Deggenhausertal Der Kindergarten in Untersiggingen besteht seit 50 Jahren. Aus diesem Anlass wird es am 17. Mai ein Fest geben. Wie war die Entwicklung dieser fürs Tal so wichtigen Einrichtung? Der Kindergarten wurde 1975 als kirchlicher Kindergarten gegründet. Zu Anfang gab es zwei Gruppen mit jeweils 30 Kindern, die jeweils zur Hälfte am Vormittag und am Nachmittag betreut wurden. Zuständig vonseiten der Kirche war Pfarrer Lemperle, die erste Kindergartenleiterin war Carla Hilmes.

Ab 1976 war Maria Fischer (später Benz) zunächst Praktikantin und ab 1977 Erzieherin. Maria Benz erinnert sich: „Es war damals schon recht stressig, mit jeweils 30 Kindern am Vormittag und 30 am Nachmittag.“ Auf das Religiöse sei sehr viel Wert gelegt worden. Man habe viele Feste organisiert, etwa Feste für die Eltern, Tanz in den Mai und das große Sommerfest, das fast zum Dorffest wurde. „Bei der Fasnacht haben wir einen Rasenmähermotor zu einer Lokomotive umgebaut und ich bin damit mit den Kindern durchs Dorf gefahren. Nur wurde vergessen, den Motor aufzutanken und so mussten die Eltern irgendwann den Zug schieben“, freut sich Benz noch heute über den Fauxpas. Im Jahr 1990 wurde im heutigen Dorfgemeinschaftshaus eine dritte Gruppe eingerichtet.

Gemeinde übernimmt 2003

Als Pfarrer Bernhard Herbstritt die administrativen Aufgaben zu viel wurden, konnte er 1997 Elfriede von Ow-Haag als Kindergartenbeauftragte gewinnen, die diese Aufgabe bis zum Jahr 2015 innehatte. „Es war damals schwierig, mit der Kirche Personal für den Kindergarten zu gewinnen. Einmal mussten wir eine Bewerberin erst taufen und firmieren, weil sie nicht katholisch war“, erinnert sich von Ow-Haag. Und warum hat sie eine so enge Verbindung zum Kindergarten? „Ich unterstützte damals mit der Landjugend das Sommerfest des Kindergartens und Gerhard Haag kam mit seinen Kumpels zum Frühschoppen. Da haben wir uns kennengelernt und später geheiratet“, berichtet von Ow-Haag. Der Kindergarten war bis Juli 2003 in kirchlicher Trägerschaft und hieß bis dahin Kindergarten St. Martin. Ab August 2003 wurde er in kommunale Trägerschaft übernommen. Zu jenem Zeitpunkt wurde der Kindergarten zu Kindergarten Untersiggingen umbenannt.

Der Ehrenbürger der Gemeinde Deggenhausertal und damalige Bürgermeister Knut Simon erinnert sich: „Die Umwandlung des Kindergartens in Untersiggingen von einem kirchlichen in einen gemeindlichen Kindergarten erfolgte, weil der Anteil der Gemeinde an den ungedeckten Kosten immer höher stieg und weil wir nicht bereit waren, den überwiegenden Anteil am Abmangel zu tragen, ohne tatsächliches Mitspracherecht.“ Dies hatte der Gemeinderat bei einer früheren Erhöhung des Abmangelanteils beschlossen. Das Grundstück, auf dem der Kindergarten steht, war in Gemeindeeigentum und natürlich auch das Gebäude. Das war aber nicht der ausschließliche Grund. Mit drei Kindergärten in kommunaler Hand konnte viel leichter auf personelle Engpässe in den einzelnen Kitas reagiert werden, denn es kam immer vor, dass plötzlich in einer Kita eine Erzieherin fehlte. Zum Kinderhaus wurde das Areal 2012, als die Gemeinden verpflichtet wurden, auch für unter Dreijährige Plätze anzubieten. Deggenhausertal war damals eine der ersten Gemeinden im Bodenseekreis, die dies umsetzte – und es gab eher die Sorge, dass es nicht angenommen wird. Simon weiter: „Die Kosten weiß ich nicht mehr, aber mit dem Ausgleichsstock war es zu meistern. Als meine ältere Tochter den Kiga in den 80er-Jahren besuchte, gab es Vor- und Nachmittagskinder. Das heißt, ein Teil der Kinder durfte nur vormittags und der andere nur nachmittags kommen. Durch den Bau des Kiga in Deggenhausen konnten wir diesen Missstand beheben.“

Der Schulhausmeister Bernhard Schäfer beförderte die Kinder in einem VW Bully in den Kiga. Durch die Übernahme der Kita konnte die Gemeinde viel schneller auf Veränderungen reagieren. Im Jahr 2017 wurde nochmals um- und angebaut. Bürgermeister Fabian Meschenmoser: „Auch nach 50 Jahren ist der Kindergarten in Untersiggingen sehr beliebt, auch dank der Leitung und der Erzieherinnen.“ Mit drei Kindergärten sei man im Tal gut aufgestellt, könne flexibel reagieren, es gebe keinen Personalmangel. Vielleicht könne man nicht immer dem Wunschort der Eltern entsprechen, aber es würden jederzeit die erforderlichen Plätze zur Verfügung gestellt. „Aktuell haben wir 64 Kinder im Kindergarten in Untersiggingen und eine Kapazität von 74 Plätzen“, ergänzt die Leiterin Evelyn Seminara.

Zu den Aufgaben des Kindergartens befragt, berichtet Seminara, früher galt es, die Kinder zu betreuen, zu begleiten und auch zu fördern. Hier konnte man allein oder zu zweit eine Gruppe mit 25 bis 28 Kindern gut betreuen, was heute undenkbar ist. Heute seien die Anforderungen an die Erzieher durch Vorgaben, Anforderungen und Rahmenbedingungen deutlich gewachsen. Deshalb sei der Personalschlüssel um einiges höher. Bei einem Kostendeckungsgrad von knapp 14 Prozent – angestrebt sind 20 Prozent – leistet die Gemeinde Jahr für Jahr erhebliche Zuschüsse zu den Kindergärten.