Teurer als geplant wird der dritte Bauabschnitt im Sanierungsgebiet Ortskern in Bermatingen. Das berichtete Roland Sorg vom Ingenieurbüro Fassnacht, das für die technische Planung zuständig ist, in der jüngsten Gemeinderatssitzung. „Da werden wir nochmals eine Sparrunde drehen müssen“, schickte Bürgermeister Martin Rupp vorweg.

Der letzte Teil des Sanierungsgebiets umfasst die westliche Bahnhof- und südwestliche Schulstraße im Bereich um die Pfarrkirche St. Georg. Die technische Planung beruht auf der im Oktober 2024 vorgestellten überarbeiteten Gestaltungsplanung. Den Kostenanstieg führte Sorg auf die Hinzunahme größerer Fläche als ursprünglich vorgesehen zurück. Für den aufwendigen Grundlagenplan wurden die Daten aller unterirdischen Leitungen unterschiedlicher Sparten und aller Höhen für eine exakte Planung aufgenommen, um sie den Baufirmen für den Straßenausbau an die Hand geben zu können.

„Wir müssen auch den alten Kanal zwingend austauschen. Günstiger als jetzt beim Straßenausbau bekommen sie das nie mehr“, sagte Sorg. Hier handelt es sich um rund 100 Meter von der Bahnhofstraße bis in den Kreuzungsbereich Ziegeleistraße. Bei der Wasserleitung handelt es sich um ein größeres Paket. „Die gegenüber Erschütterungen sehr empfindlichen Graugussleitungen, die bis Anfang der 60er-Jahre verbaut wurden, sind zu alt und mit einem Durchmesser von 18 Zentimetern viel zu klein“, erklärte der Ingenieur und empfahl hier ebenfalls einen Austausch. Hier handelt es sich um 500 Meter Wasserleitung.

Die Straße Richtung Ziegelei soll um 1,50 Meter verbreitert werden. Von der Bahnhofstraße bis zur Ziegeleistraße muss der Kanal ...
Die Straße Richtung Ziegelei soll um 1,50 Meter verbreitert werden. Von der Bahnhofstraße bis zur Ziegeleistraße muss der Kanal ausgetauscht werden. | Bild: Christiane Keutner

Nach dem Vorbild der bisherigen Sanierung werden alle Oberflächen zum entsprechenden Standard komplett erneuert. Bei den Oberflächen gibt es eine Kombination aus Asphaltfläche und Natursteinpflaster; bei den Randeinfassungen kommen nur Natursteine zur Auswahl, die Rinnen werden mit Granitgroßpflaster gebaut. „Wir haben streng nach den Vorgaben geplant und nur kleinere Lageabweichungen in Abstimmung mit Jan Currle (Architekt und Städteplaner) vorgenommen“, sagte Sorg.

Es bleibt bei der Mindestbreite der Straße von 3,50 Metern. Zwischen Rinnenpflaster und Hofflächen wäre ein schmaler Streifen von 30 oder 40 Zentimetern entstanden. Statt dem teureren und für Lockerungen anfälliges Kleinpflaster hatte das Ingenieurbüro vorgeschlagen, die Rinne an die Grundstücksgrenze zu schieben, um drei verschiedene Pflasterungen zu vermeiden, was Currle mitgetragen habe. Dadurch wäre mehr Platz für die Straße.

Für den diskutierten Zugang zur Kirche an der Schulstraße schlug Sorg eine relativ platzsparende Rampe mit Geländer aus korrosionsbeständigem Cortenstahl vor, das in seiner modernen Art gut zur alten Kirchenmauer passe. Noch nicht abschließend geklärt sei, wem die Mauer gehöre, so Ortsbaumeister Antonino Lamanna. Stand derzeit sei, dass die Gemeinde den Kiesweg und die Mauer unterhalten und pflegen müsse, antwortete er auf die Frage von Rätin Angelika Bernhardt-Welte.

Untersucht werden soll auch der Zustand der alten Wasser-Hausanschlüsse, die oft Verursacher von Wasserverlusten seien – zu Lasten der Allgemeinheit, die die Verluste mittragen müsse. Deshalb sollte man diese ersetzen. Rund 3000 Quadratmeter Straßenfläche seien zu erneuern. Enorm gestiegen seien Materialpreise, Energiekosten, Löhne und die Entsorgungskosten. „Wir müssen jedes Material vor Ort beproben, bevor wir es wegfahren.“ Die relativ genau ermittelte Kostenschätzung, Risiken des Bestands nicht mit eingerechnet, belaufe sich auf etwa 1,6 Millionen Euro brutto. Bei der Ausschreibung komme es auf viele Faktoren an, die sich positiv wie negativ auswirken könnten: Ob ein Unternehmen gerade Interesse und freie Kapazitäten habe oder wie weit die Anfahrt sei.

Werden die Parkplätze gebaut oder nicht? Alles eine Frage des Geldes.
Werden die Parkplätze gebaut oder nicht? Alles eine Frage des Geldes. | Bild: Christiane Keutner

Etwa eine halbe Million Euro Mehrkosten stehen der im Haushaltsplan veranschlagten Summe von 354.000 Euro gegenüber. Der Ausreißer sei überwiegend im Bereich Straßenbau zu finden, so Rupp, auf die ursprünglich nicht vorgesehene Mehrfläche Richtung Ziegeleistraße verweisend. Darauf entfielen circa 250.000 bis 300.000 Euro. Hinzu kommen allgemeine Kostensteigerungen und auch die Entsorgung war nicht berücksichtigt. „Dieses Delta ist natürlich unbefriedigend.“ Jetzt müsse man sich bei der aktuellen Haushaltslage überlegen, ob man den Kostenfaktor Pflaster reduzieren oder auf Parkplätze im Bereich des Pfarrhauses und die Rampe verzichten könne. Bei der Mehrfläche Richtung Ziegeleistraße könne man mit einer gewissen Refinanzierung durch zu prüfende Erschließungsbeiträge rechnen. Aber in erster Linie habe die Gemeinde die Mehrkosten zu tragen. „Insgesamt müssen wir aber von den Kosten deutlich runter.“

Roland Sorg verwies auf den bereits ersatzlos gestrichenen Fußweg als eingesparten Punkt. LBU-Gemeinderat Karsten Küpfer erinnerte an das Vorhaben von Planer Currle, ihnen Preise für die einzelnen Vorhaben zukommen zu lassen. Stattdessen gebe es nur eine Gesamtsumme. Bevor man Vereinbarungen mit der Kirche treffen müsse, wolle man abwarten, welche Maßnahmen man streiche, so Rupp auf die Frage von Gerold Müller (LBU), wann die Besitzerverhältnisse geklärt seien. Anja Kutter (SPD) benannte die Problematik großer überpflasterter Flächen: Sie seien teurer als Asphalt, da uneben unkomfortabel für Rollstuhl- und Radfahrer und kleine Stolperfallen. Insgesamt fehle ihr die Übersicht über Maßnahmen, die sein müssten oder auf die man verzichten könne. „Ich habe kein Gefühl dafür, wo Einsparpotential ist.“

Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, mit den Planern nach Einsparmöglichkeiten zu suchen. Danach wird das Gremium erneut beraten. „Wir wollen gern zeitnah Ergebnisse sehen, damit wir schnell weiterkommen und das Sanierungsgebiet abschließen können“, so Rupp.