Es ist einiges los bei der ZLT Zeppelin Luftschifftechnik im Sommer 2005. Zum einen übernimmt Thomas Brandt den Chefposten. Zum anderen kann Brandt direkt zum Start seines neuen Amtes im Juli eine vielversprechende Kooperation verkünden: Für den größten Diamantenproduzenten der Welt, De Beers, soll der Prototyp des Zeppelin NT zwei Jahre lang in Afrika bei der Suche nach Edelsteinen eingesetzt werden.
Mit geologischen Messgeräten an Bord soll das Luftschiff über Namibia, Südafrika und Botswana unterwegs sein und Edelsteinvorkommen aufdecken, berichtet am 8. Juli 2005 der SÜDKURIER. Dafür sei der Zeppelin wegen seines ruhigen Flugs voraussichtlich besser geeignet als Hubschrauber oder Flugzeuge. Der neue Geschäftsführer sieht darin ein mögliches neues „Marktstandbein, neben Tourismus-Rundflügen, Werbe- und Überwachungsflügen“. Mindestens 5,5 Millionen Euro sei De Beers der Einsatz des Luftschiffes wert, heißt es im Bericht.
Transport über den Seeweg
Anfang August fliegt das Luftschiff in Friedrichshafen los, der Name De Beers prangt da bereits auf der Hülle, wie auf einem Foto zu sehen ist. Zunächst geht es nach Amsterdam. Wenige Tage später berichtet diese Zeitung, dass der Zeppelin auf einem 160 Meter langen Frachter, verzurrt zwischen zwei Containern, zu seiner rund 30-tägigen Seereise nach Südafrika aufgebrochen ist.
Exakt einen Monat später die nächste Meldung: Der Zeppelin „Friedrichshafen“ ist in Kapstadt eingetroffen. Die Ankunft verläuft allerdings nicht ganz glatt. Demnach scheitert ein Versuch, den Zeppelin vom Frachter zu entladen, am hohen Wellengang. Es gelingt dann aber doch. Passanten staunen nicht schlecht, als der Zeppelin NT am Tafelberg in Kapstadt vorbeifliegt, heißt es am 6. September.

Kurz vor Weihnachten ist das Luftschiff dann in Jwaneng im südlichen Afrika. Dort erreicht der SÜDKURIER die Häfler Crew. „Ob wir einen Weihnachtsbaum kriegen, wissen wir noch nicht“, wird Zeppelin-Pilot Fritz Günther zitiert. Die Stimmung komme aber auch bei 34 Grad im Schatten nicht so recht auf.
Flüge ab dem späten Nachmittag
Der Pilot schildert auch, wie die Zeppeliner in Afrika arbeiten. Der Hitze wegen starten die Flüge demnach ab dem späten Nachmittag und dauern bis tief in die Nacht. Der Zeppelin zieht dann seine Schleifen über der Wüste, während die Geräte die Landschaft durchleuchten.

Im Frühjahr 2006 wird vermeldet, der Zeppelin solle nicht nach Friedrichshafen zurückkehren. Nach der Diamantensuche könnte er eventuell bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika eingesetzt werden, so Geschäftsführer Thomas Brandt damals. Falls daraus nichts wird, soll der Zeppelin zerlegt werden, einige Teile könnten zurück nach Friedrichshafen kommen.
Im August 2006 folgt der nächste SÜDKURIER-Bericht. „Zeppelin NT schlägt Flugzeug“ lautet die Überschrift. Der Diamantenkonzern De Beers hat demnach auf einer Geologen-Konferenz die Erkenntnis präsentiert, dass die Daten, die mit dem Zeppelin erhoben werden, deutlich besser als die aus Flugzeugen sind. Es ist noch offen, ob die Zusammenarbeit um ein weiteres Jahr verlängert wird, laut Thomas Brandt gibt es aber auch Anfragen anderer Firmen für ähnliche Einsätze. Eventuell könne zu diesem Zweck sogar ein weiterer Zeppelin gebaut werden.
15 Monate fliegt der Zeppelin-Prototyp Anfang 2007 bereits über Afrika, zum Zeitpunkt eines Berichts ist er in der Jahresinspektion. Es gibt mittlerweile sogar eine eigene Halle für das Luftschiff in Afrika, in der die Arbeiten stattfinden. Weiterhin fehlt die Zusage von De Beers, ob der Zeppelin ein weiteres Jahr zur Diamantensuche eingesetzt wird.

Ein jähes Ende
Dann kommt das jähe Ende des Einsatzes in Afrika. „Am Boden zerstört“ titelt der SÜDKURIER. Eine Windhose erwischt den Zeppelin am 20. September 2007, als er am Mastfahrzeug in Botswana festgemacht ist. Er kracht mit dem Leitwerk auf den Boden und bleibt seitlich liegen. Ein Mitarbeiter sitzt zu dem Zeitpunkt angeschnallt auf dem Pilotensitz und bricht sich einige Rippen. Das Luftschiff ist hinüber: „Der Schaden wird nicht mehr zu reparieren sein“, so Thomas Brandt.
Zehn Jahre und einen Tag liegt der Erstflug des Zeppelins damals zurück. Nur 36 Stunden vor dem Unglück hat ZLT-Prokurist Michael Schieschke (heute Chief Operation Officer des Unternehmens) in Botswana über die Verlängerung des Vertrags mit De Beers verhandelt, heißt es in einem Bericht.
Nach dem Vorfall fliegt auch Thomas Brandt nach Afrika, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Am 4. Oktober zeigt der SÜDKURIER Bilder der Überreste des Luftschiffes, die in der botswanischen Hauptstadt Gaborone lagern. Thomas Brandt spricht von einem Schaden „im unteren siebenstelligen Bereich“, die Versicherung werde ihn zahlen. „De Beers würde ein weiteres Luftschiff nehmen, wenn wir sofort eines hätten“, wird Brandt weiter zitiert. Es gibt allerdings keins.
Das war es also mit dem Zeppelin in Afrika. Eine weitere Zusammenarbeit zwischen De Beers und den Häflern ist nicht bekannt. Eine Anfrage zu den Vorgängen damals ließen der südafrikanische Diamantenproduzent und die ZLT unbeantwortet.