Die Bürger strömten am Freitagvormittag in Massen zur Bürgerversammlung rund um das Thema Brückenneubau in Untersiggingen. Diana und Sven Kirschner, Betreiber der Tankstelle in Untersiggingen, hatten dazu eingeladen, um über die Probleme zu sprechen, die die Totalsperrung der L 204 und der damit durchschnittene Ort mit sich bringen. Anwohner, Gewerbetreibende und Landwirte äußerten außerdem ihren Unmut über die aus ihrer Sicht mangelhafte Umleitung während der Bauarbeiten.
Vor dem Fuchsbau (Vereinsheim der Untersigginger Füchse) in unmittelbarer Nähe zur Brückenbaustelle über die Deggenhauser Aach hatten sich viele Teilnehmer bereits heftig diskutierend versammelt, als Bürgermeister Fabian Meschenmoser und Hauptamtsleiter Peter Nothelfer sowie zahlreiche Gemeinderäte den Ort des Protests erreichten.

Auch der geladene FDP-Landtagsabgeordnete Klaus Hoher war gekommen: „Ich möchte sehen, was sich für eine Lösung ergibt, damit die Gemeinde Deggenhausertal nicht auf lange Zeit abgeschnitten ist.“ In seiner Funktion als Landtagsabgeordneter wolle er sich beim Regierungspräsidium (RP) gegebenenfalls für eine gute Lösung einsetzen.

Die ebenfalls eingeladenen Vertreter des Regierungspräsidiums in Tübingen, des Straßenbaumamts und der Bauleiter waren nicht gekommen. „Von den Behörden kommt niemand, weil es keine offizielle Veranstaltung ist“, erklärte Meschenmoser, der sich somit allein dem Ärger der Menschen aussetzte.
Nach einem Treffen mit dem Regierungspräsidenten Klaus Tappeser und verschiedenen Behördenvertretern am 29. Mai in Untersiggingen – auf Veranlassung der Familie Kirschner – hätte es am vergangenen Dienstag ein Behördentreffen mit dem Ziel gegeben, eine Lösung für die mögliche Ausweichstrecke für Bewohner parallel zum Bauhof der Gemeinde zu finden. Hier dürfen bei einer dauerroten Ampel derzeit nur Schulbusse und Rettungsdienste passieren.

„In den Pfingstferien, also ab kommenden Dienstag, wird auf der Strecke parallel zum Bauhof an drei Punkten eine Ampelanlage eingerichtet und hier können der Linienbusverkehr, landwirtschaftliche Fahrzeuge und Fahrzeuge mit bis zu 3,5 Tonnen durchfahren“, gab der Bürgermeister unter dem Beifall der Anwesenden als Ergebnis der Gespräche bekannt.
Außerdem würde ab 19. Juni jeweils dienstags ab 14 Uhr Bauleiter Franz Ditz an der Baustelle zum Baufortschritt Rede und Antwort stehen. Meschenmoser, der betonte, dass die Gemeinde nicht Herr des Verfahrens sei, sah sich dennoch schier endlosen Fragen und Kommentaren ausgesetzt.
Sandra Linnig-Föhl wollte wissen: „Warum verschiebt man nicht den Bauzaun beim Bauhof und legt die Straße dort zweispurig an? Was sollen die Landwirte in der Erntezeit machen? Wir sind komplett abgeschnitten und haben nicht mal einen Altglascontainer hier.“

Und Georg Schnitzler fragte: „Wo waren der Gemeinderat, die Verwaltung und der Bürgermeister, als das Projekt angestoßen wurde?“ Jetzt könne man nichts mehr erreichen, es sei alles Makulatur und es bleibe nur die Bauzeit zu verkürzen. Die Fragen, Anregungen und Stellungnahmen wurden vor Ort erfasst und sollen jetzt dem Regierungspräsidium zur Verfügung gestellt werden.
„Es ist ein tolles Gefühl, wie sich der Platz gefüllt hat“

Frau Kirschner, wie beurteilen Sie die von ihnen initiierte Bürgerversammlung?
Ich bin sehr positiv überrascht, wie viele Menschen gekommen sind. Es ist ein tolles Gefühl, wie sich der Platz gefüllt hat.
Was sagen Sie zum Statement des Bürgermeisters?
Ich hätte mit einer positiveren Lösung gerechnet, zumal wir Vorschläge, wie Versetzung des Bauzauns am Bauhof und Anlieger frei, eingereicht hatten. Die Lösung ist nicht zufriedenstellend für die Bürger in Untersiggingen.
Was halten Sie davon, dass von den Behörden (außer der Gemeinde) niemand zur Bürgerversammlung gekommen ist?
Bei uns hat niemand abgesagt und es ist sehr schade, dass wir nur die Gemeinde, aber nicht das Regierungspräsidium befragen konnten.
Wie sehen Sie das Engagement der Gemeinde?
Ich denke, die Gemeinde hat sich jetzt ins Zeug gelegt, war kooperativ und hat uns unterstützt. Ich habe ein gutes Gefühl, dass die Bürger zusammenhalten, sich nicht zufrieden geben und wir bleiben mit den Einwohnern in Kontakt und wenden uns weiterhin an das Regierungspräsidium.
Sperrung
Seit dem 14. Mai ist die Landesstraße 204 in der Ortsdurchfahrt Untersiggingen gesperrt. Die Aachbrücke muss durch einen Neubau ersetzt werden. Die Bauarbeiten sollen bis Ende Oktober andauern. Weil sich Bürger, Landwirte und Gewerbetreibende mit der Dauer der Baustelle sowie der großräumigen Umleitungsstrecke nicht abfinden wollen, hatten Diana und Sven Kirschner, die die Tankstelle in Untersiggingen betreiben, zu der Veranstaltung eingeladen.