bereichern und einen abwechslungsreichen Übergang zwischen Ort und freier Landschaft zu schaffen, verbunden mit großer Aufenthalts- und Erlebnisqualität. Gleichzeitig wolle man die Gelegenheit nutzen, die Fläche als Ökokonto-Fläche zu entwickeln und Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten zu schaffen. Mit den Ökopunkten könne die Gemeinde bei der Entwicklung weiterer Bauvorhaben entlastet werden.
Kein großer Pflegeaufwand
Das Konzept sieht vor, das Areal in eine artenreiche Wiese umzuwandeln, diese mit frei wachsenden Feldhecken und Wildostbäumen zu strukturieren und einen Erlebniswert zu schaffen. Die Streuobstwiese mit den Wildobstbäumen werde im Frühjahr schön blühen, im Sommer hoffentlich ertragsreich sein und im Herbst eine schöne Färbung bringen. Hier sei an die bei Brennern beliebte Schlehe gedacht, an Wild- und Felsenbirne, Hagebutte und Vogelkirsche, die auch Nahrung für Tiere liefern. Auch verschiedene Nussarten wie Hasel- und Walnuss wären denkbar. Das Charmante am Wildobst sei der relativ geringe Pflegeaufwand. Im Bereich der Wege seien nur manchmal Baumpflege- und Sicherungsmaßnahmen notwendig, ab und zu müssten die Hecken geschnitten werden. „Das war‘s aber dann schon und ist kein so großer Aufwand wie bei einer Streuobstwiese, die man jedes Jahr durchgehen muss.“
Man habe es geschafft, die grobe Konzeption vorab mit der Unteren Naturschutzbehörde abzustimmen, die der ganzen Sache positiv gegenüberstehe. Es wurden lediglich kleine Verbesserungen wie die Vergrößerung der Abstände zwischen den einzelnen Baumgruppen angeregt, um größere Wiesenflächen zu erhalten. Sollte der Gemeinderat dem Konzept zustimmen, dann wolle man die Planung entsprechend ausarbeiten. Gemeinderat Fabian Dilger, (CDU) berichtete von den Ergebnissen seines Austauschs mit Kindergarten und Schule zu pädagogisch wertvollen Themen wie Obstlehrpfad oder Insektenhotels. Hannah Deierling begrüßte die Gedanken, zumal die Baumgruppen wegnah angeordnet würden. Der Gemeinderat beschloss die generelle Weiterentwicklung des Konzepts einstimmig.